3D MiniGolf: Ein Schlag auf die Piñata statt Präzisionsarbeit

Mal wieder einen ausgolfen und dafür nicht aus dem Haus gehen müssen? Dank Markt+Technik gibt es kleinbürgerliches Minigolf-Feeling nun auch auf der PlayStation 4 und der Nintendo Switch.

 

Im Videospielsegment ist der Markt+Technik Verlag noch recht unerfahren, konzentrierte sich das Unternehmen aus Burgthann in der Nähe von Nürnberg doch bisher auf den Vertrieb von Bürosoftware und Sachbüchern. Mit der Geschicklichkeitssimulation „3D Minigolf“ soll sich das ändern. Diese erschien bereits 2015 für den PC. Interessierte können nun aber auch auf der PlayStation 4 und der Nintendo Switch eine Runde Miniaturgolf spielen, wenn sich einer der rund 4.000 deutschen Minigolfplätze nicht in ihrer Nähe befindet.

 

Entwickelt wurde „3D MiniGolf“ von Z-Software. Das ist die Dortmunder Videospielschmiede, die hinter berühmtberüchtigten Titeln wie „Seilbahn-Simulator“, „Autobahnpolizei-Simulator“ oder „Rettungswagen-Simulator“ steckt. Spiele, die von den Hardcore-Gamern belächelt werden. Schlecht programmiert, veraltet und mangelnder Spielspaß wird den Titeln immer wieder vorgeworfen. Den Machern kann es egal sein, denn erfolgreich sind Spiele der Simulatoren-Genres trotzdem. So soll sich allein der „Landwirtschafts-Simulator 2017“ über eine halbe Millionen Mal im deutschsprachigen Raum verkauft haben.

 

Mindestmaß an Einzelspieler-Features

 

„3D MiniGolf“ muss sich dennoch Kritik gefallen lassen, die niemanden überraschen wird: Die Grafik war schon 2015 mindestens acht Jahre hinterher. Die Kameraperspektiven, die beispielsweise Höhenunterschiede verfälscht darstellen, treiben einen regelmäßig in den Wahnsinn. Elemente, die lediglich zur Dekoration der Spielwelt dienen, versperren die Sicht. Soundeffekte klingen so unnatürlich, dass sie die Atmosphäre verhageln. Und mit Herausforderungs- und Turniermodi gibt es lediglich das Mindestmaß an Einzelspieler-Features.

 

Das eigentliche Gameplay ist simpel. Auf der PS4 wird mit dem linken Stick die Schlagrichtung und mit dem rechten Stick die Schlagstärke eingestellt. Das ist so einfach, dass selbst jüngere Spieler, die noch nicht in der Lage sind, einen echten Schläger zu halten, hier erste Minigolferfahrungen sammeln können. Leider fühlt sich das nicht wie Präzisionsarbeit, die erlernt werden muss, sondern wie der Schlag auf eine Piñata an. Bei leichteren Bahnen können Schlagwinkel und Schlagstärke hingegen auswendig gelernt werden, was ein Wiederspielen reizlos macht.

 

Flutschfinger und Pommes Schranke

 

Wer die immer gleiche Musikbeschallung erträgt, kann sich durch drei Plätze mit insgesamt 54 Bahnen golfen. Einige haben zwar bewegliche Hindernisse, doch die meisten Kurse sind klassisch gestaltet. Laut Beschreibungstext sind 18 davon sogar offizielle Turnierbahnen. Gäbe es die Option, ein digitales Flutschfinger-Eis oder eine Portion Pommes Schranke zu kaufen, wäre das kleinbürgerliche Minigolf-Feeling perfekt. Leider sorgen nicht einmal die Achievements für Dauermotivation. Eine Platintrophäe gibt es nämlich nicht.

 

Doch das soll nicht heißen, „3D MiniGolf“ würde keinen Spaß machen. Im Gegenteil: Dieses herrlich schlampig zusammenprogrammierte Spiel kann mit ein paar biergeschwängerten Gästen zwei bis drei unterhaltsame Stunden bescheren. Ob auf der echten oder der virtuellen Minigolfbahn – Häme, Freude und Gelächter sind gleich. Wer „3D MiniGolf“ jedoch als ernsthafte Simulation für lange Einzelspielerrunden nutzen möchte, wird sich schneller langweilen als Tiger Woods auf der Minigolfbahn des nächstbesten Dorffreibads.

 

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