Donald Trump und die WWE
Am 20. Januar 2017 wird Donald Trump seinen neuen Job als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika offiziell antreten. Dann werden Hulk Hogan als Verteidigungs- und Bret Hart als Außenminister gar nicht mehr so abwegig sein, denn Donald Trump und die WWE sind nicht erst seit gestern gute Freunde.
In den letzten Monaten wurde so viel über Donald Trump geschrieben, dass man sehr schnell die Übersicht verlieren konnte. Der 45. Präsident der USA ist ein erfolgreicher, aber dennoch häufig gescheiterter Geschäftsmann, Inhaber der „Miss Universe“-Organisation, sexistischer Rassist, Leugner der globalen Erwärmung, Bestsellerautor, Besitzer eines Twitter-Accounts mit knapp 16 Millionen Followern und nun auch staatlich geprüfte Gallionsfigur des konservativen und weißen Amerikas. The Donald – wie er von Ivana Trump 1989 in einem Interview genannt wurde – erblickte am 14. Juni 1946 in New York das Licht der Welt und entwickelte sich im Laufe der letzten 70 Jahre zu einer umstrittenen Popkulturfigur, die nun eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen möchte. Denn nicht nur in Politik und Wirtschaft redet er mit, auch in der Unterhaltungsindustrie hat er seine Finger im Spiel. Unter anderem besteht zwischen ihm und der Familie McMahon, denen wiederrum World Wrestling Entertainment gehört, eine tiefe Freundschaft. Und der Einfluss Trumps auf das Unternehmen der McMahons ist scheinbar so intensiv, dass Forbes in Bezug auf die Montagabendshow der WWE fragt: „Is Donald Trump’s Presidency Hurting Raw’s Viewership?“
Alles begann vor mehr als 30 Jahren, nachdem Linda McMahon auf einem Konzert in New Jersey Donald Trump traf. Die Chemie schien gestimmt zu haben, denn bereits 1988 holte Trump „WrestleMania IV“ – die größte Show der WWE – ins Trump Plaza nach Atlantic City. „Jeder im Land wolle diese Veranstaltung, aber nur wir konnten sie bekommen“, gab er damals großspurig an. 1989 wiederholte er dies mit „WrestleMania V“, was bis heute einmalig ist, denn sonst fanden nie WrestleManias zwei Jahre in Folge in derselben Location statt. In „The True Story of WrestleMania“ äußerte er sich zu den Gründen für seine Beteiligung an den Veranstaltungen: „I never sold tickets to anything so easily as I have to this.“ Trump outete sich aber auch über monetäre Erfolge hinaus als großer WWE-Fan. Immer wieder wurde er im Publikum gesichtet. 2004 – während „WrestleMania XX“ – interviewte ihn Jesse Ventura, der selbst erfolgreicher WWE-Wrestler und später der 38. Gouverneur des US-Bundesstaates Minnesota war. Damals scherzte Kommentator Jerry Lawler noch, ob wir Trump jemals im Weißen Haus sehen werden.
Zwei weitere Jahre sollten vergehen, bis Donald Trump wieder größere Erwähnung in den Shows der WWE fand. 2006 geriet Trump in Rosie O’Donnells Show „The View“ heftig mit der Gastgeberin aneinander. Die WWE wollte dies für ihre Zwecke nutzen und veranstaltete ein Wrestling-Match, in dem zwei als Trump und O’Donnell verkleidete Wrestler gegeneinander antraten. Bereits ein Jahr später kam es zu einem großen Auftritt des echten Donald Trumps. Rund um „WrestleMania 23“ wurde unter dem Titel „Battle of the Billionaires“ eine Fehde zwischen Trump und dem WWE-Chairman Vince McMahon inszeniert. Während einer Ausgabe von „Raw“ hielt McMahon eine Schmährede auf die Fans, die von Donald Trump per Zuschaltung auf die Videoleinwände der Arena unterbrochen wurde. Trump warf McMahon vor, er würde den Menschen nicht geben, was diese wollen und er habe nun folgenden Plan: „to make WWE great again“. Kaum hatte er das gesagt, ging ein Geldregen auf die in der Halle anwesenden Zuschauer nieder. Vince McMahon konterte wortgewandt wie er nun mal ist: „Donald Trump, you son of a bitch!“
Einige Wochen später erschien Trump höchstpersönlich bei “Raw” und forderte McMahon zu einem Match bei “WrestleMania 23” heraus. McMahon lehnte ab, da sein Arzt ihm aus gesundheitlichen Gründe das Showringen untersagte. Die beiden einigten sich darauf, Stellvertreter auszuwählen, die die Streitigkeiten für sie im Ring bereinigen sollten. Doch da das in der Welt des Wrestlings nicht genug ist, wurde aus einem stinknormalen Kampf ein Hair vs. Hair Match. Verliert Trump, muss er sich seine Haare abrasieren – gleiches galt selbstverständlich auch für McMahon.
Vince McMahon entschied sich für den unberechenbaren Umaga, Donald Trump setzte auf den damaligen ECW Champion Bobby Lashley, den er während eines Werbeauftritts bei der Radioshow „Imus in the Morning“ fälschlicherweise als Bobby Lindsay bezeichnete. Bei einem weiteren Raw-Auftritt kam es zur Vertragsunterzeichnung beider Kontrahenten.
