E3 2016: Die Highlights
Vergangene Woche öffnete die E3 ihre Tore, um die Videospiel-Highlights für das kommende Spielejahr zu präsentieren. Meine persönlichen Höhepunkte habe ich für euch zusammengefasst.
Die Videospielmesse Electronic Entertainment Expo – kurz E3 – hat schon bessere Zeiten gesehen. Große Firmen wie Wargaming und Disney haben dieses Jahr auf eigene Ausstellungsflächen verzichtet, EA und Activision ihr Engagement deutlich zurückgeschraubt. In Zeiten, in denen Unternehmen eigene Plattformen für Neuankündigungen nutzen und Präsentationen über Online-Wege initiiert werden, wird der Nutzen der E3 immer wieder in Frage gestellt. Stimmen, die eine Öffnung der Ausstellung auch für Konsumenten und nicht ausschließlich für die Fachpresse fordern, werden lauter. Positive Beispiele wie die Gamescom in Köln oder die Tokyo Game Show zeigen, dass Veranstaltungen dieser Art Ereignisse sein können, die die Branche feiern und Spieler, Pressevertreter sowie Entwickler gleichermaßen zusammenbringen. Doch bei aller Kritik gilt die E3 nach wie vor als eine der wichtigsten Messen für digitale Unterhaltungsmedien und zeigte dies auch wieder vom 14. bis 16. Juni im Convention Center in Los Angeles. Meine großen Highlights des 1995 erstmals veranstalteten Events habe ich für euch in diesem Blogbeitrag zusammengetragen.
EA zeigt seine Blockbuster-Shooter
Die erste große Pressekonferenz der E3 machte mich mit Hochglanz-Shootern und Science-Fiction-Märchen heiß auf die kommenden Spielemonate. Nachdem der erste Teil 2014 nur Xbox- und PC-Spielern zugänglich gemacht wurde, kündigte Electronic Arts Titanfall 2 auch für die PlayStation 4 an. Am 28. Oktober soll der Multiplayer-Shooter mit den spektakulären Kampf-Mechs erscheinen und neben den Online-Schlachten dieses Mal eine vollwertige Solo-Kampagne beinhalten. Zum großen EA Shooter-Flaggschiff Battlefield 1 gab es ein 48-minütiges Gameplay-Video zu sehen sowie viele neue Informationen. Die Liste mit spannenden Features ist mittlerweile entsprechend lang: Dynamisches Wetter, eine zu den Vorgängern noch interaktivere Zerstörungsphysik, ein Operations-Feature, durch das man Online nicht nur einzelne sondern viele zusammenhängende Matches spielen kann und neue Klassen in Form von Pilot und Panzerfahrer. „Battlefield 1“ erscheint eine Woche vor „Titanfall 2“ am 21. Oktober und startet noch im Sommer mit einer Beta-Phase. Des Weiteren kündigte EA an, dass ihre Studios derzeit an vier Star Wars-Spielen arbeiten würden. 2018 soll ein Game von den „Dead Space“-Entwicklern Visceral erscheinen, die „Titanfall“-Macher von Respawn arbeiten parallel zum Mech-Shooter an einem Titel und ein Nachfolger zu „Battlefront“ sowie ein VR-Spiel wurden ebenfalls angekündigt.
Bethesda leakt Wolfenstein aus Versehen?
Eine während der Bethesda-Pressekonferenz kurz eingeblendete Liste, ließ die Spielegemeinde in wilde Spekulationen verfallen. Handelt es sich bei dem dort aufgeführten Titel „New Colossus“ um einen weiteren Teil von Wolfenstein? Ich würde mich freuen, habe ich „The New Order“ und „The Old Blood“ doch mit großer Freude runtergezockt. Spekulationen muss es um Prey 2 – dessen Entwicklung vor zwei Jahren eigentlich eingestellt wurde – nicht mehr geben. Zusammen mit den Arkane Studios bringt Bethesda das Spiel 2017 endlich in die Läden und das ist gut so, denn das Sci-Fi-Szenario in einer nicht allzu weit entfernten Zeit sowie die düstere Bioshock-Atmosphäre und der nicht stereotype Protagonist lassen auf ein wahres Spielejuwel hoffen.
