Review: Bundesvision Song Contest 2011
Gestern fand in der Kölner Lanxess Arena der siebte Bundesvision Song Contest statt. Und irgendwie war es doch so wie man es erwartet hätte. Eine Show, die ganz groß sein wollte, aber aus Künstlern Acts und aus echten Menschen Statisten machte. Da passten die vier apokalyptischen Moderatoren bestehend aus Stefan Raab, Johanna Klum, Elton und Lena nur zu gut ins Bild.
Stefan Raab „ähte“ sich in gewohnter Manier durch das Programm. Johanna Klum verwechselte Bundesländer. Elton gab den Karnvelsclown. Und Lena trug nicht nur die unvorteilhafteste Hose des Abends, sondern redete allgemein ausschließlich mit Menschen, die sie persönlich schön fand. Kalauer-Alarm im Minutentakt, Andrea-Berg-Bashing und zum Teil sehr unkoordinierte Anmoderationen rundeten den kleinen Bruder des Eurovision Song Contests ab. Musikalisch wurde die Show von Jennifer Rostock eröffnet. Chucky die Mörderpuppe trällerte umringt von brennenden Verstärkern und protzigem Feuerwerk „Ich kann nicht mehr“ durch die Halle und gab damit schon zu Beginn unfreiwillig das Motto des Abends preis.
Von den „kulinarischen Hochgenüßlichkeiten“, von denen die Glasperlenspielsängerin in ihrem Video gesprochen hatte, hätte sie wohl selber mal probieren sollen. Stäckelesbeine hooray. Und neben all dem Herzensangelegenheitenpop und zu recht schlecht abgeschnittenen Rotkäppchen-Schnulz von Juli, dachten sich tatsächlich zwei Schleswig-Holsteiner, dass man das deutsche Publikum noch mit dem Wort „Ficken“ schocken könnte. Dazwischen war zu viel egal. Andreas Bourani klingt zwar vom Namen her nach Kuranyi, doch wirklich gekickt hat sein belangloser „Eisberg“ nicht so recht. Peter Ferdinand und seine Kupferstecher machten auf deutschfranzösischen Jamiroquai. Alin Coen und ihre Band waren einfach zu lieb. Und dank Frida Gold bekamen wir Unterwäsche in Kombination mit Geschwisterliebe zu sehen bzw. zu hören.
Doch es war nicht alles schlecht. Flimmerfrühstück aus Sachsen-Anhalt spendierten den gebeutelten Zuschauern ein schönes kleines Lied mit einem schönen kleinen Text. Kraftklub aus Sachsen boten auch ohne brennende Verstärker die spektakulärste Show des Abends. Thees Uhlmann und Flo Mega füllten die Bühne mit Persönlichkeit und funktionierten dadurch perfekt. Die Frau von Jan Josef teamte mit Axel und machte dabei süßen Rock für Verliebte, von dem man froh war, dass er dabei war. Und Nicholas Müller krächzte leidenschaftlich „ImmerFürImmer“ als hätte er die Nacht vor dem Event kein Auge schließen können. Sympathisch.
Nach der Punktevergabe wussten wir nicht nur den Namen des Siegers, sondern auch, warum Radiomoderatoren lieber im Radio und nicht im Fernsehen bleiben sollten. Nichtsdestotrotz: Am Ende wollte die Mehrheit der Zuschauer, dass Tim Bendzko den Sieg nach Berlin mitnimmt. Und irgendwie war es einem auch egal. Denn der Klassensprecher der AK08 war nicht unbedingt die schlechteste Wahl an einem Abend, an dem Künstler eben Acts und echte Menschen zu Statisten wurden.
http://www.youtube.com/watch?v=duxGBPZjktI
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