In “WrestleMania 23” war Trump entsprechend intensiv involviert. Er zeigte sich in einem Backstage-Segment vom Boogeyman recht unbeeindruckt und gewann letztendlich auch das Match gegen McMahon. Trump durfte seine Haare behalten. „WrestleMania 23“ war mit 1,2 Millionen PPV-Käufen ein rekordbrechender Erfolg für die WWE.
Seine Rückkehr ins WWE-Fernsehen feiert Donald Trump im Juni 2009. Laut Storyline kaufte er die Montagabendshow „Raw“, weshalb in der Folgewoche eine komplett werbefreie Ausgabe gesendet wurde. Die Ratings profitierten davon zwar, doch nach einer Pseudopressemitteilung, die den Kauf „bestätigte“, fielen die Aktienkurse des Unternehmens um 7 Prozent. Schnell wurde der Storyline-Kauf rückgängig gemacht, indem McMahon seine Show für den doppelten Preis zurückerwarb.
2013 folgte der bis dato letzte und vermutlich auch wichtigste Auftritt in der WWE. Unter einem Pfeifkonzert der Fans wurde Donald Trump in die prestigeträchtige WWE Hall of Fame aufgenommen, die die größten Persönlichkeiten der Branche ehrt. Fans engagieren sich seit dem Wahlsieg vor einigen Wochen per Petition für eine Entfernung Trumps aus der Ruhmeshalle. Unter anderem schreiben sie in ihrer Begründung für die Unterschriftensammelaktion: „WWE not only employs Muslim and Middle Eastern talent, but has also recently launched the Network in the Middle East. The WWE must realize how many of its fans are Muslim. What message does it send to them to honor Donald Trump on the WWE’s Hall of Fame?“
Donald Trump konnte stets auf die Unterstützung der Familie McMahon zählen. Linda McMahon, ehemalige CEO der WWE, spendete im August und September dieses Jahres sechs Millionen Dollar für Donald Trumps Wahlkampf an Rebuilding America Now. Damit spielte sie für Trumps Sieg eine immense Rolle als Geldgeberin, denn die Lobbygruppe nahm insgesamt nur 18 Millionen Dollar aus Spenden ein. Zwar berichtete sie der Washington Post, dass Trump nicht ihre erste Wahl als Präsident war, sie nun aber eine starke Trump-Unterstützerin sei. McMahon selbst ist keine Unbekannte in der Politik. Zweimal versuchte sie für die Republikaner einen Sitz im Senat zu erhalten, verfehlte jedoch jedes Mal. 2009 war sie Mitglied im Board of Education in Connecticut. Nun gibt es Gerüchte, dass McMahon als Secretary of Commerce für Trump arbeiten soll. Mitte November äußerte sie sich während der TV-Show “Face the State” recht aufgeschlossen dazu: „It would be hard to turn down a request by the President to serve in his cabinet, however, he has not reached out to me in that capacity, so that’s all I know at this point.”
Ob es Fans wollen oder nicht, Donald Trump und die WWE gehören zusammen. Doch was sagen derzeitige und ehemalige Angestellte der WWE zum Ausgang der Wahl?
???
— notorious SB (@SashaBanksWWE) November 9, 2016
i don't think those voting for trump hate that a woman would be president, I think it's anti-establishment.
right place/wrong time
for both— Dolph Ziggler (@HEELZiggler) November 9, 2016
Horrible nightmare last night. It was so weird, I was in Germany but the U.S. was Germany now? But from like, 80 years ago? So weird? Scary.
— Sami Zayn (@iLikeSamiZayn) November 9, 2016
Ironic. I've not seen one tweet from a gloating Trump supporter today but I've seen hundreds of hateful, & obscene ones from Hillary's side.
— Jerry Lawler (@JerryLawler) November 9, 2016
Many people asking…
"How did the media get it so wrong?"
Because they have been lying to you every step of the way.
— Bubba Ray Dudley (@bullyray5150) November 9, 2016
Once upon a time, I was on welfare. And I worked my ass off to get where I'm at. Period. No president helped me. You're no different. #PMA
— Corey Graves (@WWEGraves) November 9, 2016
Once upon a time, I was on welfare. And I worked my ass off to get where I'm at. Period. No president helped me. You're no different. #PMA
— Corey Graves (@WWEGraves) November 9, 2016
Unbelievable. This doesn't feel real.
— Renee Young (@ReneeYoungWWE) November 9, 2016
Hey America, either candidate was going to be controversial. I voted for Bloomberg-but, can we all get along now and quit the name calling?
— John Layfield (@JCLayfield) November 9, 2016
?
— Austin Creed (@XavierWoodsPhD) November 9, 2016
I believe in love and respect. I believe in fairness, equality and humanity above all. That is what I will teach my daughters. Goodnight.
— Beth Copeland (@TheBethPhoenix) November 9, 2016
Today America better to lose count while naming your blessings than to lose your blessings to counting your troubles…
— CJ (Lana) Perry (@LanaWWE) November 9, 2016
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