Doppel-Review: Vierkanttretlager / Zugezogen Maskulin in Freiburg

Junge Vertreter deutschsprachiger Musik zog es in der ersten Oktoberhälfte nach Freiburg: Am 3.10. spielten Vierkanttretlager im The Great Räng Teng Teng und am 15.10. taten es ihnen Zugezogen Maskulin im Schmitz Katze gleich.

 

Aus dem hohen Norden ging es für Vierkanttretlager am 3. Oktober in den tiefen Süden. Und die Reise von Hamburg nach Freiburg hat sich für die vier jungen Herren durchaus gelohnt. Denn auch wenn der sympathische Rock’n’Roll-Club The Great Räng Teng Teng eher für gemütliche Wohnzimmeratmosphäre als für Großraumunterhaltung bekannt ist, fand sich eine recht umfangreiche Anhängerschaft in der Grünwälderstraße im Herzen der Breisgaumetropole ein. Zu Stücken des aktuellen Albums „Krieg & Krieg“ wurde die anstrengende Woche ebenso hinter sich gelassen wie zu den modernen Bandklassikern ihres bekanntesten Werkes „Die Natur greift an“. Das Publikum brauchte trotz des Samstagabends seine Zeit, um gelöst auf die Band zu reagieren. Bock hatten am Ende dennoch alle.

 

Ob das in „Fotoalbum“ eingesetzte Schifferklavier oder der melancholische Mitsingchorus in „Hooligans“ – die Band weiß, wie man musikalische Highlights setzt. Sänger Max Richard Leßmann sprach mit tiefgetrimmter Stimme zwischen den Liedern aus, was ihm auf dem Herzen lag. So ließ er es sich nicht nehmen, von seinem letzten Freiburgbesuch zu berichten, der – dank Innenstadtbächle – mit einem gebrochenen Fuß endete. Nach rund 90 Minuten, die ohne das Anheizen einer Vorgruppe auskamen, war Schluss und das Great Räng Teng Teng schnell wieder so gut geleert, dass der Gang zur Bar ohne Körperkontakt angetreten werden konnte. Vierkanttretlager haben an diesem Abend gezeigt, dass sie eine sympathische Band mit großartiger Musik sind, die trotz Casper-Support den nächsten Schritt noch vor sich haben. Freiburg drückt nach diesem Abend die Daumen.

 

 

Eine lange Schlange bildete sich am 15. Oktober vor den Toren von Schmitz Katze, denn alle wollten Grim104 und Testo aka Zugezogen Maskulin auf ihrem Freiburg-Stop im Rahmen der „Endlich wieder Geld“-Tour sehen. Als die wartenden Gäste vor den Türen schlussendlich im Inneren des beliebten Kultur- und Szenetreffpunkts eintrafen, platzte er aus allen Nähten, was zeitweise sogar zu Stau vor dem Herrenklo führte. Die beiden Wahlberliner befeuerte dieser Andrang sichtlich, denn als die ehemaligen rap.de-Praktikanten gegen 21 Uhr die Bühne zu „Endlich wieder Krieg“ stürmten, rollte der metaphorische Panzer gleich mit ihnen ein. Von der ersten Minute an sprangen und grölten die vordersten Reihen, als hätten ZM die Freiburger aus einem jahrzehntelangen Konzertkoma geweckt.

 

Die selbsternannten Trap-Marxisten durchschwitzten bei so viel Hingabe nicht nur ihre T-Shirts, sondern auch die wöchentliche Handtuchration eines gutbesuchten Saunaclubs. Doch die großen Highlights waren dabei nicht nur die ausgiebige Sektdusche mit dem Publikum oder der geigespielende DJ Kenji Fourfiveone. Das gepflegte Durchdrehen ohne Rücksicht auf Verluste zu brustkorbzereissendem Sound stachelte auch die zurückhaltensten Erziehungs- und Politikwissenschaftsstudenten unter den Gästen an. Ob ältere Stücke von „Kauft nicht bei Zugezogenen“ („Häuserkampf“), Songs von Grims Solo-EP („Frosch“) oder aktuelle Lieder vom „Alles brennt“-Tonträger, Zugezogen Maskulin haben so viel Lärm gemacht, dass man die lebensbejahende Message auch noch auf dem Oranienplatz der bundesdeutschen Hauptstadt hören konnte.

 

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