Kurz & knapp #13: Gzuz, Scream, Metal Gear Solid V, Need For Speed…

So viele spannende Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringe ich es daher in Kurzreviews auf den Punkt. Diesmal mit dabei: Gzuz, Chronik III, AnnenMayKantereit, Beasts Of No Nation, Scream, Er ist wieder da, Baphomets Fluch 5, WWE 2K16, Metal Gear Solid V, Assassin’s Creed Syndicate, Star Wars: Battlefront und Need For Speed.

 

Chronik III

Klamm und heimlich hat sich die 187 Strassenbande in den letzten Jahren eine Fanbase aufgebaut, die das 2006 ins Leben gerufene Künstlerkollektiv seit 2014 mit grandiosen Chartplatzierungen belohnt. Position 9, 5 und zweimal die 2 gab es für Bonez MC und seine Bandenmitglieder bisher in den deutschen Hitparaden zu feiern. Gzuz schickt sich nun an, mit seinem Soloalbum „Ebbe & Flut“ einen weiteren Meilenstein für sich und seine Gruppierung abzuliefern und hat dies – zumindest musikalisch – auch geschafft. Mit brachialen Kneipenschläger-Flows berappt er an der Seite von Maxwell das Dasein als „Prollz“, schwört seiner „9MM“ Treue und gibt mit „Papa muss wachsen“ ganz klar die Richtung für seinen weiteren Karriereverlauf vor. Das Ganze ist aus raptechnischer Sicht nicht besonders filigran oder ausgetüftelt, macht aber jede Menge Spaß, wenn auf gefährlich brummenden Bässen gegen Deutschrap und die Welt ausgeteilt wird. Musik, die das Selbstbewusstsein aufpumpt und von Track 1 bis 15 einen verdammt ehrlichen Eindruck macht. +++ Geschlagene 72 Minuten dauert Chronik III – der dritte Teil der Label-Werkschau von Selfmade Records. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Düsseldorfer Plattenschmiede zum erfolgreichsten Unternehmen der deutschen HipHop-Szene gemausert und war für Nummer-Eins-Alben von Künstlern wie Kollegah, Genetikk, Favorite und den 257ers verantwortlich. All diese Rapper tummeln sich auch auf den 21 Tracks dieser neusten Label-Veröffentlichung, bekommen aber zusätzliche Unterstützung von Neuzugang Karate Andi, bekannten Gästen wie Farid Bang, Marteria und SSIO sowie alten Weggefährten wie Casper und Shiml. Alles in allem eine abwechslungsreiche Angelegenheit die von hart bis lustig und allem dazwischen reicht. Trotz der nicht wegdiskutierbaren Qualitäten der Musik fühlt man sich bei der Fülle an Material dennoch schnell erschlagen. +++ Etwas übersichtlicher fällt die neue EP von AnnenMayKantereit aus. Auf den fünf Tracks von „Wird schon irgendwie gehen“ erzählt die Band um Whiskeystimme Henning May (bekannt vom K.I.Z.-Weltuntergangs-Song) von den kleinen zwischenmenschlichen Dramen, die einen mit Anfang bis Mitte Zwanzig schon einmal aus der Bahn werfen können. Dabei sind die häufig vom Klavier getragenen Stücke in ihrem Minimalismus so wunderschön einnehmend, dass man den Repeat-Knopf gar nicht mehr loslassen möchte.

 

Er ist wieder da

Netflix geht mal wieder in die Vollen und stellt zwei Veröffentlichungen online, die außergewöhnlicher nicht sein könnten. Beasts Of No Nation ist ein Kriegsdrama, das auf dem gleichnamigen Roman von Uzodinma Iweala basiert und die Geschichte des afrikanischen Kindersoldaten Agu erzählt. Erschreckend roh und brutal inszeniert, beschönigt der Film nichts, was ihn zu einem beinahe zweieinhalbstündigen Brocken macht, der erst einmal verdaut werden muss. Dem Zuschauer wird nachvollziehbar vermittelt, weshalb sich der kleine Agu der Rebellenarmee anschließt und steht – wie auch der Protagonist – kurz vor dem Brechreiz, wenn dieser bei seinem ersten Mord völlig die Hemmungen verliert. Regisseur Cary Joji Fukunaga („Sin Nombre“) ist ein imposanter Film gelungenen, der (beinahe) exklusiv auf Netflix zu sehen ist. Damit hat der Streaming-Dienst neben den TV-Sendern nun auch den Kampf mit den Kinos aufgenommen. Die Gewinner werden am Ende hoffentlich die Zuschauer sein. +++ Ob man zu den glücklichen Gewinnern gehört, wenn man sich die zehn Episoden der ebenfalls Netflix-exklusiven Horrorserie Scream anschaut, bleibt fraglich. Irgendwie ist es komisch, dass gerade Wes Cravens Slasher von 1996 eine eigene Serie spendiert bekommen hat. Ich persönlich hatte dennoch Spaß mit den kurzweiligen Episoden, bei denen mir die Figuren zwar nicht gerade ans Herz gewachsen sind, trotz des vermeintlich infantilen High-School-Szenarios aber auch nicht auf die Nerven gingen. Die neue Maske sieht cool aus, das Rätselraten um die Identität des Mörders bleibt bis zuletzt spannend und Filmfans werden ebenso bedient wie Neueinsteiger. Kann man machen. +++ Bereits über das 2012 erschienene Buch von Timur Vermes wurde viel diskutiert: Darf man das? Wird Hitler verharmlost, indem man ihn als Menschen darstellt? Er ist wieder da wurde nun mit einem fantastischen Oliver Masucci in der Hauptrolle verfilmt und ist nicht mehr und nicht weniger als ein verdammt unterhaltsamer Film, der in die heutige Zeit besser passt denn je. Adolf Hitler wacht plötzlich im Berlin des Jahres 2014 auf, konfrontiert das deutsche Volk mit den eigenen hässlichen Gedanken und wird zum großen (Satire-)Star. Ganz nach dem Motto: Hitler war scheiße, aber…! Es ist einfach herrlich, wenn der Schauspieler auf echte Menschen trifft und diese ihre gutbürgerliche Maske schneller fallen lassen als Lothar Matthäus seine Freundinnen, wenn diese die 30-Jahre-Grenze überschreiten. Der Film ist entlarvend, gibt dem Betrachter dabei aber leider zu oft das Gefühl, dass man über die anderen Idioten lachen kann, da man ja selbst viel aufgeklärter ist. Dennoch ist es gut und wichtig, dass es diesen Film gibt.

