Franky Kubrick: „Wenn ich noch zwei Alben verkacke, kann ich es lassen“

franky kubrickIm Interview erfahrt ihr, was Franky Kubrick von Sido hält, welchen Plan B er hat und wie ihm Open Mics einen Deal bescherten. Wir haben den Stuttgarter vor seinem Konzert in Murrhardt getroffen.

 

Was ist der Unterschied zwischen Karibik Frank und Franky Kubrick?
Franky Kubrick: Franky Kubrick ist vier Jahre älter und sieht besser aus. (lacht) Das war kein Plan wie bei Eminem und Slim Shady, dass ich als Franky Kubrick nur bestimmtes mache. Karibik Frank passt nicht mehr, da alle vorwegnehmen, dass mein Scheiß witzig sein muss. Und meine Platte war nicht so witzig. Sie war nicht völlig humorlos, aber sie war in erster Linie nicht als Witz gedacht. Ich habe versucht, persönliches Zeug zu schreiben, dass sich nicht immer nur um Hip-Hop dreht. Die Platte können sich meine Eltern und meine Kumpels anhören.

 

Nach deinem Auftritt hier in Murrhardt gibt es ein Open Mic. Du bist dadurch bekannt geworden. Was hältst du generell davon?
Franky Kubrick: Das ist eine gute Möglichkeit für Leute, die keine Platte machen können. Ich habe früher immer gewartet, bis der Haupt-Act vorbei war und bin dann mit meinen Ellbogen durch die Menge gesprungen. Da es meine einzige Möglichkeit war, bin ich auf jedes Mikro drauf, um irgendwas für die fünf Leute, die noch da waren, zu kicken. Ab dem Zeitpunkt, ab dem ich einen Plattendeal hatte, habe ich mir gedacht, Freestylen ist eine Formsache. Du hast 16 Takte Zeit gut oder scheiße zu rappen. Es gibt nur den einen Versuch. Da ich einen Deal hatte, wusste ich, ich kann eine Platte machen und das Beste reinstecken, was ich überhaupt machen kann: Form- und zeitunabhängig. Wenn wir Autofahren, besoffen oder auch nüchtern sind, freestyle ich noch. Aber ich finde meine Show cool und würde mich nicht aufs Freestylen verlassen. Besonders nicht, wenn du das in eine Show einbaust und jedes Wochenende Freestyles auf denselben Beat rappst. Irgendwann kotzt dich das an. Du wirst auch immer dasselbe sagen und dann ist das kein Freestyle mehr.

 

Was macht für dich einen guten Freestyler aus?
Franky Kubrick: Ich finde Punchlines sind das Wichtigste. Der Typ muss noch nicht mal gut flowen. Du kannst einen Rapper hinstellen, der super geil klingt, aber wenn der nicht die Sprüche hat, die dich umhauen, verliert er gegen den Typen, der die Sprüche hat und völlig hässlich klingt. Es ist wichtig, dass du keine Standardreime bringst. Heutzutage bauen alle die Punchlines gleich auf. Immer dieses „dann hast du meinen Schwanz in deinem Mund“. (lacht und rappt los) „Pass auf, jetzt geht’s ganz schön rund, und wenn ich fertig bin, steckt mein Schwanz in deinem fucking Mund!“

TimXtreme: Wobei das noch viel zu gut war.

Franky Kubrick: Aber so funktioniert es und das langweilt mich. Wenn ich höre, der hat den Reim vorher schon komisch zusammengebaut. Trotzdem flippen alle aus und du, der das vorher schon wusste, denkt sich, das ist arm. Jeder kann seine fünf Minuten am Mic haben und wenn er dope ist, ist er dope. Da braucht er keinen Plattenvertrag.

 

Dein Album hat durchweg positive Kritiken bekommen. Wie beurteilst du den Erfolg aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten?
Franky Kubrick: Ich bin immer noch hinter Sido, deswegen bin ich nicht zufrieden, Alter! (lacht)

 

„Ich kenn Sido gut und Sido ist voll der Fan von meinem Scheiß.“

 

Ist das heutzutage der Maßstab?
Franky Kubrick: Nö, aber ich kenn Sido gut und Sido ist voll der Fan von meinem Scheiß. Es ist kein Geheimnis, dass ich nicht schlechter rappe als Sido. Das ist kein Diss, aber wenn ich denke, dass er es schafft, Eko und Bushido das schaffen, warum sollte ich das dann nicht auch schaffen? Ich war zwar enttäuscht, aber als ich das Album angefangen habe, sollte es kein Hit-Album werden. Mein Album war ganz anders gedacht. Es sollte mich auf die Landkarte im deutschen Rap bringen. Mehr nicht. Eko hatte noch keinen Deal, als ich mit dem Album gestartet hatte. Auf einmal ist Eko gechartet. Mein Umfeld meinte, wenn sogar der chartet, wird dein Album auch abgehen. Dann ging Sido durch die Decke und die meinten, Frank, wenn dein Album kommt, geht nichts mehr. Auf einmal waren ganz andere Erwartungen da. Ich habe kein Album gemacht, um möglichst viele Singles zu veröffentlichen. Das ist ein Album zum Durchhören. Da wird kein Track aus der Reihe fallen. Mein nächstes Album wird „Die große Revolution“ heißen.

