Kurz & knapp #21: Radiohead, The First Avenger: Civil War, Uncharted 4…
So viele spannende Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringe ich es daher in Kurzreviews auf den Punkt. Diesmal mit dabei: KMPFSPRT, Radiohead, Denzel Curry, Curren$y & The Alchemist, De La Soul, The First Avenger: Civil War, Camp WWE, Team Foxcatcher, Marseille, The New Yorker Presents, Chelsea, Shadow Of The Beast und Uncharted 4.
Die deutschsprachige Punkband KMPFSPRT hat ihre zweite Langspielplatte „Intervention“ veröffentlicht und darauf elf meinungsstarke Stücke versammelt, die den inhaltlichen Bogen von Antifaschismus bis zum Erwachsenwerden spannen. Dabei stehen sich die Kölner ab und an selbst im Weg, wenn sie beispielsweise auf „Ich hör‘ die Single nicht“ die eigene kritische Einstellung zu ertragsorientierten Labels thematisieren, sich dabei aber in Klamauk verlieren. Nichtsdestotrotz ist „Intervention“ ein erstklassiges, klanglich hartes aber dennoch melodisches Album, das für Freunde von Captain Planet und Turbostaat gemacht wurde. Eine Band, die in Zeiten von AfD, Pegida und unmenschlichen Türkei-Flüchtlings-Deals richtig laut aufgedreht werden sollte. +++ Wieder völlig industrieuntypisch haben Radiohead ihr neues Album „A Moon Shaped Pool“ kurzfristig per Download veröffentlicht, reichten den entsprechenden Tonträger jedoch am 17. Juni über XL Recordings nach. Man konnte es bereits in unzähligen Reviews lesen, das neunte Album der Briten ist eine musikalisch von Regenwolken bedeckte Mischung aus allem, was die Band bisher gemacht hat. Von der geigengeschwängerten Alternative-Nummer „Burn The Witch“ über das in der Mitte aus der Sperrigkeit aufbrechende „Ful Stop“ bis zur abschließenden Piano-Ballade „True Love Waits“ – eine stellenweise haarscharf an der Langeweile vorbeischrammende Betonmauer von einem Album, das man sich erwartungsgemäß von Hördurchgang zu Hördurchgang erarbeiten muss. +++ Zum Abschluss noch drei kostenlose Download-Tipps: Denzel Curry liefert mit seinem 38-minütigen Mixtape „Imperial“ einen kurzen Einblick in sein Schaffen ab. Astreine Hits wie „ULT“ oder „Sick And Tired“ schaffen dabei den Spagat zwischen klassischem HipHop-Sound und modernen Trap-beeinflussten Klängen. +++ Zehn skizzenhafte HipHop-Tracks mit organischen Beats, deren Drum-Patterns positiverweise nicht klingen als kämen sie direkt aus dem Computer, gibt es auf dem lohnenswerten „The Carrollton Heist“ von Curren$y & The Alchemist. +++ Als Dankeschön für eine gelungene Kickstarter-Kampagne zur Finanzierung ihres nächsten Albums haben De La Soul die 4-Tracks-EP „For Your Pain & Suffering“ veröffentlicht. Ein kurzer Spaß mit zwei hörbaren Stücken und zwei wegskipbaren Skits.
Machen wir uns nix vor, der dritte „Captain America“-Film, der hierzulande unter dem Titel The First Avenger: Civil War erschien, ist kein Soloausflug von Steve Rogers sondern im Grunde ein waschechter Avengers-Film. Wegen einer Restriktion der Regierung wird das Superhelden-Team gespalten und trifft sich auf einem deutschen Flughafen zur epischen Klopperei. Action am laufenden Band, dank Spider- und Ant-Man eine vernünftig eingestreute Prise Humor und weil man nun schon seit einem Jahrzehnt mit den Marvel-Helden mitfiebert, ist man in den ambivalenten Plot, der nicht zwischen schwarz und weiß entscheiden möchte, tatsächlich investiert. Vergleiche mit dem fast zeitgleich angelaufenen „Batman v Superman: Dawn Of Justice“ muss sich der Film gefallen lassen, schneidet dabei aber auch deutlich besser ab. In „Civil War“ passieren Dinge, die wirklich heftig und einschneidend sind und den Zuschauer mit offenen – auf den nächsten Teil Appetit machenden – Fragen zurücklässt. So geht gutgemachtes Superhelden-Action-Kino. +++ Bekannte Wrestler wie John Cena, The Rock, Steve Austin und The Big Show treten in der frisch auf dem WWE Network angelaufenen Zeichentrickserie Camp WWE als Kinderversionen ihrer selbst auf. Chef des titelgebenden Ferienlagers ist Vince McMahon, der immer wieder mit seinen Schützlingen aneinander gerät. Die von Seth Green und seinem Team erdachte Serie wurde offensichtlich von WWE-Fans für WWE-Fans produziert, weshalb sich der Humor fast ausschließlich aus Insider-Witzen zusammensetzt. Krasse Zielgruppenunterhaltung, die für mich persönlich hervorragend funktioniert. +++ Vom Pro- zum Amateur-Wrestling: Die Doku Team Foxcatcher behandelt John du Ponts Verstrickungen mit dem US-amerikanischen Ringsport und zeigt, wie er zwischen 1989 und 1995 auf seiner Farm ein erfolgreiches Trainingszentrum leitete. Seine paranoide Schizophrenie führte 1996 dazu, dass er den Ringer David Schultz erschoss und dafür eine lange Haftstrafe antreten musste. Die Dokumentation lebt von ihren Privataufnahmen, die du Pont und die Sportler bei ihrem alltäglichen Leben auf der Farm zeigen und somit spannende Einblicke in die damalige Zeit geben. Ein bedrückender Film, der es sich zum Glück nicht allzu einfach macht und eben nicht versucht, ein reißerisches Drama zu inszenieren, in dem du Pont als Monster dargestellt wird.
