B.u.S.-Crew: Album & Record Release Party
B.u.S. steht für „Betrunken und Stoned”, aber auch für „Beats und Styles”, „Beatles und Swinger“, „Bier und Sizzurp“ oder „Bauern und Schlampen“. Und wenn man an es darauf anlegt, dann bestimmt auch für „Biologie und Sozialkunde“. Diese Art von Code eben, den man so oder so ähnlich schon von K.I.Z. kennt. Doch die B.u.S.-Crew hat wenig mit K.I.Z. gemeinsam. Die B.u.S.-Crew stammt aus Buchen im Odenwald, besteht aus fünf Mitgliedern und rappt sich eher über traditionsbewusste Wege durch die Welt. Ich war auf ihrer Record Release Party im Stuttgarter SpeakEasy und habe mir anschließend die dort beworbene Platte „Bus“ angehört.
Es war die Nacht vor Heilig Abend und die Wurst-und-Fleisch-Nachbarn vom SpeakEasy luden unter dem Motto „Juicy HipHop“ zur Homegrown-Party mit den DJs Roy Bear und Jean Darm ein. Der optimale Anlass für die B.u.S.-Crew, um dem Stuttgarter Publikum ihr erstes Album „Bus“ vorzustellen. Da sich das SpeakEasy sehr langsam füllte, ließen sich auch die fünf Männer von der B.u.S.-Crew mit dem Beginn ihrer Show Zeit. Kein Problem, denn ihr Auftritt wurde als kleines Highlight zwischen den DJ-Sets und weniger als alleinstehendes Main Event gesehen. So hatten es die drei Rapper der Gruppe – als sie gegen zwei Uhr auf die Bühne des Clubs kamen – relativ schwer die Aufmerksamkeit der rund hundert Leute für sich zu gewinnen.
Mit der Zeit raffte aber auch der letzte Styler, der eigentlich kam, um die Mädels mit seinen Tanz-Moves zu beeindrucken, dass Live-Musik manchmal besser als ein DJ-Set ist. Eine knappe Stunde präsentierte die B.u.S.-Crew ihre Platte „Bus“ und machte dabei eine Figur, die zwar nicht von viel Live-Erfahrung zeugte, aber auch nicht als Reinfall zu bezeichnen war. Etwas mehr Bewegung auf der Bühne und weniger konfuse Song-Absprachen direkt vor dem Publikum hätten ihrem Auftritt etwas mehr Professionalität und etwas weniger Jugendhauscharakter verliehen. So blieb vielen Gästen ein Auftritt in Erinnerung, von dem man nur noch die grelle Leinwand des SpeakEasys im Kopf hat.
Wie bereits erwähnt, war das 17 Songs starke Album „Bus“, das am 17. Dezember 2011 über Class Records erschien, der Anlass für diesen Abend. Und was auf der Bühne nicht zu 100 Prozent saß, wird auf der Platte mit einem 8:30-Minuten-Stück eingeläutet (!!!) und anschließend besser gemacht. Die Party, die man bei einer Live-Rap-Show erwartet, kann man mit Songs wie „Drei“, „Battle die Welt“, „Schweinehund (Mach dich frei)“ und „Glück“ zumindest im heimischen Wohnzimmer nacherleben.
Doch „Bus“ beschränkt sich nicht nur auf das übliche Representer- und Battle-Phrasengedresche, sondern packt an mancher Stelle auch Konzeptsongs aus. Gerade wenn man das Gefühl hat, dass der soeben gehörte Vergleich oder Doppelreim noch nicht allzu ausgereift ist, kommen die Rapper mit einem Song wie „Domian“ um die Ecke, in dem skurrile Telefonanrufe beim bekannten Fernsehseelsorger nachgerappt werden. Enttäuschtes Kopfschütteln – dank teilweise mangelnder schreiberischer Fähigkeiten – wird so relativ schnell weggewischt. Denn wenn die Jungs, die alle auf einem ähnlichen Niveau rappen, möchten, dann können sie die richtige Prise an Humor und Ideen auspacken.
Der eigentliche Star der Platte ist keiner der drei Rapper, sondern Beatbastler IsnDing. Dieser schusterte im Alleingang die Beats der Scheibe und durfte sich im Zuge dessen mit dem Interlude „Les Galets“ sein eigenes Denkmal setzen. Sein Markenzeichen sind klatschende Drumpatterns gepaart mit warmen Samples, die bei einem Treffen der Klasse von 1994 für gehöriges Kopfnicken sorgen könnten. Die Instrumentals sind durch die Bank stärker als die Raps. Das liegt nicht nur an den durchschnittlichen Flows, die es nicht schaffen aus der Masse an deutschsprachigen Rappern herauszustechen, sondern auch an den textlichen Qualitäten. Kaum eine Line bleibt nach einem Hördurchgang im Kopf hängen. Das gab es alles schon einmal. Da helfen auch die sechs erfrischenden Beiträge vom fünften Mann in der Runde – DJ Vinylizt – an den Plattenspielern nichts.
Was hängen bleibt, ist das Gefühl, dass die B.u.S.-Crew aus fünf Kumpels besteht, die ihren Spaß am musizieren haben und das auch weiterhin tun werden. Eigentlich der wichtigste Ansatz. Und genau deshalb macht die B.u.S.-Crew am Ende des Tages auch Sinn. Ganz egal, ob die Live-Show noch nicht am Zenit ihres Unterhaltungswertes angekommen ist oder das Album nach dem vierten Hördurchgang langweilt.
Fotos: Simmel
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