Kurz & knapp #44: MGMT, Tocotronic, Molly’s Game, EA Sports UFC 3…
So viele Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringen wir es daher auf den Punkt. Dieses Mal dabei: Brian Fallon, Dabrye, MGMT, Torpus & the Art Directors, Tocotronic, Black Panther: The Album, When We First Met, Molly’s Game & EA Sports UFC 3.
Mit „Sleepwalkers“ hat Gaslight-Anthem-Frontmann Brian Fallon sein zweites Soloalbum veröffentlicht. Und das lässt keine Überraschung zu: Schmerzerfüllte, aber ebenso hoffnungsvolle Lyrics werden in eingängigem Uptempo-Sound ertränkt, dessen musikalischer Stillstand erst nervt, dann aber doch wieder in der Dauerschleife landet. Fallon traut sich nur selten aus seiner Folkrock-Komfortzone heraus. Lediglich auf dem Titeltrack wagt er zu Bläsern einen Ausflug in bluesige Gefilde. Wer sich dem bekennenden Kreationisten bisher noch nicht entziehen konnte, wird auch mit dieser unspektakulären Platte seinen Spaß haben. +++ Tadd Mullinix ist nach zehn Jahren Abstinenz unter dem Alias Dabrye zurück und veröffentlicht mit „Three/Three“ das Finale seiner Albumtrilogie. Darauf widmet er sich klassischem Hip-Hop-Sound, zu dem Gäste wie Guilty Simpson, Ghostface Killer, Doom, Danny Brown und Roc Marciano passen wie Timbalands auf die verschneiten Straßen New Yorks. Das klingt nicht modern, dafür aber wertig. Zwischen den Rap-Songs finden sich rein instrumentale Stücke, die auch ohne reimende Mikrofonsportler funktionieren. +++ Mit der Suche nach dem einen Hit, der Hörer und Labelmenschen gleichermaßen zufriedenstellt, werden MGMT seit dem Jahrhundertsong „Kids“ von 2007 konfrontiert. Das New Yorker Duo wehrte sich in der Folge mit Alben, die eher psychedelisch als zugänglich waren. Elf Jahre nach „Kids“ schnuppern sie wieder an der Schnapsflasche, die bis oben hin mit Pop gefüllt ist. Das vierte Studioalbum „Little Dark Age“ fordert zwar durch düstere Texte und aufeinandergestapelte Soundschichten heraus, auf Stücken wie „Me and Michael“, „Tslamp“ oder „She Works Out Too Much“ klingen sie dennoch wie ein Discoabend, der in Brooklyn und Ostenwalde gleichermaßen funktioniert. Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser sind mit „Little Dark Age“ in die Spur zurückgekehrt, die sie einst so groß machte.
Torpus & the Art Directors haben Ende 2017 ihr viertes Album „We Both Need to Accept That I Have Changed“ veröffentlicht. Und darauf machen die Hamburger das, was schon acht Jahre davor gut funktioniert hat: Soliden Folkrock, der selten auf das Gaspedal tritt. Stattdessen cruist der Torpus-Wagen unaufgeregt durch das frühlingshafte Hinterland. Songs wie „4×7“, „Maria“ oder „On Our Backs“ schrammen zwar knapp daran vorbei, große Hits zu sein, doch zum Glück hat sich die Band dagegen entschieden. +++ Mit “Die Unendlichkeit” haben Tocotronic das Albumdutzend vollgemacht. Und trotz einer so langen Diskografie spielt die Band um Dirk von Lowtzow abwechslungsreich und experimentierfreudig wie schon lange nicht mehr auf. „Die Unendlichkeit“ ist ihre biografische Platte und bringt entsprechend Themen auf den Tisch, die im Tocotronic-Kontext schon vor 25 Jahren funktioniert hätten. „1993“ ist die inoffizielle „Freiburg“-Fortsetzung, „Hey Du“ die Kampfansage gegen Kleingeistigkeit und „Electric Guitar“ die Ode an die erste Liebe. Dabei überzeugen die Texte aber nicht durch jugendliches Aufbegehren, sondern durch eine klischeelose Reife. +++ “Black Panther” räumt nicht nur im Kino ab, auch in den Musik-Charts belegte der König von Wakanda Spitzenplatzierungen. Mit Black Panther: The Album hat Kendrick Lamar einen Soundtrack kuratiert, der sich zwar nicht wie ein Solo-Release anfühlt, aber zumindest wie eine Sparringveröffentlichung. Auf zehn von 14 Stücken tritt er entweder als Rapper oder als Produzent in Erscheinung. Dadurch wirkt die Platte kohärent, obwohl sie auf knapp 50 Minuten mit unterschiedlichen Stilen für Abwechslung sorgt. Vince Staples und Yugen Blakrok feuern auf „Opps“ zu einem brummenden Bass Kampfansagen raus, Jorja Smith singt sich quälend schön durch „I Am“ und „Pray for Me“ von The Weeknd und Kendrick Lamar ist die todtraurige Soldatenhymne, die im Jahr 2018 leider aktueller denn je ist. Das Thema des Films schwingt immer mit. Dennoch funktioniert der Soundtrack auch für sich alleine stehend.
