Doppel-Review: Einar Stray Orchestra / Gisbert zu Knyphausen in Freiburg

In idyllischer Atmosphäre starteten die Norweger von Einar Stray Orchestra am 14.5. ihre Politricks-Tour im Freiburger Waldsee. 14 Tage später machten Gisbert zu Knyphausen und seine Kid Kopphausen Band für ein Konzert im Bürgerhaus Zährigen Halt. Zwei Shows, die einmal mehr zeigen, dass die Auswahl an Konzertmöglichkeit im Breisgau zwar klein, aber dennoch fein ist.

 

Bevor die Mädels und Jungs von Einar Stray Orchestra die Bühne des Waldsees mit ihrem flächigen und komplexen Sound einnahmen, gab Lokalmatador Sebastian Hasselmann zum Aufwärmen mit einfachen Singer-Songwriter-Stücken das Kontrastprogramm. Trotz einer leicht dünnen Stimme und unbeholfenen Ansagen, die wie abgeguckt bei den Vorbildern klangen, präsentierte sich der Freiburger durchaus sympathisch und machte dem einen oder anderen Gast Lust, seine Musik auch nach dem Konzert noch einmal auszuchecken. Es ist eine schöne Entscheidung der Veranstalter von SoundGoRound Concerts, für das Vorprogramm auf junge Künstler aus der näheren Umgebung zu setzen. Aus der näheren Umgebung reisten die Norweger von Einar Stray Orchestra nicht gerade an, um in Freiburg ihre große Politricks-Tour zu beginnen.

 

die besten Plätze sind vorbereitet

 

Cello, Violine, Bass, Schlagzeug und Piano genügten, um Klangwelten zu erzeugen, die die Hörer akustisch in watteweiche Baumwolldecken einhüllten. Ob Stücke des ersten Albums „Chiaroscuro“, des aktuellen „Politricks“ oder gar brandneue Songs, die erst auf der kommenden Langspielplatte zu hören sein werden, Einar Stray und seine vier Bandmitglieder spielten, sichtlich dankbar für den Zuspruch ihres Publikums, fleißig Stücke aus dem noch überschaubaren Repertoire der jungen Gruppe. Allein den Opener per mehrstimmigem Acapella zu bestreiten, zeigte, wie angenehm anders der Ansatz der Post-Rock-Gruppe ist. “Followed them cause you liked the sound, bought their t-shirts and sang along”, heißt es auf dem Titeltrack der aktuellen Platte und beschreibt, den schönen Abend aus der Sicht der reichlich erschienenen Gäste recht treffend. Denn nach der Show nahmen sich die fünf Norweger Zeit, um am Merchstand mit ihren Fans und Unterstützern liebe Worte auszutauschen.

 

 

Fünf Jahre sind seit Gisbert zu Knyphausens letztem Konzert in Freiburg vergangen. Da ist es nur verständlich, dass das Bürgerhaus Zähringen hunderte musikalisch ausgehungerte Menschen anlockte, deren Fahrräder – freiburgtypisch – den kompletten Vorplatz der Lokalität belegten. Egal, denn lange hielt sich niemand draußen auf. Der 36-jährige Liedermacher kam ohne Vorband pünktlich um neun mit seiner Kid Kopphausen Band auf die Bühne, um die ungemütliche Gemeindehallenatmosphäre zu erwärmen und die ewiglange Schlange vor der Getränkeausgabe aufzulösen. Einmal quer durch das Schaffen von 2008 bis heute gespielt, waren in der ausgedehnten zweistündigen Setlist die großen Fanlieblinge wie „Kräne“, „Ich bin Freund von Klischees und funkelnden Sternen“, „Sommertag“ und „Jeden Montag“ allesamt dabei.

 

Mal mit Band, mal Solo spielte sich der sympathische Musiker von Applaus zu Applaus, griff zwischen den Liedern immer wieder zum Handtuch und hielt sich bei der Kommunikation mit dem Publikum angenehm zurück. Gemenschelt wurde trotzdem so gut es in einer derartigen Location eben geht. Am Ende blieb aber trotzdem die Erkenntnis, dass Gisbert zu Knyphausens Songs für die kleineren Lokalitäten mit Seele gemacht wurden. So muss man in den hinteren Reihen eben mit Typen leben, die auch bei den schönsten Akustiknummern nicht die Fresse halten können. Zum Glück wurden die spätestens während der ausgiebigen Zugabe weggeblasen, in der unter anderem der Rumpelstilzchen-Rap „Immer muss ich alles sollen“ abgerissen wurde. Ein solider Konzertabend, nach dem man Gisberts abschließenden Worten nur allzu gerne Glauben schenken möchte: „Bis zum nächsten Mal wird es nicht wieder fünf Jahre dauern!“

 

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