 

Metal Gear Solid V: The Phantom Pain

Der Spieleherbst 2015 hat begonnen und bringt einen Must-Play-Titel nach dem anderen hervor. Den Anfang macht Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall. Ein klassisches Point‘n‘Click-Adventure, das sich serientypisch im schicken 2D-Comiclook und mit durchaus amüsanten Dialogen präsentiert, dennoch auf eine erwachsenere Zielgruppe schielt. Knackige aber (meistens) logische Rätsel treffen auf eine Geschichte gegen die der sonntägliche „Tatort“ wie eine lahme Vorabendserie wirkt. In Häppchen konsumiert das perfekte Kontrastprogramm zum Krach-Boom-Peng, das in der heutigen Zeit den spielerischen Ton angibt. +++ Ordentlich Action gibt’s nämlich im diesjährigen Wrestlingspiel WWE 2K16. Im Grunde – wie schon all die Jahre zuvor – nur ein Update zum Vorgänger aus dem Vorjahr. Hier und da wurde an den Modi gefeilt (besserer 2K-Showcase), der Roster aktualisiert (mehr Wrestler als je zuvor) und kleinere Features hinzugefügt. So richtige Jubelstürme entlockt mir die Reihe schon lange nicht mehr, was diese Veröffentlichung auch nicht ändern kann. Einzig und allein der umfangreich erweiterte Erstellmodus ist ein Kaufgrund für enttäuschte „WWE 2K15“-Spieler. +++ Definitiv nicht enttäuscht werden Käufer von Hideo Kojimas Meisterwerk Metal Gear Solid V: The Phantom Pain. Was soll ich schreiben, was ihr nicht sowieso schon wisst? Das Spiel ist jeden Cent wert und macht fast alles richtig. Protagonist Snake steuert sich butterweich, was das Eindringen in feindliche Basen zum Genuss werden lässt. Grafik und Sound sind erstklassig und fahren beispielsweise dann zur Höchstform auf, wenn man auf seinem Pferd zu „Rebell Yell“ in den Sonnenuntergang reitet. Einzig und allein die etwas in den Hintergrund gerückte Story wird den einen oder anderen Serienfan stören, was bei den nahezu perfekten spielerischen Qualitäten aber zu verkraften ist.

 

Assassin’s Creed Syndicate

Eine kleine Überraschung ist Assassin’s Creed Syndicate, das mir die Reihe mit den meuchelnden Assassinen nach Jahren des Nichtbeachtens endlich wieder schmackhaft gemacht hat. Mit Jacob und Evie Frye stehen gleich zwei Hauptfiguren zur Verfügung, die nicht wie austauschbare Dummys, sondern tatsächlich wie sympathische Charakterköpfe herüberkommen. Dank eines neuen Greifhakens und fahrbaren Kutschen macht das Bewegen durch das lebendige viktorianische London richtig Spaß und ist darüber hinaus sehr abwechslungsreich. Sicherlich hätte man aus der Geschichte rund um die Befreiung der Arbeiterklasse mehr machen können, dafür wirken Hauptmissionen und Nebenaufgaben in sich schlüssig und nicht wie Pflichtübungen zum Abhaken der to-do-Liste. +++ Die Videospielgemeinde hat auf Star Wars: Battlefront sicherlich nicht weniger hingefiebert als auf den siebten Teil der Filmreihe. Nun ist die Science-Fiction-Version von „Battlefield“ erschienen und sie ist ein wahres Highlight. Zumindest für Spieler, die nicht seit zwei Jahren „Battlefield 4“ durchsuchten und den nächsten komplexen Taktik-Shooter aus dem Hause DICE erwarten. Ich erkenne zwar die Simplizität des Games, erfreue mich dadurch aber an so vielen Kills wie noch nie in einem Online-Shooter. Der nicht vorhandene Kampagnen-Modus ist mir relativ egal, da ich sicherlich auch so mindestens 30 Stunden in „Battlefront“ stecken werde, was die 55 Euro Unkostenbeitrag definitiv wieder gutmacht. +++ Ein Jahr Auszeit hat sich Need For Speed genommen, um das eigene Konzept noch einmal zu überdenken. Viel ist dabei nicht herausgekommen, denn der neuste Teil wirkt wie eine enttäuschende Kopie des 2013er „Need For Speed: Rivals“. Wie gewohnt befährt man eine offene Welt, in der man Herausforderungen meistert und dabei Credits sammelt. Das Ganze in einem grafisch schicken Stadtszenario bei Nacht, das jedoch nicht einmal im Ansatz die Abwechslung von „Rivals“ bietet. Die Story rund um die Tuning-Szene wurde wegen der abenteuerlichen Dialoge im Internet zerrissen, empfinde ich aber noch als das Spannendste in einem Spiel, das mir am Ende des Tages eigentlich nur egal ist.

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