Battle Chess: Das blutigste Schachspiel aller Zeiten

Schon in sehr jungen Jahren konnte ich die Schachregeln in- und auswendig. Das lag nicht an einer von einem engagierten Deutschlehrer geführten Schul-Schach-AG, an einem Vater, der gerne einmal eine Feierabendrunde spielte oder einem Freundeskreis, der sich auch sonst gerne mit Experimentierkästen von Kosmos beschäftigte. Nein, ich besaß schon im frühen Grundschulalter Kenntnisse über die Schachregeln, da ich ein ganz bestimmtes Videospiel auf dem 386er rauf und runter gespielt habe: „Battle Chess“!

 

„Battle Chess“ ist ein erstmals 1988 erschienenes Schachprogramm von den US-amerikanischen Spieleentwicklern Interplay (u.a. „Baldur’s Gate: Dark Alliance“, „Fallout 2“ und „The Lost Vikings“). Ursprünglich für den Amiga und PC produziert, wurde das mit zehn Schwierigkeitsstufen ausgestattete Spiel dank des immensen Erfolgs für alle damals gängigen Systeme veröffentlicht. Der empörte Aufschrei euerseits ist jetzt jedoch zu recht größer als bei einem Lob über das RTL Nachmittagsprogramm: Warum ist ein eingestaubtes Schachspiel so interessant für diesen Blog? Warum habe ich mich als Kind überhaupt mit diesem Game beschäftigt? Die Antwort auf beide Fragen fällt ganz klar aus: Wegen der 3D-Animationen!

 

Genau, denn bei „Battle Chess“ wurden Bauern, Türme, Springer, Läufer, Damen und Könige nicht nur lieblos hin- und hergeschoben, nein, bei „Battle Chess“ hatte jede Spielfigur eigene 3D-Animationen, die bei Zügen und dem Schlagen einer Figur ausgeführt wurden. Höchst brutale Sequenzen, bei denen – zum Beispiel im Kampf zwischen zwei Reitern – Gliedmaßen abgetrennt wurden. „Chess as you’ve never seen it before! Watch as the pieces come to life to do battle against each other!”, schrieben Interplay in einem Werbetext und werden dabei von den bestoldgames.net-Usern noch heute mit einem Durchschnittsrating von 88% eindrucksvoll unterstützt. Klar, dass 1991 der Nachfolger „Battle Chess II: Chinese Chess“ erscheinen musste, der diesmal aber auf der chinesischen Schachvariante Xiangqi beruhte.

 

Es ist eigentlich komisch, dass ich aufgrund dieses Spiels nicht mit einer ernsthaften Schachkarriere begonnen habe. Na ja, nach sieben, acht Matches hat man halt fast jede Animation gesehen. Ab da ist es nur noch Schach. Laaaaaangwe… nein, Spaß!

 

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