Die 15 besten Musikdokus
Wenn in diesen Tagen mit „Cobain“ eine weitere Musikdokumentation in die Kinos kommt, strömen wieder tausende begeisterte Plattensammler in die Lichtspielhäuser. Doch das Genre der Musikdokus hat noch so viele spannende Filme zu bieten, dass man sehr schnell den Überblick verlieren kann. Der Versuch, eine Übersicht der Highlights zu liefern!
Um es auf den Punkt zu bringen: Nicht Fußball sondern Musik ist die schönste Nebensache der Welt. Und wer etwas mehr über die Sache mit den Tonleitern und Notenblättern erfahren, aber nicht gerade mit der Theoriekeule erschlagen werden möchte, greift zur Musikdokumentation. Denn all die Geschichten hinter den Songs, Alben und Konzerten können so unterhaltsam und aufschlussreich sein, dass man die Musik danach mit ganz anderen Ohren hört. Für kuschelige Abende im Lieblings-Bandshirt präsentiere ich euch meine fünfzehn favorisierten Musikdokumentationen ohne bestimmte Reihenfolge. Nicht mit dabei, aber durchaus einen Blick wert: das Donots-Amerika-Tagebuch „Wake The Dogs“, die zweitbeste Breakdance-Doku „Planet Bboy“, die Label-Werkschauen „Stones Throw 101“ und Royal Bunkers „Gegen die Kultur“, das Joe-Strummer-Epos „The Future Is Unwritten“, der sympathische Fanta-4-Film „Was geht?“, die Liebeserklärung an alle Stagehands „Roadcrew“ und Non Phixions Blick hinter die Kulissen „The Green DVD“.
American Hardcore (2007)
Es war als HipHop-Kiddie dieses Eintauchen in eine völlig andere Welt, die mir die 2007 veröffentlichte Doku „American Hardcore“ ermöglichte. Die Entstehung und Entwicklung des Hardcore Punks von 1978 bis 1986 steht im Fokus des Films. Mit dabei von Black Flag über die Bad Brains bis zu den Cro-Mags all die großen Namen, die nicht nur Genre-, sondern definitiv auch Musikgeschichte geschrieben haben.
Style Wars (1983)
1983 erschien mit „Style Wars“ die mediale Manifestation dessen, was heute die wohl einflussreichste Subkultur überhaupt ist: HipHop. Zwar steht in diesem Meisterwerk vor allem Graffiti im Mittelpunkt, doch gerade diese Kunstform in Kombination mit Breakdance macht Rap zu mehr als nur Musik.
Anvil – Die Geschichte einer Freundschaft (2008)
Wie es schon der deutsche Untertitel so schön treffend beschreibt, geht es in „Anvil“ nicht nur um das Träumen und Scheitern der stets unter dem Radar schwebenden Metal-Band Anvil, sondern auch um das, was dieses Auf und Ab mit den Menschen hinter der Musik macht. Ein Film, der jeden Zuschauer – unabhängig musikalischer Vorlieben – mit Lederjacke und Satansgruß vor dem Bildschirm kleben lässt.
Beijing Bubbles (2006)
Wie steht es in China eigentlich um Rock- im Allgemeinen und Punk-Musik im Speziellen? Dieser Frage gingen die beiden deutschen Filmemacher Susanne Messmer und George Lindt in ihrem 2006 erschienenen Dokumentarfilm „Beijing Bubbles“ nach. Und statt einer plumpen Aufzählung chinesischer Bands gibt der Film vor allem Einblicke in das Leben und die Gefühlswelt der dortigen Musiker.
Yangon Calling – Punk In Myanmar (2012)
In meiner Review von 2012 schrieb ich: „‘Yangon Calling‘ ist ein erneuter Beweis dafür, was Musik mit Menschen machen kann. Das Musik viel mehr ist, als eben nur Musik. Über diesen Weg eine Stimme zu erhalten, sich Luft zu machen oder einfach nur eine gute Zeit zu haben, egal, ob man nun im CBGB in New York oder beim Freedamn Festival in einer dreckigen Absteige in Yangon steht.”
The Freshest Kids (2002)
Musik und Tanz gehören zusammen wie Auto und Kupplung: „The Freshest Kids“ ist die meiner Meinung nach beste Dokumentation über B-Boying bzw. Breakdance, die es da draußen gibt. So ziemlich jede Lichtgestalt der Szene kommt in den 94 Minuten zu Wort und erklärt die Faszination hinter dem spektakulären HipHop-Tanz.
Glastonbury (2006)
Die ultimative Dokumentation über eines der berühmtesten und wichtigsten Musikfestivals dieses Planeten. Heute macht das Event im englischen Pilton zwar hauptsächlich durch Kanye-West-Bookings von sich Reden, doch unabhängig davon wäre die Festivallandschaft nicht die gleiche, würde es Glastonbury nicht geben. Julien Temple zeigt in seinem Film, wie sich das Festival von 1970 bis 2005 entwickelt hat.