 

 

Wird es das auch sein?
Franky Kubrick: Ja, du wirst es schon sehen. Nach diesem Album wird Bush nicht mehr gewählt. (lacht) Nach diesem Album, Alter, brauchen auch diese Ami-Rap-Fans keine Ami-Rap-Platten mehr zu kaufen. Dann können die sich endlich deutschen Rap holen und genauso geile Mucke hören. Ich habe das halbe Album fertig geschrieben. Hab zwar noch nichts aufgenommen, aber meiner Meinung nach, wird das Ding noch besser als „Rücken zur Wand“. Es wird auf alle Fälle lockerer und lustiger. Politischere Tracks sind aber auch drauf. Ein Track gegen die Polizei in Stuttgart zum Beispiel, den ich schon sehr lange machen wollte. Nicht aus irgendeinem Hass, sondern weil ich persönlich mit denen Erfahrungen gemacht habe. Ich war mit meinem Sohn auf dem Spielplatz, da haben die mich mit sechs Beamten auseinandergenommen. Ich habe genug Gründe für so einen Track. Das Album wird politisch sein, aber auch wieder den Freestyle-Flavour haben: Viele Punchlines, viel Rhetorik und viel Ironie.

 

Ich finde, dass auf dem aktuellen Album einige Hits drauf sind. Lieder wie „Prost drauf“ oder „Superstar“ hätten bei der Masse bestimmt funktioniert.
Franky Kubrick: Ja schon, die könnten funktionieren. Aber es ist nicht so, dass die Musiksender das reinkriegen und in die Rotation nehmen. Wenn du das Video laufen hast, ist das schon die halbe Miete. Ich hatte bisher aber nie dieses Glück.

 

Du kommst ursprünglich aus dem Sauerland. Was waren deine Beweggründe nach Stuttgart zu ziehen?
Franky Kubrick: Meine damalige Freundin war Türkin und die Eltern waren gegen die Beziehung. Sie durfte nie raus, wollte aber ihr eigenes Leben leben. Sie ist dann abgehauen. Anfangs wusste ich nicht, wo sie war. Ein halbes Jahr später habe ich es rausgekriegt. Wegen ihr bin ich nach Stuttgart. Ich hatte gerade die Schule verkackt, eine Ausbildung angefangen und bin da auch geflogen. Das war aber nicht wegen der Musik. Ich wollte aber schon damals mit Rap meinen Weg gehen. Ich hatte riesiges Glück, dass ich einen Deal bekam. 1999 kam ich und kriegte schon 2000 den Vertrag. Strachi und Schowi habe ich immer gesehen, aber nie angesprochen. Wenn mein Shit gut ist, habe ich mir gedacht, kommen die auf mich zu. Das ist dann zum Glück auch passiert. Ich hab immer zu meiner Frau gesagt, wart ab, nächstes Jahr habe ich einen Deal und fett Geld. Das war utopisch gedacht, aber so ist es gekommen. Bis auf das fett Geld. (lacht)

 

“Ich bleibe die nächsten Jahre auf alle Fälle in Stuttgart.”

 

Derzeit ziehen viele von Stuttgart weg. Four Music beispielsweise nach Berlin. Kommt das für dich auch in Frage oder ist das zum jetzigen Zeitpunkt unvorstellbar?
Franky Kubrick: Ich bleibe die nächsten Jahre auf alle Fälle in Stuttgart. Es sei denn, meine Baby Mama zieht mit dem Kleinen weg. Bisher sieht es aber nicht so aus. Sie hatte mal die Idee im Kopf nach Berlin zu ziehen, aber drei Kreuze wenn nicht. Ich will eigentlich schon in Stuttgart bleiben.

 

Wenn dein Sohn sagt, er will auch Rapper werden, was würdest du ihm raten?
Franky Kubrick: Ich würde ihm natürlich sagen mach! Wenn er aber sagt, er will die Schule schmeißen und Rapper werden, werde ich ihm fett in den Arsch treten. Aber ansonsten kann man so was doch nur fördern. Wenn er toll malen könnte, würde ich das auch fördern. Und wenn er Gitarre spielen könnte und Heavy Metal machen will, würde ich ihn selbstverständlich auch fördern. In der Schule wirst du nicht in so eine Richtung gepusht. Da kommt in der achten oder neunten Klasse ein Typ vom BIZ mit einem Zettel in der Hand, auf dem hundert Berufe von A bis Z stehen. Wenn nichts für dich dabei ist, geh dich ficken und renn aufs Sozialamt. Deshalb werde ich meinen Sohn in all seinen Talenten pushen.

