B-Tight live: Jägermeister und Fan-Nähe

6.2.2016 - Freiburg, Waldsee

 

Er selbst wusste schon immer, dass er irgendwann der beste Live-Rapper sein wird. Am 6. Februar stand B-Tight auf der Bühne des Freiburger Waldsees, um dies zu beweisen.

 

Mit dem Opener seiner aktuellen Platte „Born 2 B-Tight“ betrat der Berliner mit „One 87“-Shirt die Bühne des übersichtlich gefüllten Waldsees. Wie auf Kommando zog sich Grasgeruch durch den kompletten Raum, der nicht zwingend von der Bühne kam. Schnell baute der Hornbrillenträger Kontakt mit seinem Publikum auf. Jägermeister sollte der Eisbrecher für diesen Abend werden, denn die Show wurde immer wieder unterbrochen, um den Kräuterschnaps – eingeleitet von einer gewollt debilen Fanfare – an die durstigen Zuschauer zu verteilen. Seit der ersten Soloveröffentlichung vor rund 17 Jahren hat B-Tight Unmengen an Musik unter die Leute gebracht. Der Großteil davon bietet eher den Soundtrack dazu, mit dem Kopf die nächstbeste Wand einzureißen. Breite Schultern statt weiches Herz eben. Entsprechend einfach war es für den ehemaligen Aggro Berliner, die Freiburger mit neuen Stücken wie „Wer will was machen“, nicht mehr ganz so aktuellen Songs wie „Hol doch die Polizei“ und älteren Liedern wie „Twoh“ zum Durchdrehen zu bringen.

 

 

Die Nähe zu seinen Fans war dem mittlerweile 36-jährigen offensichtlich eine Herzensangelegenheit. Im Vorfeld kündigte er bereits an, Besitzern einer im VVK erstandenen Karte ab 18 Uhr für ein Meet-&-Greet zur Verfügung zu stehen. Und auch nach dem Konzert verzog er sich nicht gleich in den Backstage-Raum, um mit Schnaps und Gras in die Nacht zu entweichen, sondern nahm sich sogar für die offensichtlich stark angetrunkenen Gäste Zeit. Während der Show dankte es ihm sein Publikum mit einer Hingabe, die für ein Rap-Konzert nicht unbedingt üblich ist. Wenn B-Tight es verlangte, hatte wirklich jeder seine Arme oben. Immer wieder wurden lautstark seine All-Time-Classics „Der Neger“ oder „Ich bins“ eingefordert, was nach einem Blick durchs Publikum noch einmal die Erkenntnis bestätigte, dass hier hauptsächlich die Damen und Herren erschienen sind, die schon damals mit den Aggro-Ansagen ihre Eltern schockten. B-Tight ist offensichtlich mit seiner treuen Hörerschaft gewachsen, was möglicherweise auch die Plätze 6 und 8 für die beiden letzten Alben „Born 2 B-Tight“ und „Retro“ erklärt.

 

 

Der Einladung für „30-11-80“ dürfe ein Rapper in der Crowd auf die Bühne kommen, kam leider niemand der Anwesenden nach. Dennoch unterstrich diese Offerte noch einmal die Stimmung, die an diesem Abend in der Luft lag. B-Tight ist ein sympathischer Kerl, der den Waldsee-Mitarbeitern namentlich für ihren Einsatz dankte, von einem leidenschaftlichen Fan eine Custom-Made-Brille geschenkt bekam und immer wieder Jägermeister spendierte als würde er nebenberuflich mit einem Geweih auf dem Kopf an der nächstbesten Wand hängen. Und am Ende durfte noch einmal richtig ausgerastet werden. Aus „Westberlin“ wurde „Freiburg“ und die Breisgaumetropole schrie wie 2003 auf dem Splash! Festival. Da kann sich B-Tight für „König der Rapper“ ruhig Krone und Zepter reichen lassen, denn ein sido des kleinen Mannes ist dieser Bobby Dick in seinem zweiten Karrierefrühling definitiv nicht.

 

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube