eSports – Videospiele bis zur Rente

Fanclubs, die weit über 600.000 Mitglieder zählen, jährliche Preisgelder in Höhe von 250.000 Euro und Best-of-DVDs mit den spannendsten Matches. Was wie die Aufzählung der Erfolge eines Profiboxers klingt, sind in Wahrheit nur ein paar Eckdaten, die die Karrieren der eSportler Lim Yo-hwan und Sander Kaasjager beschreiben. Die beiden Pro-Gamer gehören zu den erfolgreichsten Videospielern der Welt und leben nebenbei einen Traum, den die meisten von uns wohl mit der ersten festen Freundin verabschiedet haben: Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und spielen Videogames, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder zumindest entscheidend zu verbessern.

 

Lim Yo-hwan aka BoxeR ist 32 Jahre alt und gebürtiger Südkoreaner. Sander Kaasjager aka Vo0 sechs Jahre jünger und in den Niederlanden zur Welt gekommen. Beide sind seit gut zehn Jahren professionelle Knöpfchendrücker mit einem außerordentlichen Talent für Hand-Augen-Koordination. Zwar in völlig unterschiedlichen Genres und Ligen, doch mit ähnlichen Erfolgen. Yo-hwans Paradedisziplin ist Blizzards Echtzeit-Strategiespiel „StarCraft“, in dem man eines von drei Völkern per Mauszeiger zum Sieg führen muss. Kaasjager glänzt dagegen mit Top-Leistungen in dem apokalyptischen Ego-Shooter „Painkiller“. Beide haben mit dem intensiven Spielen ihrer Lieblingsgames ordentlich dazu verdient.

 

Doch was unterscheidet einen ProGamer von uns Otto-Normal-Spielern? Wir haben doch auch alle 200 Tauben in „GTA IV“ abgeschlachtet, damit wir die 100%-Wertung erhalten. Spielen täglich „Battlefield 3“, um endlich die 24.600.000 Punkte für den höchsten Rang zu ergattern. Und basteln jeden Abend lieber an unserer „Minecraft“-Villa als an einem Eigentumshaus in der echten Welt.  Lim Yo-hwan, der bis zu dem Erscheinen von „StarCraft: Broodwar“ noch Fußballspieler werden wollte, erklärte 2010 in der Internetshow „Jet Set Zero“: „Es war nie mein Ziel ‚StarCraft‘ auf Bühnen zu spielen. Ich mochte einfach nur das Spielen. Eines Tages sah ich im Fernsehen einen Gamer, der seinen Lebensunterhalt durch das Zocken erwirtschaftet hat. Seitdem bin ich ein ProGamer und arbeite Schritt für Schritt an meiner Karriere.“

 

Schritt für Schritt ist gut. Lim Yo-hwan ist in seiner Heimat Südkorea ein Superstar, dessen Fanclub mit 600.000 mehr Mitglieder hat, als Herbert Grönemeyer Facebook-Likes. In dem ostasiatischen Land gilt eSport als offizielle Sportart. „Ein Traum!“, werden sich viele Leser nun denken. Doch eSport bedeutet harte Arbeit und vor allem sehr viel Leistungsdruck. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Sie trainiert lieber. Es gibt genügend „Verrückte“, die täglich Stunden vor dem Bildschirm verbringen, um ihr Können in ihrem jeweiligen Lieblingsspiel zu perfektionieren. So wie Sander Kaasjager, der um das Jahr 2005 das Geschehen rund um seine Leidenschaft „Painkiller“ dominierte. Insgesamt kassierte er in seinem erfolgreichsten Profi-Jahr durch Siegprämien 252.000 US-Dollar.

 

Die Cyberathlete Professional League (kurz CPL) gehörte bis zur Schließung 2008 zu den größten eSport-Ligen der Welt. In den 15 Jahren ihres Bestehens wurden 36 Turniere veranstaltet, in denen es um weit über 2.000.000 US-Dollar ging. Pro Jahr wurde in je zwei bis zehn Videospielen der weltweit beste ProGamer ermittelt. Kaasjager gewann 2004 in der Kategorie „Painkiller“ die CPL Extreme Summer und CPL Extreme Winter Championships.

 

Lim Yo-hwans Lieblingsspielplatz sind die World Cyber Games. Die WCG sind das derzeit größte eSport-Event des Erdballs. Mit Samsung als Sponsor im Rücken, der jährlich rund 25.000.000 US-Dollar (!!!) beisteuert, spielen Nationalteams aus allen Ecken der Welt in Games wie zum Beispiel „Counter-Strike“, „Warcraft“, „Tekken“ oder „Guitar Hero“. Dabei geht es um Preisgelder, die schöne Mittelklasseneuwagen bezahlbar machen könnten. Yo-hwan wurde nach seinen „StarCraft“-Gold-Medaillen 2001 und 2002 zur „WCG Legend“ ernannt und in die Hall Of Fame aufgenommen.

 

eSport ist am Ende des Tages nichts anderes als Fußball oder Tennis. Eine Sportart, die Koordination, sehr viel Training und vor allem Ausdauer erfordert. Klar, dass da der eine oder andere Altstar, der damals noch den Spitznamen „Emperor Of Terran“ trug oder im Ego-Shooter der Stunde unschlagbar war, das Feld für neue Talente räumen muss. So spielt Lim Yo-hwan nach 13 aktiven Turnierjahren mittlerweile „StarCraft II“ in der lediglich zweithöchsten StarCraft-Liga Südkoreas und genießt seinen Status als Legende. Sander Kaasjager zog sich 2009 nach ein paar kleineren Erfolgen in „Quake“, die aber längst nicht an die mit „Painkiller“ anschlossen, aus dem professionellen eSport-Zirkus zurück. Der Platz für neue eSport-Helden ist also frei. Ran an die Tastaturen und Controller!!!

 

http://www.youtube.com/watch?v=Jen46qkZVNI

http://www.youtube.com/watch?v=NMeZsKP9xkA

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube