Chefket in Freiburg: “Sieht aus wie auf dem Splash!”
15.4.2016 - Freiburg, Jazzhaus
Freiburg erlebte wieder Mal ein ganz besonders aufregendes Rap-Konzert: Chefket besuchte am 15. April das Jazzhaus und bescherte der feierwütigen Meute definitiv einen Kater.
Man spürte förmlich, dass die an diesem Freitag absolvierten Realschul- und Abiturprüfungen einen großen Teil des Publikums in Feierlaune brachten. 3Plusss, der bereits 20:26 Uhr sein Vorprogramm beenden musste, ging dennoch ein wenig unter, bevor der Wahl-Berliner Chefket kurz vor neun mit DJ/Keyboarder und zwei Background-Sängerinnen die Bühne betrat: „Das ist meine Zeit, ich hab den Wecker gestellt!“ Spätestens beim dritten Song „Identitäter“ wurde die Abiparty vorgezogen, Hände in die Luft gerissen und mitgerappt. Trotz relativ eingeschränktem Bewegungsfeld bot der sympathische Musiker dabei stets eine einnehmende Bühnenpräsenz. „Sieht aus wie auf dem Splash“, merkte er beeindruckt von den vielen nach oben gestreckten Armen an und beteuerte auch im weiteren Verlauf des Abends immer wieder, wie gerührt er von der Feierbereitschaft der Anwesenden sei.
Chefket hat angeblich in Freiburg studiert und hier auch das erste Mal die französische Rap-Gruppe Saian Supa Crew gesehen. Nun stand er das erste Mal selbst auf einer Freiburger Bühne und spielte Stücke wie „Jetzt“, „Cool Easy Fresh“, „Fliegen“ und „Keine Angst“. Dabei saß nicht jede schneller gerappte Passage Eins A, doch diese vermeintliche Schmälerung seiner Fähigkeiten bog er per Acappella wieder gerade. Der Typ kann was am Mikrofon. Und selbst für „Pyro-Effekte“ wurde gesorgt, indem die vorderen Reihen untereinander Wunderkerzen verteilten und die oben angesprochene Festival-Atmosphäre Wirklichkeit werden ließen. Überhaupt überzeugte dieser Konzertabend zu einem großen Teil durch das fantastische Publikum. So meldete sich natürlich das fast komplette Jazzhaus als nach „Old School Hip Hop Fans“ gefragt wurde. Doch Zuschauerin Michelle bewies es tatsächlich, indem sie den aus „Prinz von Bel Air“ bekannten „Carlton“ tanzte und anschließend per Stage-Dive die Bühne wieder verließ.
Auch Konzertbesucherin Alina durfte neben Chefket höchstpersönlich die Hüften schwingen, musste aber ebenfalls per Sprung in die Menge den French Exit machen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt drehte die Feiermeute komplett durch. Auf Zutun von Chefket wurde vor der Stage ein B-Boy-Kreis gebildet und jeder Tanzwütige durfte zeigen, was er auf den PVC-Matten der Breisgau-Metropole gelernt hat. Das steckte selbst temporär Gehbehinderte an, denn von da an sah man immer wieder zwei in die Luft gereckte Krücken aus der Menge herausstechen. Feiern war eben das Motto des Abends und wurde von Chefket nur kurz während des Songs „Nachtmensch“ unterbrochen, als die Security einen Gras rauchenden Zuschauer entfernen wollte. Bei so viel Einsatz für seine Anhänger ließ man ihm auch die etwas spießige Bitte an einen erschöpften Zuschauer, man solle aus Respekt nicht mit dem Rücken zu ihm auf der Bühne sitzen, durchgehen.
Nachdem sich der 34-jährige erst höchstpersönlich zu seinen Fans in die Crowd gesellte, durfte zum Ende hin auch das Publikum selbst auf die Bühne. Mit dem Bob-Marley-Klassiker „Could You Be Loved“ verabschiedete sich Chefket gegen 22:20 Uhr nicht ohne noch einmal zu betonen: „Wir hätten das alles nicht erwartet. Vielen Dank für so viel Liebe!“ Chefket gab sich große Mühe, sein Publikum immer wieder mit neuen Showelementen zu überraschen. Sein Publikum honorierte es, indem es mit vollem Einsatz dabei war. Wirklich wollte niemand, dass der Abend endet. Auch 3Pluss nicht, der gekleidet in 3Plusss-Shirt bis zuletzt Merchandise vertickte.
Kommentar hinterlassen