 

Auf dem Album wird dein Vater häufiger erwähnt. Er würde dich ständig anrufen und von der Arbeit abhalten. Was hält deine Familie generell von dem Hip-Hop-Ding?
Franky Kubrick: Ich habe in der Schule verschissen, weil ich nur Texte geschrieben und nie Hausaufgaben gemacht habe. Mein Vater sieht das halt. Ich mach das seit zehn Jahren und er sieht nur die anderen Rapper im Fernsehen abgehen. Da kotzt er eben ab. Bis mein Album rauskommen sollte, vergingen drei Jahre. Ich habe immer gesagt, in einem halben Jahr ist mein Album draußen und dann wird alles anders, wart ab. Er hat immer gemeint, mein Album kommt nie raus und ständig solche Anrufe getätigt.

 

Der kümmert sich halt, oder?
Franky Kubrick: Klar, das ist auch schön. Wir streiten uns aber oft, denn wir sind komplett verschiedene Menschen. Er ist voll der Klugscheißer und weiß alles besser wie es im Musikbusiness läuft.

 

Wäre das Album früher herausgekommen, wenn dein Vater nicht so oft angerufen hätte?
Franky Kubrick: Wenn du die ganzen Telefonate zusammenzählst bestimmt einen Tag. (lacht)

 

2001 kam die „Psychisch Frank“-Platte heraus. Was hättest du aus heutiger Sicht anders gemacht?
Franky Kubrick: Als ich die Radio-Promo zur EP gemacht habe, habe ich die ganze Zeit von meinem Album gelabbert. Ich habe damals schon gedacht, ich mach mein Album und ein halbes Jahr später ist es draußen. Dann sind die Massiven ins Studio gegangen und haben „MT3“ gemacht. Ich musste mich hintenanstellen. Dann wurden meine Tracks viel besser und ein Jahr lag zwischen den alten und den neuen Stücken. Ich habe alles weggekickt und noch einmal von vorne angefangen. So sind drei Jahre vergangen und wir hatten 47 Tracks.

 

Was läuft derzeit in deinem CD-Player?
Franky Kubrick: Kuschelrock und Guns’n’Roses mit „Don’t Cry“ läuft gerade. (lacht) Im ernst, ich hör schon viel Hip-Hop, aber nicht immer.

 

Und in welche Richtung hörst du Hip-Hop?
Franky Kubrick: Die „Tim Shady LP“ von meinem Mann TimXtreme hör ich oft an. Und was hör ich sonst? Die üblichen Verdächtigen: Jay-Z, Biggie, Snoop, das neue Eminem-Album habe ich mir ein paar Mal reingezogen. Diplomats höre ich ein bisschen. Cam’ron find ich gut. Ich höre auch DMX. Ich hör eigentlich jeden, der ein geiles Album gemacht hat.

 

Und deutschsprachigen Rap?
Franky Kubrick: Ich find Pillath & Snaga verdammt geil, wenn ihr die kennt? Die kommen aus dem Ruhrpott und sind jetzt bei 3P. Samy natürlich auch, Azad, Savas, mit dem wir auch was für sein Mixtape gemacht haben. Plan B & Maeckes sind voll Killer, die haben mit „Dayz Of The Championz“ ein gutes Album gemacht. Xavier Naidoo, mit dem ich wahrscheinlich auch einen Track für mein neues Album machen werde, hör ich viel. Tone aus Frankfurt ist ein geiler Rapper. Keine Ahnung, ich find auch ein paar Tracks von Bushido und Sido gut.

 

 

Was wird nach der „Rücken zur Wand“-Maxi passieren?
Franky Kubrick: Ich schreib gerade fürs neue Album und will im März das komplette Ding aufnehmen. Natürlich jeden Track nur First-Take, Alter! Ab jetzt gibt’s Professional Shit! (lacht) Eventuell mache ich eine EP vorab. Wenn es klappt, wird die im April mit Video rauskommen. Das Album kommt entweder vor oder nach den Sommerferien.

 

Definiere doch bitte, was in deinen Augen Kunst ist!
Franky Kubrick: Wenn jemand sich selber und seine Ideen verwirklicht. Hauptsache er steckt Zeit, Energie, Mühe und Style rein. Für mich ist es auch Kunst, wenn du dir deine Schuhe anders zuschnürst als alle anderen und du steckst da viel Mühe rein.

