Eels in Stuttgart: Wie ein Witz, der so oft erzählt wird, bis er wieder lustig ist
27.8.2013 - Stuttgart, Theaterhaus
Wenn Eels Konzerte geben, dann spielen sie zuerst drei Zugaben und dann das eigentliche Konzert. So geschehen vergangenen Dienstag im Stuttgarter Theaterhaus.
„I think about how I wanted to drive off that bridge when I was a teenager and how I’d been told that I would starve if I tried to do something with my music. If only someone could’ve told me when I was younger that one day I’d be standing on the stage at the Royal Albert Hall, singing my songs to thousands of appreciative listeners”, textete Mark Oliver Everett in seiner niedergeschriebenen Therapiesitzung “Things That Grandchildren Should Know”. Jetzt ist das Stuttgarter Theaterhaus weder die Royal Albert Hall, noch fasst sie tausende von dankbaren Zuhörern. Der Sinn ist jedoch auf die baden-württembergische Landeshauptstadt und eine ihrer größten Konzert-Locations übertragbar.
Die Einen würden Anzugtypen und Zottelmenschen sagen, einen durchmischten und verdammt netten Haufen von Menschen haben vermutlich die Anderen gesehen. Auch wenn sich die Konzertbesucher während der Eels-Show nicht unbedingt mit Elan und Bewegung bekleckert haben. Es wurde eher interessiert beobachtet, statt frenetisch gefeiert. Das Publikum zu Beginn mit Rock’n’Roll zu überzeugen, dann wieder herunterzuholen und anschließend noch einmal mit Hits Gas zu geben, ist eine profunde Methode, einen musikalischen Spannungsbogen aufzubauen. Doch so viel kaltes Kalkül möchte man Everett aka E und seinen Eels, die in ihren schwarzen Adidas-Trainingsanzügen eher wie eine Breakdance-Crew aus Mott Haven als eine Rockband aus Virginia aussahen, gar nicht unterstellen. Statt Windmills und Backspins gab es dann auch Umarmungen zwischen E und seinen Bandmitgliedern. Diese dankte es ihm mit einer Verfremdung des Bealtes-Klassikers in „Let It E“.
Nach einer guten Stunde verschwanden die fünf Herrschaften von der Bühne. Die Zugabenscharade sollte zu diesem Zeitpunkt aber erst beginnen. Denn noch bevor sich das Publikum denken konnten, dass man mit „Fresh Blood“ keine Show beenden könnte, standen Eels schon wieder auf der Bühne. Und dann noch einmal und noch einmal bis letztendlich drei Zugaben gespielt wurden. Endlich hatte ein Roadie erbarmen und knipste das Licht an, die halbe Halle verließ das Szenario und… ja, und Eels betraten erneut die Bühne. Wie ein Witz, der so oft erzählt wird, bis er wieder lustig ist. Bei voller Hallenbeleuchtung und mit halbgefülltem Raum spielten sie erneut zwei, drei Stücke runter.
Am Ende fehlte trotzdem eine ganze Stange an Hits. Weder „Novocaine For The Soul“, „Hey Man (Now You’re Really Living), noch “Beautiful Freak” wurden gespielt. Dafür schafften es – für Eels typisch – Coverstücke wie “Beast Of Burden” von Bette Midler auf die Setlist. Das grandiose und überraschende Finale kann aber nicht über das leichte Gefühl hinwegtäuschen, dass das Konzert in einer halb so großen Halle vielleicht besser funktioniert hätte. Doch kann man E und seinen Mannen Erfolg am Kartenschalter vorwerfen? Ich denke nicht und freue mich nach wie vor über die vielleicht besten Zugaben, die ich jemals auf einem Konzert gesehen habe.
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