Kurz & knapp #16: David Bowie, Ignite, Azad, The Big Short, Secret Wars…
So viele spannende Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringe ich es daher in Kurzreviews auf den Punkt. Diesmal mit dabei: David Bowie, B-Tight, Ignite, Azad, LGoony & Crack Ignaz, The Big Short, Gut zu Vögeln, The Last Kingdon, Degrassi: Next Class, Shadowhunters, Gänsehaut, The Banner Saga, This War Of Mine, Convergence, Batman & Secret Wars.
Zwei Tage nach der Veröffentlichung seines 25. Studioalbums „Blackstar“ verstarb David Bowie im Alter von 69 Jahren an Leberkrebs. Und dieses grandiose Album zeigt noch einmal, was für ein genialer Musiker von uns gegangen ist. Sieben Lieder, deren Herzstück ganz klar der 10-minütige titelgebende Opener ist, loten alles zwischen synthetischen Klängen, klassischem Rock und sphärischem Edelpop aus. Ob er in „Lazarus“ von tonnenschweren Bläsern begleitet wird oder mit „’Tis A Pity She Was A Whore“ so etwas wie einen waschechten Hit zaubert, über allem thront Bowies unvergleichlich zarte Stimme, die den Wiedererkennungswert eines Ausrufezeichens hat. Es ist fantastisch zu hören, dass ein David Bowie bis zuletzt in der Lage war, sein Schaffen auf einem konstant hohen Niveau zu halten. +++ sidos bester Freund und Aggro Berlins ewiger Zweiter B-Tight macht dort weiter, wo er letztes Jahr mit seinem überraschend erfolgreichen Album „Retro“ aufgehört hat. Born 2 B-Tight ist eine Platte, die vom ersten bis zum sechzehnten Lied in sich schlüssig ist und über das Anpreisen der Heimatstadt, Crew oder Skills hinausgeht. Statt „Wer will was machen“ gibt’s diesmal einen B-Tight, der zurück in seine Kindheit geht („Wenn ich groß bin“), seinen eigenen Kindern anschließend einen Track schenkt („Zu früh“), gaaaaaanz viel Party macht („Lichter der Stadt“, „Ready 4 Action“, „Ich war’s nicht“) und HipHop eine Hymne widmet („Ergreif deine Chance“). Das ist rap- und beattechnisch alles nicht die Reise zum Saturn, aber definitiv ein solides Album von einem sympathischen Künstler. Kann man mit gutem Gewissen hören.
Mehr Faust nach oben als im Opener „Begin Again“ des neuen Ignite-Albums „A War Against You“ geht nicht. Entsprechend arschwassererzeugend sind auch die darauffolgenden zwölf Tracks, die melodisch, laut und mit 280 km/h durch die Lautsprecherboxen jagen. Die Melodic-Hardcore-Band beschäftigt sich auf ihrer fünften Langspielplatte ein weiteres Mal mit wichtigen gesellschaftlichen Themen wie Krieg, Krankheit und Ökologie, was in Kombination mit der eingängigen Musik zur todsicheren Hymnenlieferung für das nächste Demovorglühen am hiesigen Hauptbahnhof taugt. +++ Azad ist aus seiner fast fünfjährigen Pause zurück und stellt 15 Jahre nach dem legendären Debütalbum „Leben“ mit „Leben II“ dessen Nachfolger in die Plattenregale. Höher könnten die Erwartungen also nicht sein, doch der Rapper lässt sich davon nicht beirren und bleibt seinem Erfolgsrezept treu. Brutale Battle-Raps, die eher auf Faustschläge denn Schönheit setzen, treffen auf tiefgründige Ansagen, die geschrieben wurden, damit der Hörer aber auch ja den Kopf hochhält. Im Nordwesten nichts Neues also. Obendrauf gibt es gelungenes Beatpicking und so viel Turntablism-Action wie auf kaum einem anderen Rap-Album heutiger Tage. Das alles zusammen ergibt nicht das spektakuläre Meisterwerk, von dem noch Generationen von Rap-Fans schwärmen werden, aber auf jeden Fall ein verdammt gutes Azad-Album. +++ Noch ein kostenloser Download-Tipp: Absurd gut ist „Aurora“ – das Kollaboalbum von LGoony & Crack Ignaz. Elf kompromisslose Stücke, die darauf scheißen, wie du sie findest.
