Big Bad Beetleborgs: Die cooleren Power Rangers
Ein Spukhaus, Kämpfe wie bei den Power Rangers und drei Kids, die aussehen wie ihre Zielgruppe: „Big Bad Beetleborgs“ war Ende der 1990er der Geheimtipp auf RTL.
In den 1990ern beherrschten sogenannte “Metal Hero Series” das Kinderprogramm. Darin schlüpfen Kampfsport-Jugendliche in Cyborg-Anzüge oder riesige Metallrüstungen, um sich mit billig kostümierte Mutanten und Außerirdischen zu kloppen. „VR Troopers“ und das mit zig Spin-Offs fortgeführte Genre-Aushängeschild „Power Rangers“ sind die bekanntesten Beispiele.
Wiederverwertete Kampfszenen
In Japan bereits in den 1980ern unter Namen wie „Space Sheriff Gavan“, „Kyojuu Tokusou Juspion“ oder „The Mobile Cop Jiban“ gesendet, entdeckte das US-amerikanische Produktionsunternehmen Saban Entertainment ab Mitte der 1990er dieses Konzept auch für den westlichen Markt. Doch statt auf eine Synchronisation der Originale zu setzen, castete Saban für die Szenen ohne Kostüme eine Horde attraktiver Jungdarsteller. Für die aufwändigen Kampfszenen verwendete man jedoch das Ursprungsmaterial. So stammen die Actionszenen, die in „VR Troopers“ zu sehen sind, unter anderem aus der bereits 1987 erschienenen Serie „Choujinki Metalder“.
„VR Troopers“ ging an vielen deutschen Kids völlig vorüber. Die „Power Rangers“-Truppe war mit ihrer „Beverly Hills, 90210“-Ästhetik für jüngere Kinder uninteressant. “Big Bad Beetleborgs” holt die Zielgruppe jedoch dort ab, wo sie sich befand: mit drei normalen Kids als Protagonisten im Comicladen – einem zentralen Schauplatz der Serie.
Schon 1996 in den USA angelaufen, startete RTL am 14. September 1997 mit der ersten Staffel von “Big Bad Beetleborgs“. Drei Kids befreien einen Flaschengeist, der in einem Spukhaus lebt. Von ihm wünschen sie sich, die Helden aus ihren Lieblingscomics zu werden. So werden sie Beetleborgs – Roboterkäfer, die Superkräfte wie Telekinese, Hochgeschwindigkeit und Superstärke besitzen. Mit der Erfüllung dieses Wunsches sind aber auch jede Menge Schurken befreit worden.
Das “Big Bad” schaffte es nicht nach Deutschland
Schon die Beschreibung des Plots zeigt, auf welch harmlosen Terrain sich „Big Bad Bettleborgs“ – für die deutsche Ausstrahlung wurde das „Big Bad“ gestrichen – bewegt. Statt einer Hexe aus dem Weltall, die die Erde mit ihren Soldaten einnehmen möchte, gibt es eine inkompetente Bande namens Magnavores. Deren böse Absichten beschränken sich auf die Vernichtung der Beetleborgs.
“Beetleborgs” ist noch bunter, schneller und wilder als die Schwesternserien aus dem Hause Saban. Kaum zu glauben, wenn man an die Megazord-Materialschlachten der Power Rangers denkt, die in ihren Kondomkostümen Pirouetten drehen. In 88 Folgen kämpften die Metallkäfer, die ab Season zwei „Beetleborgs Metallix“ hießen, gegen Widersacher wie Vexor, Noxic und Jara. Heute furchtbar albern, damals geiler Scheiß.
Das dachten sich wohl auch die Jungschauspieler, deren Karrieren nach dem Serienende 1998 unterschiedliche Wege eingeschlagen sind. Wesley „der blaue Beetleborg“ McCormick wechselte hinter die Kulissen. Dort war er unter anderem an den Visual Effects von „Guardians Of The Galaxy“ und „The Amazing Spider-Man“ beteiligt. Herbie „der grüne Beetleborg“ Baez spielte zwischen 2014 und 2015 in der Serie „Cost of Living“. Und Shannon „die rote Beetleborg“ Chandler beendete 2000 nach einem Projekt mit den Olson-Zwillingen ihre Schauspielkarriere.
Eine Serie, die aus Comic Reliefs besteht
Doch nicht nur die Protagonisten lockten jeden Sonntagmorgen vor den Fernseher. Ein regelmäßig wiederkehrendes Spukhaus mit Monstern und Geistern diente ebenfalls als Verkaufsargument für die Serie. Ein weiterer Comic Relief in einer Serie, die eigentlich nur aus Comic Reliefs besteht. Denn wenn Monsterparodien wie Mums, Frankenbeans, Count Fangula und Wolfie die alte Villa in ein „Scooby-Doo“-Szenario verwandeln, ist das für „Metal Hero Series“-Schlachten neu.
„Beetleborgs“ wirkt wie Kindergeburtstag in Serienform. Das funktioniert vor allem für jüngere Semester. „I can see why this appealed to kids because unlike ‘The Mighty Morphin Power Rangers’, the leads are just kids who magically become superheroes”, schrieben beispielsweise Shock Ya! und sprechen damit vermutlich vielen Kids von damals aus der Seele.
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