Doppel-Review: City And Colour / SSIO in München

Bei zwei Konzerte in zwei Tagen kann euch like it is ‘93 eine Doppel-Konzertreview servieren, die (fast) jeden Geschmack trifft. Ob nun der softe Akustikrock von City And Colour oder der intelligente Strassenrap von SSIO, Vielfalt ist die beste Unterhaltung!

 

Wer die Post-Hardcore-Heroen Alexisonfire kennt und liebt, freut sich, dass Sänger und Gitarrist Dallas Green seit 2005 solo Akustikmusik an Frau und Mann bringt. Die Live-Tauglichkeit des Kanadiers konnte like it is ’93 beim Konzert am 19.2.2014 in der Münchener Tonhalle überprüfen. Um das hippe Publikum anzuheizen, buchten die Veranstalter die äußerst sympathische Hannah Georgas (erster Gedanke: „Wer nennt sich bitte Hannah Gorgeous?!“). Die Dame spielte gemeinsam mit ihrer Band elektronisch angehauchten und höchst tanzbaren Indiepop, konnte aufgrund eines sehr stark auf die Stimme fixierten Mixings aber leider nicht vollends überzeugen. So konnten die einzelnen Lieder „dank“ des Soundmatsches beinahe nicht unterschieden werden. Der fabelhafte Track „Shortie“ verleitete mich dann aber doch noch dazu, meine Hüften zu bewegen.

 

 

Begleitet von den Klängen des „Three Amigos“-Openings betraten Dallas Green und seine Band die Bühne und rissen das Publikum (das zu etwa 30% aus 1,80m großen Kerlen bestand, die ihre Freundinnen von hinten umklammerten) zu den ersten Begeisterungsstürmen des Abends hin. Beim Finale des dritten Lieds „The Grand Optimist“ liefen Lichtanlage und Hammond-Orgel zum ersten Mal unter Vollast und die rammelvolle Tonhalle erbebte. “As Much As I Ever Could” animierte die 1,80-Riesen, ihre Freundinnen noch einmal fester in den Arm zu nehmen, meine Schwester und ich tauschten angewiderte Blicke aus. Während ich mich in der von einer Steel-Pedal-Guitar geschwängerten Musik und Dallas` grandioser Stimme verlor, sinnierte ich darüber, ob City And Colour nicht besser in einem kleinen Café oder einer Bücherei als in einer Halle mit geschätzten 300 Leuten aufgehoben wären. Ein paar Klassiker vom 2005 erschienen Album „Sometimes“ spielte der Mann, der auf meiner Man-Crush-Liste ganz oben steht, ohne die Begleitung seiner Band. Für „Paradise“ vom nagelneuen Tonträger „The Hurry And The Harm“ holte er sich zur Unterstützung Hannah Georgas auf die Bühne. Nach ein paar Zugaben verschwand Dallas, der aufgrund der Wahl seiner Kopfbedeckung Ähnlichkeiten mit Adam Savage von den Mythbuster aufweisen konnte, und hinterließ mich mit zwei Erkenntnissen: 1.) geil und 2.) das nächste mal mit Freundin.

 

 

Sehr geehrter Leser, stellen Sie sich den Abend des 20.2.2014 vor: Es ist Donnerstag, das Thermometer zeigt etwa 2 Grad Celsius an und Sie sind auf dem Weg zu einem Konzert von SSIO und Schwesta Ewa in der Münchner Tonhalle. Wen oder was treffen Sie unter einer Brücke in der Nähe der Location? Richtig: Etwa zwanzig jogginghosentragende Halbstarke, die angestrengt Gras rauchen. Die perfekte Einstimmung auf das, was noch kommen sollte.

 

 

Den Anfang machte der Münchner Tayfun, der – wie das erste Lied des Abends – „jung und hungrig“ zu sein schien. Herausragend: Der Track „Nationalität Mensch“. Leider schwach: Der gemeinsame Song mit Undacover, der aufgrund eines drucklosen Beats und gelangweilter Präsentation nicht in der Gänze überzeugen konnte. In der darauffolgenden Pause wurde das Publikum mit Ibiza-House vom Band beschallt, bis der Headliner und bekennende Skater SSIO mit einem Kickflip-to-Indie auf die Bühne kam. Der Bonner gab „Illegal, Legal, Egal“ zum Allerbesten, bekam für „Einbürgerungstest für schwererziehbare Migrantenkinder“ Unterstützung von Kalim und überließ dann für ein paar Lieder Schwesta Ewa die Herrschaft über die Bühne. Während „60 Punchbars“ und „Welche Rapper?“ bewegten sich ihre Tänzerinnen lasziv im Hintergrund, SSIO sah das als Einladung und machte sich an eine der Damen heran. Nach tobendem Applaus für Schwesta Ewa wurde die Bühne wieder vom Hauptact übernommen, der „Jung, Wat Is Los?“ spielte, den Burger „Big King XXL“ verherrlichte und Pomm- und Koalabären ins Publikum warf. Der Autor dieses Textes ging hierbei leider leer aus. Bei „Unbekannter Titel“ bouncte Dubstep aus der Anlage und zum Abschluss beantwortete SSIO noch einmal die Fragen, die die Welt bewegen: „Wer ist der King of Rap?“, „Wer bumst auch dickere Frauen?“ und „Wer ist SSIO?“ – die Antwort lautete jeweils „SSIO“. Auf dem von Spuckepfützen bedeckten Heimweg grinste der Autor zufrieden, er hatte Spaß.

 

1 Comments

  1. In Stuttgart war SSIO leider restlos ausverkauft.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube