Kurz & knapp #12: Fehlfarben, Sicario, Transformers Devastation, Deathstroke…
So viele spannende Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringe ich es daher in Kurzreviews auf den Punkt. Diesmal mit dabei: Deafheaven, Fehlfarben, Chester Watson, Sicario, Der letzte Wolf, Transformers Devastation, Mega Man Legacy Collection, Justice League United, Star Trek vs. Planet der Affen, Deathstroke, Gordon aus Gotham und Batman.
Die Kalifornier von Deafheaven haben mit „New Bermuda“ dieser Tage neues Material für Black-Metal-Freunde veröffentlicht. Und ihr nunmehr drittes Album bietet nicht nur für Fans der härteren Gangart jede Menge Ohrspülungen. Auch Genre-Neulinge finden hier ein zugängliches Album, das in den richtigen Momenten den Backstein vom Gaspedal schiebt. Denn es beginnt häufig mit langen instrumentalen Aufwärmphasen, die nicht erahnen lassen, dass im Laufe der 8- bis 10-minütigen Stücke die Hölle auf den Hörer einbrechen wird. Inmitten der dicken Gitarrenwände schimmern immer wieder wunderschöne Melodien durch, die aber trotzdem nichts daran ändern können, dass die fünf Songs in den Gehörgängen nur verbrannte Erde hinterlassen. +++ Fehlfarben – die Institution deutschsprachiger Rockmusik – ist wieder da. Und wer bei Fehlfarben erst einmal an den NDW-Hit „Ein Jahr (Es geht voran)“ denken muss, hat in den letzten 33 Jahren so einige großartige Alben verpasst. Wie gesagt, nun ist die Band um Deutschpunkpionier Peter Hein zurück und hat mit „Über…Menschen“ ein Album zusammengezaubert, das durch die bissigen, gesellschaftskritischen Texte ihres Sängers glänzt. Doch trotz so manch unbequemer Zeilen, die einen über sich selbst nachdenken lassen, fühlt man sich bei Hein wohl. Der ist trotzdem oder gerade deshalb einer von uns, denkt man sich und wippt zu Ohrwürmern wie „Wenn die Welt“ und „Das Komitee“ mit, ohne sich schlecht zu fühlen. Ist ein bisschen wie mit dem Bio beim Essen. Gutes Ding. +++ Zum Ende des Abschnitts noch ein wirklich kurzer und knapper Tipp: Chester Watson reimt sich auf seiner 6-Tracks-EP „Summer Mirage“ schlechtgelaunt über grummelnde, düstere Beats, zu denen man mit bösem Blick durch die hiesige Fußgängerzone rollen kann.
Schon fast als Sequel zur Netflix-Serie „Narcos“ geht Denis Villeneuves Drogendrama Sicario durch. Emily Blunt spielt eine von Werten und Idealen getriebene FBI-Agentin, die zwischen die Fronten des Drogenkriegs an der mexikanisch-amerikanischen-Grenze gerät. Dabei fungiert Blunts Figur als perfekte Projektionsfläche für den Zuschauer, denn genau wie der weiß auch die Protagonisten nicht, was die CIA-Typen (wenn sie das denn überhaupt sind) vorhaben. Andauernder Nervenkitzel, der sich in langen Szenen wie der Anfangsoperation in Juarez bis zum „geht-nicht-mehr“ steigert und durch den minimalistisch bedrohlichen Soundtrack von Jóhann Jóhannsson akustisch perfekt ergänzt wird. Atemberaubende Landschaftsaufnahmen, die die Tristesse an den Grenzgebieten einfangen, wo das reiche Nord- auf das arme Mittelamerika trifft, tragen zur einnehmenden Stimmung ebenso bei, wie die ständig spürbar gewalttätige Atmosphäre. Dennoch wird Gewalt nicht glorifiziert oder geschmacklos zur Schau gestellt, denn der Film weiß, welches Gefühl er dem Zuschauer vermitteln möchte und schafft dies bis zum Ende. +++ Basierend auf dem Bestseller „Zorn der Wölfe“ des chinesischen Schriftstellers Lü Jiamin, drehte Jean-Jacques Annaud („Sieben Jahre in Tibet“) den französisch-chinesischen Abenteuerfilm Der letzte Wolf. Der Student Chen Zhen wird in den sechziger Jahren in die Wildnis der Mongolei geschickt, um die dortigen Kinder zu unterrichten. Doch statt den jungen Menschen etwas beizubringen, fängt er an, sich auf das Selbststudium der dort heimischen Wolfsrudel zu konzentrieren. Er baut eine Freundschaft zu einem Wolfswelpen auf und verliert sich immer mehr in den Beziehungen zwischen Mensch und Natur. „Der letzte Wolf“ ist ein außergewöhnlicher Film, der durch sein Setting und seine Geschichte frisches Material für westliche Sehgewohnheiten ist. Faszinierende Naturaufnahmen der mongolischen Steppe und ihrer Tierwelt ziehen einen direkt in das unbekannte Land. Leider verliert sich der Film sehr schnell in teilweise nicht nachvollziehbarem Pathos und hat ab dem letzten Drittel gar Probleme, inhaltlich auf den Punkt zu kommen. Figuren, zu denen man im Laufe der zwei Stunden keine wirkliche Bindung aufbaut, lassen den Streifen noch zusätzlich zur Geduldsprobe werden. Wirklich schade.
Transformers Devastation holt den erwachsenen Videospieler direkt in seiner Kindheit ab. Denn nicht Michael Bays explosive Materialschlachten sondern die gute alte Zeichentrickserie aus den 80er Jahren stand Pate für Activisions Third-Person-Action-Game. Bunte Comicgrafik, mit Optimus Prime, Bumblebee, Wheeljack, Sideswipe und Grimlock fünf spielbare Autobots und eine Geschichte, die den Charme des Franchise perfekt einfängt, wurden zu einem wirklich coolen Zwischendurchspiel vereint. Ein recht simples Gameplay wird spätestens ab Kapitel 3 durch ein paar schöne spielerische Abwechslungen (Weltraumkämpfe, Vogelperspektive, etc.) aufgelockert, wodurch Repetitivität und Eintönigkeit kaum eine Chance bekommen. Einzig und allein der Preis von 50 Euro ist etwas hoch angesetzt für ein Game, das fünf Stunden gut unterhält, den Weg danach aber eher nicht mehr in die Konsole finden wird. Da hilft auch der obligatorische Herausforderungsmodus nichts. +++ Ich bin ganz ehrlich: „Mega Man“ war in meinem Leben noch nie ein großes Thema. Vielleicht verstehe ich den Reiz an der Mega Man Legacy Collection daher auch nicht. Die ersten sechs Mega-Man-Teile, die zwischen 1987 und 1993 auf den unterschiedlichsten Konsolen erschienen sind, wurden nun in einer Download-Sammlung für PlayStation, Xbox und PC neu aufgelegt. Klar, Gameplay und Präsentation sind aus heutiger Sicht reichlich antiquiert, die Wichtigkeit der Spiele kann man trotzdem nicht kleinreden. Ob sich die mit 15 Euro happig ausgefallene Anschaffung für mich gelohnt hat, bezweifle ich dennoch. Mehr als das Anspielen jedes wirklich bockschweren Titels war bisher nämlich noch nicht drin. Und ob bei der Masse an Veröffentlichungen im Spieleherbst noch viel mehr drin sein wird, ist ebenso fraglich.
Nachdem sich Comicleser im Mai bereits mit „Krise auf Rann“ aufwärmen konnten, tritt die Justice League United in „Die Infinitus-Saga“ nun zu ihrem finalen Kampf (das Heft besteht praktisch nur aus einer langen Schlacht) an. Gemeinsam mit der Legion der Superhelden aus dem 31. Jahrhundert muss sich das Team rund um Martian Manhunter, Supergirl und Animal Man gegen den Wechselbalg Lord Byth zur Wehr setzen und das geheimnisvolle Alien-Kind Ultra, das zum Planetenfresser Infinitus wird, auf den rechtschaffenen Pfad führen. Trotz dutzender Superhelden wird die packende Geschichte nachvollziehbar und geradlinig erzählt und gibt jeder Figur genug Raum, durch eigene Charakterzüge im Gedächtnis zu bleiben. +++ Das Wunderbare an Comics sind die Möglichkeiten, die bei anderen Medien gar nicht oder nur mit riesigem Aufwand umsetzbar wären. So trafen aktuell erst He-Man und die Masters Of The Universe auf die Helden des DC Universums, was in Filmform wohl undenkbar gewesen wäre. Ein weiteres Crossover, das es derzeit am Bahnhofskiosk zu ergattern gibt, ist Star Trek/Planet der Affen. Kirk und seine Crew gelangen in ein Paralleluniversum, das zufälligerweise die Welt beinhaltet, die man aus Pierre Boulles Roman und den späteren Filmen mit Charlton Heston kennt. Es gilt, die Klingonen an einer zu großen Einflussnahme auf die Gorillas – die Soldatenkaste auf dem Planeten der Affen – zu hindern und damit die oberste Direktive so gut es geht umzusetzen. Die Geschichte nimmt sich selbst sehr ernst und erweckt den Eindruck, als würde sie zum Star-Trek-Serienkanon gehören. Am Ende bleibt dadurch die Erkenntnis, dass der Affenplanet besser in Kirks Universum passt als umgedreht. Ein kurzweiliger Spaß, über den man nach dem Lesen nicht weiter nachdenken muss.
Der knallharte Assasine, Batmangegner und neuerdings durch die „Arrow“-Fernsehserie zu großem Ruhm gekommene Deathstroke ist mit einer eigenen Reihe in den Comichandlungen aufgeschlagen. „Tödliche Mission“ nennt sich Ausgabe 1, in der sich Slade Wilson mit allerlei Familienproblemen herumplagen und obendrein auch noch Harley Quinns Tricks und Fallen trotzen muss. Inhaltlich fesselte mich die Geschichte nicht durchgängig, bot dafür aber jede Menge blutige Keilereien und entsprechend abgetrennte Köpfe. Ein Protagonist, der zwar cooler als ein Fußballteam voller Wolverines ist, dafür so nahbar wie eine Selbstschussanlage, lässt beim Lesen das Mitfiebern obendrein gänzlich vermissen. Insgesamt eine eher durchwachsene Angelegenheit. +++ Superpunk sangen einst „Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen“ und lieferten damit wohl die inoffizielle Hymne für Gotham Citys Vorzeigepolizisten Jim Gordon. Dessen Origin-Story „Batman: Gordon aus Gotham“ erschien dieser Tage als Sammelband und erzählt davon, mit welchen korrupten Kollegen sich Batmans späterer Verbündete in Chicago herumschlagen musste, bevor er schlussendlich der Chef des GCPD wurde. Im klassisch „altmodischen“ Stil gezeichnet, wird Gordon zur Ein-Mann-Armee hochstilisiert, die in einer spannenden Krimigeschichte alles aus den Comicseiten herausholt. Ein halber Geheimtipp – nicht nur für Fans der TV-Serie „Gotham“. +++ Zum Abschluss empfehle ich die November-Ausgabe der monatlichen Batman-Serie, in der es mit „Todesspiel“ den Startschuss für eine neue spektakuläre Geschichte gibt. Der dunkle Ritter muss gegen die versammelte Justice League antreten und anschließend herausfinden, wer seine Teamkollegen derartig manipuliert hat. Die in den Staaten bereits Ende 2014 erschienene Story beginnt reichlich stark und scheint das Highlight der diesjährigen Batman-Ausgaben zu werden.
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