Ubisoft macht Träume für Trekkies wahr
Ubisoft lieferte mir den ultimativen Grund, meine PlayStation-VR-Vorbestellung nicht zu canceln. Star Trek: Bridge Crew soll noch im Herbst dieses Jahres erscheinen und dem Spieler ermöglichen, in die Rolle eines Brückenoffiziers auf einem Raumschiff der Föderation zu schlüpfen. Klingt nach dem ultimativen Traum für jeden Trekkie, von dem „Seven of Nine“-Darstellerin Jeri Ryan – die das Spiel bereits vorab testen durfte – in höchsten Tönen sprach: „This was incredible. It’s what it would be like if it were real.“ “Die rektakuläre Zerreißprobe” lautet der deutsche Titel des zweiten Ubisoft-Spiels zu South Park. Am 6. Dezember wird es erscheinen und diesmal soll die Geldkuh wohl so richtig gemolken werden. Ein Season Pass sowie ein Sammelfigurensystem wurden angekündigt, was mich erst einmal vorsichtig werden lässt. Der Vorgänger hat für mich sehr gut funktioniert, ob ich nun irgendwelchen Schnickschnack brauche, der die Dauermotivation künstlich hochhalten soll, weiß ich nicht. Richtig Lust habe ich auf For Honor, denn das Actionspiel rund um Wikinger, Samurai und Ritter scheint ein feuchter Jungstraum zu werden. Das gezeigte 10-minütige Gameplay-Video ließ mich bereits nach zwei Minuten aufschreien: „EPISCH!“ Als Fan von Funsport-Spielen wie „SSX“ oder „Dark Summit“ habe ich mich ganz besonders über die Ankündigung von Steep gefreut: Stunts per Snowboard, Wingsuit, Paragleiter und Ski, immer auf der Jagd nach Highscores und eine riesige offene Winterlandschaft. Schön war es auch, dass Ubisoft-CEO Yves Guillemot noch einmal die Entwicklung von Beyond Good & Evil 2 bestätigte. Watch Dogs 2, das im Vergleich zum stark kritisierten Vorgänger hoffentlich vieles besser machen wird, erscheint am 15. November. Das ist erst einmal keine sensationelle Enthüllung, für die eine E3 stattfinden musste. Neu ist jedoch die Information, die Game Director Danny Belanger im Interview mit Gamespot äußerte: „Eins unserer Ziele ist es, nicht-tödliches Spielen zu unterstützen.“
Sony verlegt den God of War in die nordische Mythologie
Mit einer spektakulären Ankündigung bereicherte Sony seine Pressekonferenz: Momentan würde sich der vierte Teil von God of War in der Entwicklung befinden. Ein erstes Gameplay-Video beeindruckte mit fantastischer Grafik und einem in die Jahre gekommenen Kratos, der im Setting der nordischen Mythologie seine Axt schwingt, gegen riesige Drachen antritt und nebenbei eine scheinbar Gameplay-beeinflussende Vaterrolle ausfüllen muss. Auch die „Ratchet & Clank“-Macher von Insomniac Games zeigten mit Spider-Man ein Spiel auf der Sony-PK, an dem sie derzeit mit Hochdruck arbeiten. Bei so einem Entwickler ist meine Hoffnung groß, dass es sich hierbei nicht um schnöde Lizenzverwurstung sondern hochkarätiges Blockbuster-Gaming à la Arkham Asylum & Co handelt. Endlich wurde auch der Release-Termin für das immer wieder verschobene The Last Guardian bekanntgegeben. Noch am 25. Oktober dieses Jahres soll das Spiel erscheinen, wobei ich es nach all den Verschiebungen in der Vergangenheit erst glaube, wenn die Disc in meiner PS4 ihre Runden dreht. Dafür hat es in Sachen Terminverschiebungen das sauspannende Steinzeit-/Sci-Fi-Game Horizon: Zero Dawn erwischt. In meiner Jahresvorschau habe ich das Projekt von Entwickler Guerrilla Games noch als eines meiner Highlights für 2016 bezeichnet, bereits vor der E3 wurde es jedoch auf den 28. Februar 2017 verschoben. Als Entschädigung wurde acht Minuten Gameplay-Material gezeigt: Eine Open-World-Sause, die neben gigantischen Roboter-Dinosauriern jede Menge Hau-drauf-Action aber auch taktisches Vorgehen im Kampf bietet.
Telltale Games brillieren mit neuer Engine
Bei Telltale Games scheint sich in Sachen Technik endlich etwas zu tun. Batman: A Telltale Games Series beeindruckte bereits mit im Vorfeld veröffentlichten Screenshots und die dritte Season von The Walking Dead setzte mit ersten Gameplay-Szenen noch einen drauf. Eine neue Engine macht es möglich. Das Zombie-Adventure wird drei Jahre nach dem zweiten Teil spielen und eine Clementine zeigen, die zu einem Teenager herangereift ist und mit Weggefährte Javier durch die apokalyptischen Lande zieht.
