Review: Extra Large – Musik ist wie Magie

HipHop wie damals, als die Hamburger noch Mongos und die Stuttgarter noch Kopfnicker waren. Trotzdem wirken Extra Large auf ihrem zweiten Album „Musik ist wie Magie“ weder antiquiert noch wie „Früher war alles besser“-Nörgler.

 

So etwas gibt es heutzutage auch immer seltener. Eine richtige HipHop-Crew, die in Zeiten von schillernden Solokünstlern und überambitionierten Live-Bands statt auf Images und Instrumente auf Bummtschack und Plattenspieler setzt. Simple Simon, Checo und ihr DJ Caspa machen trotzdem HipHop, der auch Menschen gefallen könnte, die sonst vielleicht keinen HipHop hören. Denn wenn „Musik ist wie Magie“ eines ist, dann zugänglicher Rap, der vom ersten Takt an unterhalten, aber auch herausfordern möchte. Dank der genau richtigen Mischung aus Themensongs und repräsentierenden Ansagen lässt sich der Tonträger ohne den Anflug von Langeweile am Stück durchhören. Ob man sich nun für die Wortspielereien und Reime in Liedern wie „Beste Grüße“ oder dem Opener „Countdown“ begeistert, den nachvollziehbar erzählten Geschichten in Songs wie „Ein einziges Mal“ lauscht oder sich von humoristischen Stücken wie „Sprüche klopfen“ bespaßen lässt, es steckt genug Stoff in diesem Album, um mindestens eine Woche Material für die tägliche Joggingrunde zu haben.

 

True zu dem Game können die anderen sein. Simple Simon und Checo lieben HipHop von Herzen und machen ihn deshalb nicht zu ihrem Geschäftsmodell. Die beiden Rapper scheinen Rap gemeinsam erforscht zu haben, sich schon ein halbes Leben das Mikrofon zu teilen (seit 1999 um genau zu sein) und passen daher perfekt zueinander. Der Eine überstrahlt nicht den Anderen, weshalb man sich weder an schnellen Wechseln während des Vortrags stört, noch in die Versuchung kommt, einen Part eines Liedes wegen der Qualität des Rappers zu favorisieren. Der Prodigy/Havoc-Effekt bleibt aus. Beide sind HipHopper der alten Schule, was man an den – überhaupt nicht negativ gemeint – verhältnismäßig einfachen Flows und der schieren Menge an Wortspielen merkt. Wer eher auf die Klänge neumodischer Straßenrapper steht, könnte möglicherweise Probleme mit dem Style von Extra Large haben.

 

Doch die Stärken der Oberschwaben liegen gewolltermaßen nicht im Rezitieren von tagesaktuellen Trends, die per allhiphop.com direkt aus Übersee importiert wurden. Extra Large möchten viel lieber ein Gefühl transportieren, das im Endeffekt jeder nachvollziehen kann. Egal, ob man 1999 zum HipHop gekommen ist, vorgestern die neue Platte von Farid Bang heruntergeladen oder eigentlich überhaupt nichts mit dem Hip to the Hop am Hut hat. Aus diesem Grund schaffen es die Jungs beispielsweise auf recht simple Art und Weise politische Statements abzugeben ohne direkt in die Mauer der Peinlichkeiten zu krachen („Alles bleibt beim Alten“). Sie können dem Zuhörer erst ihre Liebe zu HipHop erklären („Hip Hop“) und dann gleich noch die komplette Musik zum wahrhaft Großartigsten überhaupt hochstilisieren („Könige der Welt“). Statt die Länge ihrer Geschlechtsorgane stolz in das Mikrofon zu diktieren, um dadurch Rückschlüsse auf ihr Können an selbigem zu provozieren, gehen die Jungs lieber auf lyrische Abenteuerreise und battlen mit Reimen Piraten weg („Diamantenfieber“). Und wer doch noch seinen bedrohlichen 4/4-Klatscher braucht, bekommt mit „24 Stunden“ Musik, die man sonst nur hört, wenn man Schottland mit Schwert und blauer Kriegsbemalung von der britischen Krone befreien möchte.

 

Das Album wirkt mit seinen dreizehn Tracks in sich schlüssig und ist trotz seiner knappen Stunde Spielzeit recht kompakt ausgefallen. Wer sich letztendlich für den Kauf der Platte entscheiden sollte, dem sei der Griff zum physischen Tonträger statt zur iTunes-Version empfohlen. Denn das Artwork ist mit seiner Papphülle und dem Booklet sehr wertig ausgefallen. Doch egal wie ihr es macht, mit dem Erwerb von „Musik ist wie Magie“ kann man eigentlich wenig bis gar nichts falsch machen.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube