Ein Blick zurück auf… Der König der Löwen
Als am 17. November 1994 „Der König der Löwen“ in die deutschen Kinos kam, sang mindestens jedes Kind des Landes mit: „Naaaaaaze penn ja, wawasi siwawo!“ Okay, eigentlich hieß es „Nants ingonyama bagithi baba“, doch so genau nimmt man es als Neunjähriger nicht mit fremden Sprachen, die man noch nie zuvor gehört hat. Viel wichtiger waren sowieso die teils todtraurige dafür umso packendere Geschichte und die unfassbar liebenswürdigen Charaktere, welche aus dem „König der Löwen“ den bis heute erfolgreichsten klassischen Zeichentrickfilm aller Zeiten machten.
„The Lion King“, der – bis die Filmmacher realisierten, dass Löwen eigentlich in der Savanne leben – „King Of The Jungle“ heißen sollte, erzählt die Geschichte des jungen Löwen Simba. Als Sohn von König Mufasa ist es seine Bestimmung, nach dessen Tod in seine Fußstapfen zu treten. Doch dem miesepetrigen Onkel Scar gefällt dies überhaupt nicht, da er als Bruder Mufasas lieber selbst derjenige sein möchte, an den man bei „The Lion Sleeps Tonight“ denkt. Er geht einen Pakt mit den dummschlauen Hyänen ein, bringt Mufasa um und schiebt die Verantwortung an dessen Ableben in Simbas Pfoten. Von Schuldgefühlen zerfressen, flüchtet dieser ins Exil, um ein Leben fernab des „Geweihten Landes“ zu führen. Simba lernt die „Laurel & Hardy“ des Tierreiches – Timon und Pumbaa – kennen, ihm wachsen Haare an Stellen, wo vorher noch keine waren, er wird erwachsen. Die anschließende Rückeroberung des Königfelsens per ordentlicher Arschtreterei selbstverständlich inklusive.
Die Zeichner legten bei der Produktion des eineinhalbstündigen Filmes großen Wert auf die realistische Darstellung der Tiere und Schauplätze. Reisen nach Kenia gehörten ebenso zur Arbeitsmethodik wie die Besuche echter Raubkatzen im Studio. So profitiert der Film von einer Authentizität und optischen Realitätsnähe, die gerade Szenen wie beispielsweise den Tod von Mufasa eindrucksvoll unter die Haut gehen lassen. Disney ging mit dem „König der Löwen“ nach relativen Sureshots wie „Arielle, die Meerjungfrau“, „Aladdin“ oder „Die Schöne und das Biest“ trotzdem ein gewisses Risiko ein. Don Hahn, Produzent des Films, sprach in einem Interview mit denofgeek.com über die Erwartungen, die Disney an ihn und sein Team stellte: “This whole idea of a movie about a lion cub that gets framed for murder was, like, what? So there were expectations, and yes, we had to do good, and yes, there were giving us talent. But it was seen as somewhat experimental.“
Mit seiner Mischung aus „Bambi“ und „Hamlet“ funktioniert „Der König der Löwen“ noch heute beeindruckend gut. So gut, dass mittlerweile zwei Nachfolger, eine Fernsehserie basierend auf den Abenteuern von Timon und Pumbaa und ein Rekorde brechendes Musical existieren. Gerade eine Adaption für den Musicalbereich war tatsächlich eine der besseren Ideen, die der Broadway in den letzten dreißig Jahren zu Tage brachte. Denn „Der König der Löwen“ lebte schon auf der Leinwand von seiner einzigartigen Musik. Hans Zimmer nahm den Dirigentenstock in die Hand, zauberte klassische Musik mit einer Portion traditioneller afrikanischer Klänge auf die Tonspur und bekam stellvertretend einen Oscar für den besten Score. Elton John schrieb die weltberühmten Lieder mit 100%igem Ohrwurmcharakter und heimste für „Can You Feel The Love Tonight“ in der Kategorie “Bester Song” ebenfalls eine Statue von der Akademie ein. Weitere Bausteine für eine Erfolgsgeschichte wie sie eigentlich nicht einmal die Traumfabrikanten von Disney erfinden könnten.
„Der König der Löwen“ war 1994 der mit Abstand erfolgreichste Kinofilm des Jahres. Mit über 30 Millionen Einheiten sprechen auch die VHS-Verkäufe eine eindeutige Sprache. Doch lassen wir die Zahlen einmal außen vor. „The Lion King“ ist nach „Die unendliche Geschichte“ einer der ersten Filme gewesen, den ich bewusst im Kino gesehen habe. Bis heute gibt es keine Disney-Zeichentrickproduktion, die eine ähnliche Wirkung auf mich – und viele andere Besucher dieses Blogs sicherlich auch – hatte. Ich besitze die Actionfiguren, das Buch und die Videospiele. „Der König der Löwen“ ist und bleibt ein Film, der mich heute teilweise krasser flasht als damals im Kindesalter. Und by the way: Das „Nants ingonyama bagithi baba“ aus dem ersten Abschnitt bedeutet grob übersetzt „Dort kommt ein Löwe“.
“Bis heute gibt es keine Disney-Zeichentrickproduktion, die eine ähnliche Wirkung auf mich – und viele andere Besucher dieses Blogs sicherlich auch – hatte.”
Da sprichst du mir aus der Seele, Stefan. Geht mir ganz genau so!!! 🙂