Ein Film über die Krise des US-Wohnungsmarkts zwischen 2005 und 2008 klingt erst einmal wie der trockenste Stoff seit der Erfindung der Reiswaffel. Adam MacKays Drama The Big Short schafft es, das vermeintlich komplexe Thema dennoch in unterhaltsame Bilder zu hüllen. Statt anstrengender Fachsimpeleien zwischen gesichtslosen Hauptdarstellern gibt es von Christian Bale, Steve Carrell und Brad Pitt charismatisch dargestellte Charakterköpfe, eine kurzweilige Erzählstruktur mit Einspielern, die schwierige Sachverhalte simpel erläutern und einen Soundtrack, der fast schon als wichtigster Nebendarsteller gezählt werden kann. Ein sehr guter Film, der aufgrund des bitteren Themas dennoch kräftig runterzieht. +++ Dass eine deutsche Beziehungskomödie, die nicht von Schweiger/Schweighöfer stammt, automatisch gut ist, widerlegt Mira Thiels Trauerspiel Gut zu Vögeln. Klatschjournalistin Merlin (Anja Knauer) wird kurz vor der Hochzeit sitzengelassen und findet sich vor einem riesigen Trümmerhaufen, der ihr Leben ist, wieder. Zum Glück trifft sie auf den orientierungslosen Berufsjugendlichen Jacob (Max von Thun), der trotz aller Unterschiede sehr schnell zum „love interest“ wird. Der Film baut fleißig auf Pipi-Kacka- und Ballermannhumor, lässt kein Klischee aus und nervt mit einem Soundtrack, der direkt von Olli Geißen und seiner Chartshow-Redaktion zusammengestellt sein könnte. Hier ist der infantile Titel leider Programm.
Der Streaming-Dienst Netflix gönnt sich keine Winterpause und schickt drei neue Shows ins Rennen um den hartumkämpften Serienthron. The Last Kingdom ist ein sehenswertes Historienactiondrama in acht Episoden, das Schwertkämpfe und Intrigen à la „Game Of Thrones“ bietet. Degrassi: Next Class richtet sich an ein jüngeres Publikum und erzählt erfrischend zeitgeistig und mutig von den kleineren und größeren Problemen an einer US-amerikanischen High School. Und etwas enttäuschend macht die Fantasyserie Shadowhunters das Trio komplett. Leider wirkt die auf der Buchreihe „Chroniken der Unterwelt“ basierende Monsterjagd recht billig und uninspiriert. +++ Wer mal wieder mit seinen jüngeren Geschwistern ins Kino gehen möchte, könnte sich mit Gänsehaut über einen Konsensfilm freuen, der jung und alt gleichermaßen gefällt. Basierend auf der gleichnamigen Kindergruselbuchreihe, erzählt der Film nicht nur die Geschichte einer Gruppe von Jugendlichen, die sich gegen allerlei Monster zur Wehr setzen muss, sondern auch die des tatsächlichen Autors R.L. Stine, der hier von Jack Black gespielt wird. Voll meta und so. Stine besitzt im Film die Gabe, seinen fiktiven „Gänsehaut“-Figuren Leben einzuhauchen, was durch einen Unfall leider auch passiert und in der Folge die Bewohner der Kleinstadt Madison zu Opfern einer Armee von Horrorgestalten macht. Das ist alles völlig harmlos, bockt aber tierisch. Schon allein durch Danny Elfmans Soundtrack eine atmosphärische Angelegenheit, welche einen mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Kino gehen lässt.
