Die besten Musikvideos 2016

Was früher MTV erledigt hat, besorgen heute YouTube und andere Online-Videoplattformen. Die besten Musikvideos aus dem Jahre 2016 habe ich für euch zusammengefasst.

 

“Es kann Beleg für die musikalische Kompetenz des Interpreten sein, die Glaubwürdigkeit der Textaussage erhöhen, aber auch den Künstler heroisieren und idealisieren“, schrieb Karin Wagner 2001 in einer Arbeit mit dem Titel „Das Musikvideo – Musik und Bild im kreativen Spannungsfeld“. Musikvideos sind ästhetische Kurzfilme, die nicht ohne den Ton funktionieren. Der Ton gibt ihnen erst die Daseinsberechtigung. Doch das Bildmaterial, das mal eine Geschichte erzählt, mal nur den Style der Musik visuell unterstreicht, kann beim Rezipienten eine große Wirkung erzeugen. Was in den 40er Jahren mit den Soundies begann, in den 80ern und 90ern dank MTV populärer denn je wurde und in den 2000ern mit dem Aussterben des Musikfernsehens an Bedeutung verlor, ist heute durch das Aufkommen von Streaming-Portalen beliebter denn je. Jede Dorfband, jeder halbwegs takttreffende Rapper, jedes angehende Schlagersternchen mit Flatrate-Flugticket nach Mallorca produziert Videos zu den eigenen Songs, damit diese in den sozialen Medien fleißig geteilt und diskutiert werden können. Kreativität ist dabei alles, um aus dem unübersichtlichen Angebot herauszustechen. Ich habe 2016 ganz genau hingeschaut und mir die besten Musikvideos notiert.

Der sinnlose Quatsch

Für einen kurzen Lacher gut: Musikvideos, die vielleicht sinnlos, aber dennoch so lustig sind, dass man die Musik fast vergessen könnte. Weezer lassen ihren „King of the World“ besoffen über den Strand rennen, Pkew Pkew Pkew machen in „Mid-20’s Skateboarder“ die Straßen auf ihren Rollbrettern unsicher, Roots Manuva bringt in „Cryring“ allein durch seine Anwesenheit die Menschen zum Weinen, Long Distance Calling werden in „Getaway“ von Ralf Richter fit gemacht, Coogans Bluff setzen mit „N.R.I.H.C.“ Aluhutträgern ein Denkmal, LATER verabreichen ihrer Protagonistin in „Unicorn“ die falschen Pillen, Johnny Rakete zeigt in „Kalb City Blues“ seine Hood und Pillath holt in „Kein bisschen reifer“ gemeinsam mit sido sein inneres Kind hervor.

Die verrückten Geschichten

Diese Videos erzählen Geschichten, die durchgeknallter sind als eine Kiste Chinaböller an Neujahr: Wolfmother schicken uns mit „Victorious“ in ein trashiges Science-Fiction-Abenteuer, BADBADNOTGOOD spielen in „Lavender“ gemeinsam mit Kaytranada „Dungeons & Dragons“, Schoolboy Q und E-40 begleiten in „Dope Dealer“ ein paar bewusstseinserweiternde Substanzen auf ihren Reisen und Schafe & Wölfe kriegen es in „A.C.A.B.“ mit einem übereifrigen Polizisten zu tun.

Die schönen Geschichten

Es muss nicht immer völlig verrückt sein. Manchmal braucht es auch schöne Bilder, die eine ernsthafte Geschichte erzählen. Im bildgewaltigen „One Lone Survivor“ von Tim Aminov spielt ein Junge Indianer, was ihm der Junge in „Deep Purple Rain“ von Suns Of Thyme gleichtut und in „Bruce Lee“ reanimieren All Them Witches die Augsburger Puppenkiste.

Die traurigen Geschichten

Neben den verrückten und schönen gibt es auch die traurigen Geschichten, welche nach dem Schauen erst einmal verdaut werden müssen. So beginnen die Truckfighters in „Calm Before the Storm“ am Ende eines Gewaltverbrechens und Weekend erzählt noch einmal das schlimme Jahr 2016 nach.

Die Liebe und so…

Liebe war, ist und bleibt ein Dauerbrenner in der Popmusik. Und auch 2016 hat sie wieder eine große Rolle in der Umsetzung von Musikvideokonzepten gespielt. In „Rushing“ von Nada Surf kommen sich zwei Pendler in der U-Bahn näher, in „Hiraeth“ von EF wird die emotionale Intensität einer Beziehung auf sechs Minuten runtergedampft und in „Blended Family“ zeigt Alicia Keys wie wertvoll die Familie ist.

Die Hingucker

Style over substance: Nicht jedes Video muss eine Geschichte erzählen, manchmal reichen außergewöhnliche oder beeindruckende Bilder. Yalta Club vergolden ihr Musikvideo zu „Exile“, Captain Planet zeigen in „Irgendwas“ gesichtsträchtige Nahaufnahmen, Ab-Soul erkundet gemeinsam mit Bas in „Braille“ die französische Hauptstadt und ist anschließend in „D.R.U.G.S.“ voll drauf, die Pixies reihen in „Classic Masher“ wirre Bilder aneinander, Peter Piek geht in „1st Song“ in die Luft und bleibt auch dort, Big Sean verabreicht dem Zuschauer mit „Bounce Back“ einen audiovisuellen Drogencocktail und ASAP Ferg wird in „Uzi Gang“ zum Hardcore-Punk.

Die Statements

Zuweilen muss man aufstehen und sagen, was einem nicht passt. KMPFSPRT haben das mit dem Antikommerzialisierungssong „Ich hör‘ die Single nicht“ und dem dazugehörigen Video getan, Owls By Nature setzen sich mit „Across The Sea“ für diejenigen ein, die von engstirnigen Menschen als nicht normal angesehen werden, DJ Shadow und Run The Jewels geben der politischen Elite in „Nobody Speak“ die Chance, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen, Death Cab For Cutie knüpfen sich in „Million Dollar Loan“ Donald Trump vor und Volkan besingt in „Kind dieser Erde“ die Gleichheit aller Menschen.

Die Sondernennung für Maeckes

Besonders viel Mühe hat sich 2016 Maeckes mit seinen Musikvideos gegeben, die er im Rahmen des Albumreleases von „Tilt“ veröffentlicht hat. Dafür gibt’s eine mehr als verdiente Sondernennung inklusive meiner zwei Favoriten.

Das beste Musikvideo des Jahres

Es beginnt mit einem stinknormalen Folkrock-Konzert und endet in einer, nun ja, virtuellen Schlägerei. Aber seht selbst, denn „We Don’t Know“ von den Strumbellas ist das wohl beste Musikvideo des Jahres.

1 Trackbacks & Pingbacks

  1. Die besten Musikvideos 2021 – like it is '93 // das Popkultur-Magazin

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube