Review: Die im Dunkeln sieht man doch – Stuttgart bei Nacht
„Bei Tage ist es kinderleicht, die Dinge nüchtern und unsentimental zu sehen. Nachts ist das eine ganz andere Geschichte“, sagte Ernest Hemingway einst. Und es ist wahr, die magischste Zeit des Tages ist die Nacht. Die Straßen sind wie leergefegt, Geschäfte geschlossen, Lichter überall. Man fühlt sich, als würde einem die ganze Welt gehören. Hektik und Stress des Tages sind vergessen, bei Nacht hat man Zeit und Motivation, alles zu schaffen.
„Die im Dunkeln sieht man doch – Stuttgart bei Nacht. Ein Porträt“ dokumentiert auf seinen knapp 200 Seiten diesen Tagesabschnitt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. In sechs Kapiteln werden mit rund 400 Abbildungen Orte und Plätze, das arbeitende Volk, die Ordnungshüter, Menschen in den Straßen und das Partygeschehen porträtiert. Dank erläuternder Bildunterschriften und einleitenden Texten gibt es zusätzliches Faktenwissen zu den Stuttgarter Nächten – wie beispielsweise die Anzahl der Reinigungskräfte, die jede Nacht aufs Neue die Innenstadt säubern (Montag bis Freitag 23, Samstag 21 und Sonntag 18 Mitarbeiter).
„Dieses Buch ist kein Reiseführer und auch kein bloßer Bildband“, heißt es im Vorwort. Manche Fotos konzentrieren sich ausschließlich auf die Menschen, wieder andere auf Details, die im Hintergrund stattfinden. Nicht die Stadt mit ihren Bauten und Aussichtspunkte stehen im Fokus, sondern das Leben und die Leute darin und drum herum. „Das Besondere an Stuttgart sind die Geschichten, die nachts im Einzelnen passieren. Meistens bekommt man sie gar nicht mit, weil man sie nicht beachtet“, gab der beteiligte Fotograf Sven Weber den Stuttgarter Good News entsprechend treffend zu Protokoll.
Geschossen wurden die Bilder von den Absolventen der „Akademie der Bildenden Künste“ Christoph Binder, Marcel Diemer, Henning Kreitel und Sven Weber. Die Texte stammen von der „Stuttgarter Nachrichten“-Redakteurin Anja Wasserbäch. „Die im Dunkeln sieht man doch – Stuttgart bei Nacht. Ein Porträt“ erschien im Oktober letzten Jahres beim Theiss Verlag und kann für 29,95 Euro eingetütet werden.
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