Im totschicken Prinz-Eisenherz-Comic-Look kommt Stoics The Banner Saga daher. PC-Spieler können sich bereits seit 2014 mit Schwert und Axt im nordisch angehauchten Fantasy-Setting des Games auf die Nase geben, PlayStation-4-Besitzer dürfen seit ein paar Wochen ebenfalls ran. Das Spiel ist eine Mischung aus Visual Novel und rundenbasierten Kämpfen und verlangt seinen Spielern strategisches Denken und jede Menge Entscheidungsgewalt ab. „The Banner Saga“ zieht sofort in seinen Bann und lässt so schnell nicht mehr los. Man möchte alles über die Wüter, das Verhältnis zwischen Menschen und Varl sowie die verschiedenen Regionen der großen Welt erfahren. Sollten Konsolenspieler auf der Stelle nachholen. +++ Mal wieder Lust auf ein richtiges Gute-Laune-Spiel? Dann Finger weg von This War Of Mine: The Little Ones. Ein ursprünglich 2014 für den PC erschienenes Survival-Strategie-Spiel, in dem man eine Gruppe von Zivilisten durch den Kriegsalltag bringen muss, das nun inhaltlich noch einmal aufgepeppt für die Konsolen erschien. Die Zeit schrieb „Das traurigste Spiel des Jahres“ und hat damit nicht ganz Unrecht. Die ersten Spielminuten fühlen sich gut an. Routiniert baut man sein Lager auf, erkundet das erste Mal die Nachbarschaft und freut sich über reichlich Beute. Doch schnell setzt das Drama ein. Das Essen geht aus, die Spielfiguren bauen physisch und vor allem psychisch ab und Plünderer machen die Nächte zu echten Zerreißproben. Dieses Spiel ist purer Stress und damit ein absolutes Muss für jeden Freund von außergewöhnlichen Ideen.
„Futures End“ ist noch nicht richtig verdaut, da steht mit Convergence – Kampf der Welten schon das nächste fünfteilige DC-Spektakel im Comichandel. Brainiac bringt alle Parallelwelten des DC-Multiversums auf dem lebenden Planeten Telos zusammen, um diese gegeneinander antreten zu lassen. Dabei ziehen wirklich alle Superhelden in die Schlacht, die der Comicverlag seit 1940 erschaffen hat. Ob Superman aus der „Red Son“-Serie von 2003, Blue Beetle, Question und Captain Atom aus der „Blue Beetle“-Serie von 1967 oder Batman aus der „Zero Hour“-Serie von 1994 – alle treten im titelgebenden „Kampf der Welten“ an. Das werden zwei spannende Monate. +++ Das „Convergence“-Event zieht sich für mehrere Wochen durch alle Heftreihen von DC Comics. Auch die Leser der 45. Ausgabe der monatlichen Batman-Serie bekommen dies zu spüren. In der Sondergeschichte „Vater und Söhne“ tritt ein eifersüchtiger Robin aus der Zeit vor „Flashpoint“ gegen seinen vermeintlichen Vorgänger Jason Todd aka Red Hood an. Doch mit den Extremists wartet ein viel größerer Gegner auf die beiden Streithähne. Das action-orientierte Heft reiht sich wunderbar in die „Convergence“-Hauptgeschichte ein und dient als perfekte Übergangsausgabe bis Anfang März mit Heft 46 im Rahmen von „DCYOU“ eine neue Batman-Ära eingeläutet werden soll. +++ Doch auch bei den Konkurrenten von Marvel geht es in Sachen Multiverse heiß her. In der neunteiligen Event-Reihe Secret Wars kollidieren die zwei Parallelwelten Erde-616 und Erde-1610 miteinander. Von der ersten Seite an wird nicht lange rumgeplänkelt, sondern die Panels mit ordentlich Krawall gefüllt. Bedeutet dies das Ende für das Marvel-Universum – wie es auf dem Cover groß angekündigt wird – oder kriegen Spider-Man, Captain America und Co. noch einmal die Kurve? Band 1 hat mich bereits gefesselt und die Vorfreude auf die nächste Episode ist riesig.
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