 

Was machst du, wenn du fürs rappen zu „alt“ wirst?
Franky Kubrick: Ich will anfangen Beats zu machen. Für irgendwelche hübschen Frauen, die singen können, würde ich auch Ghostwriter-Sachen machen. (lacht) Mein nächstes Album werde ich in die Charts katapultieren. Das ist mein Ernst. Das ist mein zweites Album und ich rappe lang genug. Ich habe diesmal darauf geachtet, dass auch ein paar Singles dabei sind. Kein „corny“- und „cheesy“-Scheiß, sondern Singles, auf denen ich etwas sage. Ich hoffe, dass es klappt. Und wenn es nicht klappt, bin ich echt sauer. Dann wird es auf dem dritten Album voll Hölle für alle Rapper in Deutschland. (lacht) Ich würde auch gerne Videokonzepte schreiben, denn ich habe immer ganz gute Ideen im Kopf.  Bei der Kopfnicker-Radioshow mache ich jetzt auch mit. Alles, was mit Musik zu tun hat, würde ich gerne machen. Denn es ist so, wie du gesagt hast: Irgendwann bin ich zu alt. Wenn ich noch zwei Alben verkacke, kann ich es lassen. Dann werde ich trotzdem noch Mucke machen, aber nicht auf Teufel komm raus versuchen, in den Charts zu landen.

 

Auf dem Track „Was ist wenn“ verwendest du einige Wrestling-Metaphern. Bist du Fan?
Franky Kubrick: Du bist schon der Zweite, der mich das fragt. Mich hat mal ein Typ mit WWF-Shirt nach einem Konzert angesprochen. Er fragt mich, ob ich den oder den kenne? Den Ultimate Warrior, Tatanka und fing voll an. Der hat mir auch die neuen Namen um die Ohren gebrettert. Ich bin kein Wrestling-Fan. Wenn’s läuft, guck ich’s aber. Ich zieh mir auch die K1-Fights rein, wenn sie laufen. Dennoch habe ich einige Kenntnisse über das Wrestling. Früher, als ich in der fünften Klasse war, bin ich nachts immer wachgeblieben, um mir das reinzuziehen.

 

„Ich will anfangen Beats zu machen. Ich würde auch Ghostwriter-Sachen, für irgendwelche hübschen Frauen, die singen können, machen.“

 

Kommen wir zur Schnellfragerunde. Ich werfe einen Begriff rein und du sagst, was dir dazu einfällt! Jugendhäuser?
Franky Kubrick: Zu wenig Frauen, zu viele Jungs.

 

VFB Stuttgart?
Franky Kubrick: Zu viele Männer im Publikum, zu wenig Frauen. (lacht)

 

Drogen?
Franky Kubrick: (lacht) Drogen? Okay, da kann ich nicht so schnell antworten. Sollte jeder für sich selbst wissen, aber man sollte es nicht übertreiben.

 

Party?
Franky Kubrick: Sollte jeder für sich selbst wissen, aber man sollte nicht übertreiben. (lacht)

 

Fast Food?
Franky Kubrick: Sollte jeder für… nein! (lacht) Ich zieh es mir manchmal rein, aber ich find es auf jeden Fall nicht cool. Iss was Gescheites und koch selber.

 

Okay, das hätte ich so nicht erwartet?
Franky Kubrick: Gib mir einen Burger und ich würde den essen. Ich bin seit zwei Jahren auf diesen Lifestyle-Flash gekommen- Wenn du zehn Euro für ein geiles Steak ausgegeben hast, hast du nichts Falsches gemacht.

 

Fanta 4?
Franky Kubrick: (zögert) Das sind ja meine Chefs, da will ich nichts Falsches sagen. Ich bin kein Über-Fan, aber ich finde es krass, dass die vor Häusern spielen, in die 10.000 Leute passen. Respekt, dass die immer noch am Start sind.

 

Splash?
Franky Kubrick: Voll geil, Alter! Immer die beste Zeit des Jahres. Das ist mein Urlaub die letzten sechs Jahre gewesen.

 

Wo kriegt man die kleinen Roller her, mit denen du beim Hip-Hop Open und Splash auf die Bühne gefahren bist?
Franky Kubrick: Die kannst du in der Metro für einen Huni kaufen. Eigentlich darfst du damit nicht auf der Straße fahren. Aber du kannst dir eine Zulassung holen, die 700 Euro kostet. Ich habe diese 700 Euro nicht gezahlt und bin die ganze Zeit mit 20 km/h auf der Flucht vor den Bullen in Stuttgart

 

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  2. Review: Maeckes & Plan B – Dayz of the Championz – like it is '93

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