Hinten sind Rezepte drin: Katrin Bauerfeind in Freiburg
Katrin Bauerfeind stellte am 21. Oktober ihr neues Buch „Hinten sind Rezepte drin“ im Freiburger E-Werk vor. „Uffbassa!“, hieß es dabei für das Publikum, denn die selbsternannte Humor-Feministin hatte ganz viel Schabernack im Kopf – am Ende aber auch eine ganz wichtige Message.
Das Freiburger E-Werk ist schon eine tolle Einrichtung. Bevor die eigentliche Veranstaltung startet, kann man sich gemütlich bei einem Getränk in den angrenzenden Galerieräumen Ausstellungen anschauen. Am 21. Oktober war Katrin Bauerfeind – laut Wikipedia Journalistin, Moderatorin, Buchautorin und Schauspielerin – zu Gast im E-Werk und wer eine Bahn zu früh nahm, hatte an diesem verregneten Freitag die Möglichkeit, „Trans/Position: Saarbrücken – Freiburg“ zu begutachten. 13 Künstler aus Saarbrücken, die von einer Jury des E-Werks ausgewählt wurden, durften in Freiburg Werke ausstellen. Umgedreht wurde dies auch acht Künstlern aus Freiburg in der Landeshauptstadt des Saarlandes ermöglicht.
Ob Katrin Bauerfeind genügend Zeit hatte, Ausstellungsstücke wie „Women’s Hair“ von Julia Baur zu bestaunen, ist fraglich, denn die in Aalen geborene Medienschaffende war nicht zu ihrem Vergnügen, sondern zum Arbeiten im Breisgau. Oder zum Schaffen, wie es die an diesem Abend immer wieder schwäbelnde Bauerfeind wohl sagen würde. Wobei es viel eher nach Spaß statt Arbeit aussah, was die 34-jährige da auf die Bühne des ausverkauften E-Werks brachte. In einer zweistündigen Lesung stellte sie Ausschnitte ihres aktuellen Buches „Hinten sind Rezepte drin: Geschichten, die Männern nie passieren würden“ vor. Laut Pressetext ein Buch, das aufzeigen soll, was es heutzutage bedeutet, eine Frau zu sein. Der episodische Aufbau des im Januar über den Fischer Verlag veröffentlichen Paperbacks bot sich entsprechend perfekt für eine Veranstaltung dieser Art an.
Die in Jeans und blauer Bluse gekleidete Bauerfeind wechselte immer wieder zwischen dem sitzenden Vortrag einzelner Kapitel und den stehenden Erläuterungen zu den Inhalten. Ihre Texte und Ansprachen schwankten häufig zwischen Poetry Slam und Stand-Up-Comedy, wenn sie über Diäten, zu große Frauenfüße, eine Frauenreligion und Beziehungsstreits, die wie Boxkämpfe inszeniert werden, sprach. Zu Beginn wollte sie ihr Publikum, das sich sowohl aus Erstsemestern, die letzte Woche in Freiburg gestrandet sind, als auch älteren Semestern, die mit Viertele gestärkt den Saal betraten, zusammensetzte, auf recht simple Art abholen. Die gute alte Frau-Mann-Thematik funktioniert immer. Mario Barth kann das bestätigen. Zum Glück entpuppte sich dies als Bauernfängerei, mit der sie die Zuschauer nur anfüttern wollte. Klischees und deren Verwendung zu Unterhaltungszwecken wurden im Verlauf der Lesung immer wieder kritisch thematisiert. Auf die Frage, was für eine Feministin sie sei, antwortete sie mit etwas zögern „Humor-Feministin“.
Zum Abschluss hielt sie eine flammende Rede über die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Dies ist leider noch immer ein sehr wichtiges Thema, das gerade Männer leicht abtun können. Wenn ihnen eine taffe Frau wie Katrin Bauerfeind entsprechende Missstände mit Witz und Intelligenz aufzeigt, muss sich aber auch der gutbürgerlichste Macho, der in seinem Einfamilienhaus die Rollen zwischen Geldverdiener und Hausverwalter strikt trennt, den einen oder anderen fruchtbaren Gedanken durch den Kopf gehen lassen. Darauf ein nüchternes „Gut!“ oder eben ein „Uffbassa!“, wenn es ganz schlimm kommt. Denn Bauerfeind hat an diesem Abend zusammen mit ihrem Publikum Catchphrases entwickelt, die immer wieder in das Programm eingestreut wurden. Zwar wollten die Damen aus der ersten Reihe nicht am von Bauerfeind initiierten Experiment teilnehmen, bei dem diese die Autorin beleidigen sollten, trotzdem lebte die Lesung von der lebhaften Kommunikation mit dem Publikum. „Kommd mr nedd Hoim wie d‘Sau“, ließ man sich da zum Abschied auch gerne Mal in Baden an den Kopf werfen.
https://www.youtube.com/watch?v=4OX6LDUr548
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