Review: Green Lantern
Das Superhelden-Kino-Jahr 2011 spuckt seinen nächsten großen Blockbuster aus: “Green Lantern”. DC Comics wollen nicht mehr nur das langsame Geld mit Zeichentrickfilmen und Hochglanzproduktionen wie „Watchmen“ oder „The Dark Knight“ machen, sondern – wie es Marvel in Perfektion beherrscht – auch an das schnelle Geld mit Fast-Food-Drehbüchern und jeder Menge Hollywood-Charme herankommen.
Nach dem ziemlich grandios gegen die Wand gefahrenen „Jonah Hex“ wagen es die kreativen Köpfe hinter Detective Comics noch einmal. Hollywoods neuester Posterboy Ryan Reynolds spielt den Kampfjetpiloten Hal Jordan, der ohne sein Zutun zu einem neuen Green Lantern auserkoren wird. Als frischgebackener Weltraumpolizist muss der chaotische Draufgänger gegen seinen Arbeitgeber, planetengroße Monster und arrogante Kollegen des Corps antreten. Und nebenbei rettet er, wie es nicht anders zu erwarten war, die Erde.
Doch was jetzt erst mal nach einem typischen Action-Film ohne große Reibpunkte klingt und Freude auf einen dummen, aber durchaus entspannenden Kinoabend macht, entpuppt sich letztlich als eine zu konfuse Aneinanderreihung von irgendwelchen Geschichten, die irgendwie nebenher laufen und zu viele eigene Gedankengänge vom Zuschauer abverlangen. Was ist das denn auf einmal für eine Figur? Warum unbedingt noch ein Flashback in die Vergangenheit? Warum dieses unnötige auf die Tränendrüsegedrücke? Irgendwann verliert man den Überblick und reimt sich einfach seine eigenen kleinen Handlungsstränge zusammen. Denn das man im Film fast die komplette Familie Jordan zu Gesicht bekommt (inklusive Vater, Bruder, Neffe, Schwägerin, etc.), ist so unnötig, dass es einem nicht mal auffällt.
Regisseur Martin Campbell bedient sich klassischer Bilder. So gibt es den großen Abschied zwischen Hal und Carol (gespielt von Leonardo DiCaprios Betthüpferle Blake Lively) auf einem Balkon vor der Kulisse eines Sonnenuntergangs. Der Superheld rettet in letzter Sekunde die schöne Frau vor dem bösen und hässlichen Wissenschaftler, der wiederum eigentlich die schöne Frau haben möchte. Und die lauwarmen Sprüche des Protagonisten sind Mario-Barth-lustig und eher Kategorie 90er Jahre.
Aber es nicht alles schlecht im Universum der grünen Laterne. Wenn „Green Lantern“ nicht versucht etwas zu sein, was er nicht ist, kann er sogar richtig gut sein. Eben dann, wenn sich die Weltraumpolizisten beispielsweise in Duellen mit ihren Kontrahenten beweisen müssen. Die Kampfszenen machen Spaß, sind innovativ und rocken wie Hölle. Auch die viel zu kurz geratene Trainingsszene mit Kilowog ist genau das, was man hätte ausbauen sollen. Denn ab und an schimmert es schon mal durch: Green Lantern ist ein saucooler Superheld.
Eine Geschichte, die ziemlich ausführlich erzählt werden kann und eigentlich auch muss, kommt an einigen Stellen einfach wirr daher, wenn man sie auf 114 Minuten komprimiert. „Green Lantern“ wollte möglicherweise zu viel. Wenn man hier und da etwas weniger Pseudo-Tiefgang eingesetzt hätte, hätte das DER Action-Kracher des Jahres werden können. Schade.
Kommentar hinterlassen