Review: Eurovision Song Contest 2011

Was dank erfolgreich inszeniertem kleine-Mädchen-Charme und tv-totalschem Recycling-Pop heute Abend in Düsseldorf stattfand, war trotz heimischen Austragungsort wie jedes Jahr: Ein langes Warten auf die Punktevergabe mit viel Brimborium, Langeweile und perfekt choreografierten Highlights. Die musikalische Megashow wurde von 120 Millionen TV-Zuschauern in 55 Ländern verfolgt und kostete 25 Millionen Euro. 12 Millionen finanziert durch Fernsehgebühren.

 

Musiker aus 25 Teilnehmerländern standen dieses Jahr vor 36.000 Zuschauern in der extra für die Veranstaltung umgebauten ESPRIT arena auf der Bühne. Stefan Raab eröffnete mit einer rock’n’rolligen Bombast-Version von „Satellite“ samt Lena-Gastauftritt, 42 Lena-Doubles und deftigem Feuerwerk die Show. Dieser moderierte sich dann auch gemeinsam mit Anke Engelke und Judith Rakers steif durch das Programm.

 

Und wie war die Musik? Ja, die Musik war durchwachsen. Dänemark setzte auf weichen Schlüpferstürmer-Rock für junge Mädels und ihre Mütter. Litauen schickte Pavarottis jüngere Schwester in den Wettbewerb. Irland präsentierte sich in Form von zwei Mitgliedern der Gummibärenbande. Russlands Teilnehmer kam nicht für die Musik, sondern für gebrochene Herzen. Frankreichs Beitrag klang wie der Anfang vom Indiana-Jones-Titelstück. Die Schweiz servierte Musik für die neuste Kaffeewerbung. Und England brachten deiner kleinen Schwester Blue zurück.

 

Gewonnen haben letztendlich Ell/Nikki aus Aserbaidschan. Mit „Running Scared“ lieferte das Musikanten-Pärchen eine harmlose Popnummer ab, die so demnächst auch in den Antenne-1-Hörercharts funktionieren könnte. Der 56. Eurovision Song Contest ist Geschichte und die Veranstalter dürfen sich auf die Schultern klopfen. Gelackt, professionell, öde. Deutschland hat sich präsentiert, wie man es von Deutschland im Ausland wohl erwartet hätte. Da ist es irgendwie spannender, was man nächstes Jahr live aus Baku geboten bekommt.

1 Comments

  1. Die Moldavier waren gut, den Rest hab ich leider aber nicht gesehen.

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  1. 2011 – Der große Jahresrückblick – like it is '93 // das Popkultur-Magazin

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