HeroQuest: Ein Brettspielklassiker mit Orks und Streitäxten
Menschen mit einer Vorliebe für Orks und Streitäxte kommen heutzutage nicht an “The Elder Scrolls V: Skyrim” oder „World Of Warcraft“ vorbei. Doch in Zeiten, in denen Videospiele aus technischen Gründen noch keine Sandbox-Games waren, deren virtuelle Welten zu tagelangem Erkunden einluden, griff man häufig auf andere Mittel zurück, um Barbaren Schwerter schwingen und Zauberer Magie ausüben zu lassen. Brettrollenspiele waren in den 80ern nicht zuletzt durch den Erfolg von „Warhammer“ einer der Kassenschlager überhaupt. Ein Umstand, den sich auch 1989 ein neues Produkt in der Fantasy-Spiel-Rubrik zu Nutzen machte und als eines der ersten Spiele dieser Art auf dreidimensionale Plastik- statt auf 2D-Pappfiguren setzte: „HeroQuest“.
Ähnlich wie man es von Video-Games à la „Diablo“ kennt, wählt man zu Beginn eine Spielfigur (Barbar, Zauberer, Alb oder Zwerg) aus, um mit dieser anschließend in einer Mischung aus Tabletop- und Brettspiel Herausforderungen zu bestreiten und ein Spielfeld zu erforschen. Zwei bis fünf Spieler können sich daran beteiligen. Ein Teilnehmer muss jedoch in die Rolle des Spielleiters schlüpfen, der gegnerische Monster, Fallen und Türen aufdeckt. Ein mehr oder weniger kompliziertes Kampf-, Bewegungs- und Zaubersystem, das über spezielle Würfel funktioniert, rundet das spektakuläre Abenteuerspiel ab.
1989 ging das von Milton Bradley (in Deutschland unter dem Namen MB-Spiele bekannt) vertriebene und von Games Workshop entwickelte Brettspiel zum ersten Mal in Europa und Australien über den Ladentisch. 1990 kamen auch die US-Amerikanischen Fantasy-Freunde in den Genuss von „HeroQuest“. Drei Jahre später verkauften Games Workshop, die das Spiel von Stephen Baker schreiben und von Gary Chalk und Les Edwards designen ließen, ihre kompletten Anteile an den Milton-Bradley-Mutterkonzern Hasbro.
„HeroQuest“ war damals – und für viele begeisterte Spieler mit Sicherheit auch noch heute – ohne Frage ein beeindruckendes Werk, das vor allem bei jungen Männern für großes Aufsehen sorgte. 35 brutal gutaussehende Monsterfiguren, ein spektakuläres Spielfeld mit aufwändigen Möbeln und eine Verpackung, die man als Heranwachsender nur cool finden konnte, gaben ganz klar vor, wer hier die Zielgruppe war. Konzept und Aufmachung wurden einfach unfassbar gut umgesetzt und 1991 nicht umsonst mit dem Origins Award für Brettspielgrafik und dem Games 100 Award für das beste War/Adventure Game ausgezeichnet. „Ohne HeroQuest gäbe es heute kein Doom-Brettspiel, kein Descent, kein Last Night On Earth und noch eine ganze Latte anderer Spiele ähnlichen Dunstkreises nicht“, schrieb Thomas Nezold 2009 nicht zu Unrecht in seiner Review auf spieletest.at.
„HeroQuest“ wird seit 1993 nicht mehr produziert und kostet derzeit bei eBay oder Amazon-Zweitanbietern – je nach Zustand der gebrauchten Ware – zwischen 60 und 160 Euro. Von den sechs Erweiterungssets, die neue Quests und Spielfiguren beinhalten, dem Design Kit, mit dem man sich selbst Herausforderungen bzw. Abenteuer erstellen konnte, oder der pompösen Master Edition, die mit zig Bonus-Materialien veröffentlicht wurde, ganz zu schweigen.
Der Zauberlehrling Morcar lernte schnell, verfiel aber – ähnlich wie der junge Anakin Skywalker – der dunklen Seite. Er verbündet sich mit den Chaos-Mächten und bringt seitdem mit seiner grausamen Armee Angst und Schrecken über das Land. Da sich Stephen Baker und Games Workshop die Mühe machten und ein komplettes Universum um ihr Spiel herum kreierten, das genug Platz für unzählige Geschichten bot, kamen die Macher auch nicht um Spin-Offs in anderen Formaten herum. Anfang der 90er wurden deshalb drei Romane und ein Videospiel unter dem Banner „HeroQuest“ veröffentlicht.
Wer jetzt Lust bekommen, aber nicht genügend Mitspieler parat hat, sollte nicht verzweifeln, sondern folgenden Link besuchen. Begeisterte Fans haben sich nämlich die Mühe gemacht und eine virtuelle 1-zu-1-Umsetzung des originalen Brettspiels gebastelt.
Ein „HeroQuest“-Revival in physischer Form ist momentan leider nicht geplant. Denn möchte man den HQ-Ultras, die in Foren eifrig über den Verbleib des Brettspiels diskutieren, Glauben schenken, dann ist daran der zu große Videospiele-Markt und die direkten Konkurrenzprodukte wie „Warhammer“- oder das „Herr der Ringe“-Tabletop-Spiel Schuld. Wirklich schade.
Ich erinnere mich noch gut an HeroQuest. Mein großer Bruder hatte es damals und ich habs schon seit Kindesbeinen mit seinen Kumpels und später selbst unglaublich gerne und of gespielt und meistens während dem Spielen auf nem Ork rumgekaut.
Kann mich sogar noch erinnern, dass ich es an dem Mittag des 11. September gespielt hab und dann irgendjemand kam und meinte da ist ein Flugzeug in ein Hochhaus geflogen.
Liegt heute noch in meinem Elternhaus rum, nur der Alb hat kein Schwert mehr 🙁
Wenn ich das Spiel heute noch in gutem Zustand in die Hände bekommen würde, bekäme das einen Ehrenplatz bei mir 😛