Hinter dem Regen (2008)
Eine vom Regen überschwemmte Veranstaltung 2006 stand symbolisch für das Dilemma, in das sich das Splash! Festival 2007 manövrierte. Kurz vor dem finanziellen Ruin war es lange Zeit fraglich, ob überhaupt das zehnte Jubiläum gefeiert werden konnte. „Hinter dem Regen“ dokumentiert diese dramatische Zeit und zeigt, wie es hinter den Kulissen des damals größten HipHop-Festivals Europas aussah.
Tupac: Resurection (2003)
Dokus über Musiker sind ja immer so eine Sache: Zwischen Selbstbeweihräucherung und Fan-Service spinnt sich der Künstler ein verzerrtes Bild seines Schaffens zurecht. Nicht so „Ressurection“, in dem ein intensiver Blick auf das Leben des Rappers 2Pac geworfen wird. Der Clou bei der ganzen Sache ist, dass die Kommentarspur – zusammengeschnipselt aus alten Tonaufnahmen – vom 1996 verstorbenen Tupac Shakur selbst stammt.
Hype! (1996)
Für alle Interessierten quasi der zusätzliche Kommentar zur derzeit in den Kinos laufenden Cobain-Doku: „Hype!“ beleuchtet die Popularität, dem der Grunge-Rock Anfang der Neunziger Jahre ausgesetzt war. Mediale Einflüsse und die daraus entstandenen Vor- und Nachteile werden im Film von den Koryphäen der Szene erklärt.
Beef (2003)
Diese Rapper sind schon ein Haufen streitsüchtiger Druffis – könnte man meinen, wenn man sich Peter Spirers Dokumentation über die größten Auseinandersetzungen der HipHop-Geschichte anschaut. Doch nein, das Battle ist der Motor dieser urbanen Kultur und „Beef“ zeigt, wie sich die Kunstform durch das stetige Kräftemessen weiterentwickeln konnte.
Mistaken For Strangers (2014)
In meinem Beitrag zur Doku schrieb ich 2014: “In der Bankdokumentation ‚Mistaken For Strangers‘ können sich Fans und Außenstehende nun selbst ein Bild von den Indie-Rockern machen. Und dieses Bild ist dank der Prämisse der Doku eines, das man so noch nie durch Projekte dieser Art bekommen hat. ‚Mistaken For Strangers‘ konzentriert sich nicht auf die übliche Mixtur aus Konzertmitschnitten, Backstageaufnahmen und Interviewschnipseln, der Film zeigt stattdessen die Zeit rund um die „High Violet“-Tour aus der Sicht von Matt Berningers kleinem Bruder Tom.“
Scratch (2001)
Der Plattenspieler ist ein Instrument und der DJ ein Musiker: Doug Pray, der auch für die in dieser Liste erwähnte Dokumentation „Hype!“ verantwortlich ist, zeigt in „Scratch“, was Turntablism bedeutet. Vom Auflegen über das Plattendiggen bis hin zum Beats basteln wird alles beleuchtet, was die DJ Q-Berts, Grandmaster Flashs und DJ Premiers dieser Welt ausmacht.
This Is Spinal Tap (1984)
Streng genommen ist “This Is Spinal Tap” gar keine Dokumentation, sondern eine Mockumentary – also ein fiktiver Film, der im Stile einer Doku gedreht wurde. Der Film beschreibt den Werdegang der Rockband Spinal Tap. Von der Namensgebung, der ersten Welttournee bis hin zum Rausschmiss eines Bandmitgliedes zählt dieser Streifen ein Rockmusikerklischee nach dem anderen auf. Nach dem Genuss der herrlichen 84 Minuten bleibt nur ein Gedanke im Kopf hängen: Bei all dem Schabernack steckt in jeder Sekunde bestimmt ein kleines Fünkchen Wahrheit?!
Punk: Attitude (2005)
Ich persönlich finde Dokumentationen, die ein komplettes Genre in den Fokus stellen weitaus spannender, als Filme, die sich auf einen speziellen Künstler konzentrieren. „Punk: Attitude“ tut dies – wie es der Name der Doku verrät – ebenfalls. Don Letts geht dabei auf die Entstehung der Szene und deren Einfluss auf die heutige Rockmusik ein. Und nebenbei gesagt: Jede Anekdote, die von Ikonen wie Henry Rollins, Jim Jarmusch oder Jello Biafra erzählt wird, ist es Wert, angehört zu werden.
Yangon Calling war gut!
Mega gut!
Hast du noch ein paar Tipps in Sachen Musikdokumentationen?
hm. nö.