Mit Marseille hat die Online-Streaming-Plattform Netflix ihre erste französische Serienproduktion umgesetzt. Gérard Depardieu spielt in den acht Episoden der ersten Staffel den Bürgermeister Robert Taro, der bei von Intrigen und Machtspielen geprägten Wahlen gegen seinen ehemaligen Schützling Lucas Barrès (Benoît Magimel) antreten muss. Die Serie bringt einen anhand ihrer an „House of Cards“ erinnernden Geschichte und den schicken Luftaufnahmen der Stadt zwar dazu, sie bis zum Ende sehen zu wollen, eklatante Schwächen wie das eine oder andere Plot-Hole, nicht enden wollende Dialoge oder das Fehlen mindestens einer durchgängig sympathischen Figur, machen „Marseille“ jedoch zu einer Serie, die qualitativ lediglich knapp über dem Durchschnitt liegt. Ob das bei der heutigen Fülle an Serien-Highlights reicht? +++ The New Yorker Presents ist eine elfteilige Magazinreihe, die seit März auf Amazon Prime ausgestrahlt wird. In der von der gleichnamigen Zeitschrift initiierten Serie werden Kurzdokumentationen und illustre Einspieler gezeigt, die beispielsweise das Leben von Nachwuchstalenten im Rodeo, die Leiden von Menschen mit dem Truman-Show-Syndrom oder Kommunikationsfehler zwischen CIA und FBI kurz vor dem 11. September thematisieren. Das Ganze wird in einem einzigartigen Stil präsentiert, der versucht, die Haptik eines Printmagazins in bewegte Bilder umzusetzen. +++ Netflix macht jetzt Talkshows. Und das auch noch verdammt gut – Chelsea Handler sei Dank. Nach der überaus erfolgreichen Dokureihe „Chelsea Does“ darf die sympathische Komikerin noch einmal ran und in ihrer Show Chelsea Gäste wie Rapper Pitbull, Schauspielerin Gwyneth Paltrow oder auch Senatorin Barbara Boxer begrüßen. Dank der furchtbar sympathischen und schlagfertigen Gastgeberin überzeugen die jeweils mittwochs, donnerstags und freitags erscheinenden Ausgaben immer wieder aufs Neue. Für 2016 sind insgesamt 90 Folgen geplant.
Shadow Of The Beast – der Videospiel-Klassiker von 1989 – wurde exklusiv für die PlayStation 4 noch einmal neu aufgelegt. Wir schlüpfen in die Rolle des monströsen Antihelden Aarbron, der als Kind entführt und zu einem bösartigen Krieger herangezüchtet wurde. Innerhalb der rund drei bis vier Stunden Spielzeit steuern wir die Figur durch schicke Plattformer-Levels, lösen simple Puzzles und schnetzeln Gegnerhorden nieder. Das Schnetzeln ist jedoch das große Manko, an dem sich die Spielerschaft spalten wird. Denn nicht das Button-Smashing zum Erreichen spektakulärer Kombos wird hierbei verlangt, sondern das perfekte Timing in Form des rhythmischen Drückens der Knöpfe. Das erfordert zum Teil hohe Konzentration und kann die Frustration an müden Abenden in sphärische Höhen treiben. „Shadow Of The Beast“ ist kein schlechtes Spiel, der momentane Preis von 14,99 Euro ist meiner Meinung nach trotzdem zu hoch. Wer reinschnuppern möchte, sollte noch etwas warten und nach einer sicherlich bald anstehenden Preissenkung zuschlagen. +++ Mit Uncharted 4: A Thief’s End findet die Saga um den ständig dem Tod von der Schippe springenden Abenteurer Nathan Drake ein würdiges Ende. Der Exklusivtitel für die PlayStation 4 macht im Grunde alles genauso, wie man es von den Vorgängern kennt: Grafisch spektakuläre Postkartenkulissen, Baller-Action im fliegenden Wechsel mit Kletterpassagen und Rätseln, charismatische Protagonisten sowie eine Geschichte, die Indiana Jones nicht besser erzählen könnte. Wenn man unbedingt Kritik üben möchte, könnte man das Fehlen epischer Szenen wie beispielsweise die mit dem Flugzeug in „Uncharted 3“ oder die auf dem Zug in „Uncharted 2“ bemängeln. Doch das wäre gemein, denn „Uncharted 4“ ist der Prototyp eines gutgemachten Blockbuster-Games. Wer im Besitz einer PlayStation 4 ist und hier nicht zuschlägt, ist ein komischerer Kauz als Victor Sullivan.
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