Review: Warm Bodies

Nicht noch ein Zombie-Film?! Ist schon in Ordnung, denn der hier ist anders: Wandelnde Tote entdecken die Liebe und somit ihre verloren geglaubte Menschlichkeit wieder.

 

Gleich vorweg: „Warm Bodies“ porträtiert Zombies zwar nicht als geistig freie Kreaturen, zeigt aber, dass sie sich ihres Dasein bewusst sind. Um das zu vermitteln führt Protagonist R, der mit seinen Zombiefreunden auf einem von der Apokalypse heimgesuchten Flughafen lebt, den kompletten Film über innere Monologe. Dadurch lernen wir ihn als fühlendes, denkendes und sein Zombieleben infrage stellendes Lebewesen kennen. Kein Wunder, dass sich R eines Tages bei der Suche nach frischen Menschenhirnen in die schrotflintenschwingende Julie verliebt. Schnell das Hirn ihres aktuellen Freundes mampfen und mit den dadurch gewonnen Erinnerungen an die nun wieder Freigewordene ranmachen. So einfach geht es, wenn man in einer heruntergekommenen Welt voller Zombies lebt.

 

Natürlich ist es dann doch nicht so simpel. R muss Julie überzeugen, dass er mehr als nur ein humpelnder Partyschiffpirat mit mangelndem Sinn für Körperpflege ist. Er lernt wieder Schritt für Schritt, beflügelt durch die menschliche Nähe, wie man spricht und dadurch kommuniziert. Dabei begreift er so schnell, dass sich auch sein bester Zombiekumpel M und eine stramme Gefolgschaft von lebenden Untoten, die es leid sind nur wirr umherzuirren, anschließen, um dem Teufelskreis aus Fressen, Schlendern, Fressen, Schlendern… zu entfliehen.

 

„Warm Bodies“ hangelt sich von einer unterhaltsamen Szene in die nächste. Längen kennt die von Jonathan Levine gedrehte Liebes-/Splatter-/Horror-/Endzeit-Komödie nicht bzw. weiß sie durch gekonnte Inszenierung zu überbrücken. Denn die häufigen Feel-Good-Stellen, in denen R und Julie den Spaß am Leben genießen (Zombies beim Autofahren, Zombies beim Tanzen, Zombies beim Schminken, irgendwer???), kämen in anderen Filmen reichlich albern und kitschig herüber. „Warm Bodies“ schafft den schmalen Grat zwischen ins-Lächerliche-ziehen und Herzerwärmen und macht daraus lieber halbe Musikvideos, die unterlegt mit Bob Dylan, Bruce Springsteen, Feist, The National oder Bon Iver eine surreale Atmosphäre schaffen. Der Film wird möglicherweise gerade deshalb beim soundtrackverliebten Indie-Publikum einen Sonderplatz im Blu-Ray-Regal einnehmen.

 

Man könnte meinen, dass es nicht sonderlich schwer ist, einen Zombie zu verkörpern: Arme nach vorne und losgeschlurft. An sich ist das so auch richtig wie 1+1=2. Doch wenn die Transformation vom Zombie zum Menschen in einem dermaßen fließenden Übergang stattfindet, muss R-Darsteller Nicholas Hoult bestimmt mehr als einen morgen die S-Bahn-Pendler am Frankfurter Hauptbahnhof studiert haben. Job gelungen! Unterstützt von der bezaubernden Teresa Palmer (Julie) und John Malkovich als Julies sorgender Vater mit der Lizenz zum Zombietöten, ist ein Cast rekrutiert worden, der eine ziemlich dämliche Story erzählen kann, als hätten wir es hier mit der Lebenswerkverfilmung von Michail Gorbatschow zu tun.

 

Als Zuschauer ist man sich bis zuletzt nicht sicher, was der Film einem sagen möchte. Leben und leben lassen? Intensiver auf seine Mitmenschen eingehen? Andersartigkeit akzeptieren? All das könnte man in den 97minütigen Streifen hineininterpretieren. Dank der untoten Hauptfiguren bleibt diese Sozialkritikpeitsche jedoch nur dann an der Backe kleben, wenn man sich darauf einlässt bzw. sich darauf einlassen möchte. „Warm Bodies“ funktioniert sowohl als plumpe Gaudi mit ordentlichen Fleischwunden und jeder Menge Slapstick-Humor, als auch als gefühlvoller Liebesfilm, bei dem man die Hauptfiguren manchmal einfach nur knuddeln möchte. Letzteres wird im Stile von Romeo & Julia dargestellt und verzichtet bewusst nicht auf klassische Bilder wie beispielsweise die Balkonszene.

 

Während 15jährige Mädels sonntagnachmittags zu „Eine wie keine“ greifen, hat die „Walking Dead“-Fraktion bei diesem Film Spaß. Denn Romantik muss heutzutage nicht zwingend plump und innovationsarm sein. So geht Unterhaltung, in der irgendwie alles drin steckt: Action, Liebe, Grusel, Spezialeffekte und natürlich Zombies. Und Zombies gehen ohnehin immer!

 

http://www.youtube.com/watch?v=07s-cNFffDM

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