Tekken 7, Death Stranding und weitere Ankündigungen
Bandai Namco überraschten mit der Bekanntmachung, dass ihr Anfang 2017 erscheinendes Prügelspiel Tekken 7 auch für PC und Xbox One erhältlich sein wird. Wirklich aufhorchen ließ mich aber nicht der Verzicht auf die für die Serie sonst übliche PlayStation-Exklusivität, sondern der frische Story-Modus, die leistungsstarke Unreal Engine 4 und der mundwassererzeugender Trailer, in dem Street Fighters Akuma einen Gastauftritt hat. Mindestens gleichermaßen überraschend fiel die Ankündigung von Hideo Kojimas neustem Titel Death Stranding aus. Viel preisgegeben wurde bisher zwar noch nicht, schön ist aber, dass sich Norman Reedus nicht vom „Silent Hills“-Debakel abschrecken ließ und als Figur im Spiel auftauchen wird. Und das auch noch nackt. Pünktlich zur E3 haben Capcom mit „Beginning Hour“ eine spielbare Demo zum am 24. Januar 2017 in die Läden kommenden Resident Evil 7: Biohazard veröffentlicht. Schade nur, dass der rund halbstündige Vorgeschmack vom Setting her so rein gar nichts mit dem Hauptspiel zu tun haben wird. Nett ist es trotzdem, auch wenn sich Capcom hier wohl ein wenig von Konamis „P.T.“-Erfolg inspirieren ließ. Der YouTube-Dislike-Button läuft beim Trailer zu Call of Duty: Infinite Warfare zwar schon seit Wochen heiß, ich freue mich trotzdem auf den Sci-Fi-Ego-Shooter aus dem Hause Infinity Ward. Wenn das Spiel auch nur im Ansatz so ein Content-Monster wird wie „Black Ops 3“, mache ich mir wegen des Spielspaßes so viele Sorgen wie beim TÜV mit einem fabrikneuen Fahrzeug. Die Gameplay-Präsentation auf der E3 bestätigte, dass es im Kampagnen-Modus zahlreiche Nebenaufgaben und Möglichkeiten gibt, parallel zur eigentlichen Story die Zeit mit launigem Schabernack verstreichen zu lassen. Als großer Fan von Suda51 und weniger großer Fan von halbgaren Free-to-Play-Konzepten habe ich mich trotzdem über neue Lebenszeichen von Let It Die gefreut. Noch dieses Jahr soll das auf der Unreal Engine 4 basierende Hack’n’Slash-Spiel exklusiv für die PlayStation 4 erscheinen.
Neue Konsolen und Virtual Reality
Microsoft kündigte mit Project Scorpio die nächste Generation der Xbox One für 2017 an und gab erste Details bekannt. Da ich jedoch mit Begriffen wie Teraflops oder Rechenkernen wenig anfangen kann, glaube ich den Entwicklern einfach mal, dass die Leistung ordentlich gesteigert wird. Ich freue mich, dass das Gezocke auf den aktuellen Konsolen nicht wieder eine Dekade lang ohne große grafische Sprünge dahinplätschern wird wie noch zu Xbox-360- & PlayStation-3-Zeiten. Und ein Preis von 399 Euro erscheint mir erst einmal fair. Den gleichen Preis müssen Early Adopter auch für die PlayStation VR auf den Tisch legen. Sonys im Oktober erscheinende Virtual-Reality-Brille ist im Vergleich zur Konkurrenz zwar die technisch schwächste der kommenden VR-Generation, doch womöglich auch die deutlich günstigste und einsteigerfreundlichste. Und das Wichtigste: Bis Ende des Jahres soll es über 50 Spiele (u.a. exklusive Titel zu Batman, Final Fantasy und Star Wars) für die Brille geben. Mittlerweile wurde auch noch einmal seitens Sony bekräftigt, dass der VR-Spaß auf der PS4 erstklassig sein soll. Die „getunte“ PlayStation 4 Neo ist also nicht zwingend von Nöten, um endgültig in der Virtual Reality anzukommen. Apropos: Wegen einem Mangel an Spielen wurde die Neo auf der E3 nicht vorgestellt. Laut Sonys Andrew House soll die Konsole nicht als Nachfolger der aktuellen PS4 etabliert werden, sondern gleichberechtigt und parallel mit dem großen Konsolenbruder auf dem Markt agieren, wie er im Interview mit der BBC verlauten ließ.
Bei so viel Freude über all die spannenden Spiele, die uns in den nächsten Monaten begeistern und finanziell belasten werden, bleibt nur eine Frage: Wann sollen wir das bitte alles spielen???
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