Kurz & knapp #68: Diplo, Little Simz, Die Goldfische, One Day At A Time…
So viele Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringen wir es daher auf den Punkt. Dieses Mal dabei: Three For Silver, Diplo, Lafawndah, Lophiile, Pkew Pkew Pkew, Little Simz, Die Goldfische, One Day At A Time, Paddleton & Was Männer wollen.
Obwohl Three For Silver nur aus drei Personen besteht, holen die Portlander einiges aus ihrem Sound heraus. Ein weiterer Beleg hierfür: Das neue Album „Blue Ruin“. Als Folk-Punk beschreibt das Trio die von Klezmer-Elementen durchtränkte Musik. Kontrabass, Violinen und Klarinetten treffen auf eine hohe Frauen- und eine tiefe Männerstimme. Dabei beginnen die sieben Stücke häufig ruhig, driften dann aber ins Dramatische ab. Das erzeugt nicht nur Tanzlust, sondern auch Gänsehaut. +++ Diplo fühlt sich auf dem kompletten Erdball zuhause. Entsprechend versammelt er auf „Europa“ Künstler aus allen Ecken der Welt und mischt deren Stil mit dem Major-Lazer-Sound. Neben Bizzey aus Holland und Burna Boy aus Nigeria singt beziehungsweise rappt auch Bausa aus Bietigheim-Bissingen. Dass dieses Weltmusikprojekt auf die Charts schielt, dürfte niemanden überraschen. Abwechslung bringt Diplos musikalische Weltreise im EP-Format trotzdem. +++ Weltenbummlerin Lafawndah veröffentlicht mit “Ancestor Boy“ ein Album, das irgendwo zwischen Björk und R’n’B eine eigene Identität gefunden hat. Verschachtelt und zugänglich zugleich legt sich die Wahl-New-Yorkerin weder auf Sprache noch Stimmung fest. Die Musikerin presst in jede Zeile, in jeden Takt Emotionen. Authentisch, melodiös, herausfordernd – wer sich darauf einlässt, hat an „Ancestor Boy“ lange Freude.
Ob Freddie Gibbs, Skrillex oder H.E.R. – Produzent Lophiile legt sich nicht auf Genres fest. Auf der „To Forgive EP“ präsentiert er zeitgenössischen Jazz – mal mit Gesangsunterstützung, mal ohne. Dabei nutzt der 28-Jährige sowohl Instrumente als auch Samples, baut sein Haus aber stets auf ein Fundament aus Hip-Hop-Rhythmen. Gelungenes Werk, das mit Blue Note Records das richtige Zuhause fand. +++ Auf Pkew Pkew Pkews selbstbenannten Debüt von 2016 soff sich das Punkrock-Quartett den Bandalltag noch schön. Der Nachfolger „Optimal Lifestyles“ geht ins Detail und ergründet, weshalb die Kanadier sind wie sie sind. Schonungslos ehrliche Texte treffen auf eingängige Melodien, die das festgefahrene Erwachsenenleben auf den Punkt bringen: „What did I do with my day? / I worked some pointless job that I hate / We keep making mistakes / We keep making these jokes about living the dream”. +++ Dass weibliche Rapper keinen männlichen Habitus einnehmen müssen, um stark zu wirken, beweist Little Simz. Auf ihrem dritten Album „GREY Area“ kotzt sich die Britin über Sexismus, Rassismus und all die anderen schrecklichen Ismen aus. Ohne Klischeebilder zu bedienen, macht die 25-Jährige einen so coolen wie intelligenten Eindruck. Ihre Fähigkeiten am Mic und die organisch klingenden Beats runden das Paket ab.
Tom Schilling, Jella Haase, Axel Stein, Kida Khodr Ramadan und Klaas Heufer-Umlauf – für Die Goldfische versammelte Nachwuchs-Regisseur Alireza Golafshan einen deutschen Allstar-Cast. Schilling spielt Workaholic Oliver, der nach einem schweren Autounfall unter einer Querschnittslähmung leidet. In einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen findet er erst eine Zweckgemeinschaft und dann einen neuen Lebenssinn. Wie es nicht anders zu erwarten war, bedient sich „Die Goldfische“ eines einfachen Humors, der sich einzig und allein aus den Handicaps speist. Der Film führt die Figuren aber nicht vor, sondern stellt sie als das dar, was sie sind: Sympathische Menschen mit Emotionen und Ideen. Die schauspielerischen Leistung – gerade von Stein – machen aus der Dramedy einen gelungen Gutfühlfilm. +++ Was zwei Staffeln hervorragend funktionierte, führt One Day At A Time in der dritten Season fort. Die Netflix-Sitcom regt Lachmuskeln und Tränendrüsen an, indem sie die kubanisch-amerikanische Familie Alvarez mit kleinen und großen Problem konfrontiert. In einem stärkeren Fokus steht diesmal Vermieter Schneider, der mit einem Rückfall in seine Alkoholsucht kämpft. Auch Rassismus, Depressionen und LGBTQ-Rechte spielen wieder eine Rolle. Im derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Klima eine sehr wichtige Serie.
Paddleton erzählt die Geschichte der alleinstehenden Mitvierziger Michael (Mark Duplass) und Andy (Ray Romano). Diese sind nicht nur Nachbarn, sondern auch beste Freunde, die ihren Alltag aufeinander abgestimmt haben. Als bei Michael Magenkrebs diagnostiziert wird, entschließt er sich für Sterbehilfe. Der Netflix-Film setzt auf einen langsamen Erzählstil mit langen Dialogen. Das passt zu den Lebensstilen der Protagonisten, die in ihrer Kauzigkeit nur sich haben, damit aber glücklich sind. Der melancholische Grundton wird zum traurigen Finale hin immer lauter und lässt spätestens dann niemanden mehr unberührt. +++ 19 Jahre nach Mel Gibsons „Was Frauen wollen“ darf die Krönung der Schöpfung ran. In Was Männer wollen erlangt Sportagentin Ali Davis (Taraji P. Henson) die Fähigkeit, Gedanken von Männern zu lesen. Anfangs profitiert sie davon, schnell gerät die Sache jedoch außer Kontrolle. Die Komödie arbeitet einen bereits zu häufig bemühten Handlungsverlauf und Spannungsbogen ab. Dadurch überrascht nichts an Adam Shankmans Film. Auch gute Leistungen von Tracy Morgan und Josh Brener retten nicht über die Mittelmäßigkeit.
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