When We First Met erzählt die klassische Geschichte vom Jungen, der sich unsterblich verliebt, am Ende aber nur der beste Freund wird. Adam DeVine, den auch nicht besonders aufmerksame Seriengucker als Haley Dunphys Freund und den einen Bekloppten aus „Workaholic“ kennen dürften, spielt die undankbare Rolle. Und das macht er verdammt vielseitig. Denn durch eine Zeitreisemaschine (nicht nachfragen!) erhält er immer wieder die Möglichkeit, die Beziehung mit seiner besten Freundin auf eine andere Art zu beginnen. Fortan versucht DeVine herauszufinden, wie er die „Friendzone“ umgeht. Mal verhält er sich wie ein Arschloch, mal fürsorglich, mal wie ein Stalker. Das fängt im Laufe der 97 Minuten nie an, zu langweilen. Wer von einer romantischen Komödie mehr erwartet, sollte seine Netflix-Zeit mit einem anderen Film füllen. +++ Die Geschichte von Molly Bloom ist spannend, weil sie wahr ist: Mit Mitte 20 veranstaltete sie Pokerspiele, an denen Berühmtheiten wie Tobey Maguire, Leonardo DiCaprio, Ben Affleck oder Macaulay Culkin beteiligt waren. Daraufhin hatte sie erst die Mafia am Hals und schließlich wurde sie wegen Profits an illegalem Glücksspiel angeklagt. Mit „Steve Jobs“ und „The Social Network“ hat sich Drehbuchautor Aaron Sorkin bereits an Filmbiografien gewagt. Molly’s Game ist die nächste und gleichzeitig auch sein Regiedebüt. In 140 Minuten wird Blooms Werdegang von der verpatzten Teilnahme bei der Olympiade 2002 bis zum Gerichtsurteil im Jahr 2014 ausführlich dargestellt. Das zieht sich, da auf zu viele Details eingegangen wird. Die Leistungen von Jessicca Chastain und Idris Elba halten den Zuschauer dennoch bei der Stange.
Mixed Martial Arts sind nichts für schwache Nerven. Wenn im achteckigen Käfig zwei Kampfsportler aufeinander losgehen, landet einer von beiden häufig mit blutigem Gesicht auf der Matte. Dort ist noch lange nicht Schluss. Entweder der Niedergestreckte erhält weitere Dresche oder er wird in einem brutalen Griff zur Aufgabe gezwungen. So sehr der Sport in der Kritik steht, so genießt er auch große Zustimmung und brachte Stars wie Conor McGregor, Ronda Rousey und Brock Lesnar hervor. Mit EA Sports UFC 3 hat Ultimate Fighting Championship – der größte Verband dieser Sportart – ein weiteres Videospiel erhalten, das es den Fans ermöglicht, selbst zu kämpfen, ohne danach ins Krankenhaus zu müssen. Wie schon bei den großen Brüdern von „Fifa“ und „Madden“ gab es zwischen dem zweiten und dritten Teil der „UFC“-Reihe keine spielerischen und technischen Quantensprünge. Es muss schon ganz genau hingeschaut werden, um Unterschiede zu „EA Sports UFC 2“ zu erkennen. In Nuancen sind Grafikverbesserungen zu erkennen, der Kader wurde mit weit über 200 Kämpfern ordentlich aufgeblasen und der neue Karrieremodus bietet deutlich mehr Entscheidungsfreiheit, um „The Greatest of All Time“ zu werden. Das eigentliche Kampf-Gameplay ist immer noch sehr komplex. Gerade im Bodenkampf werden Neulinge kein Land sehen. Leider gibt das Spiel nur unzureichende Hilfestellung. So werden viele Spieler die ersten hundert Kämpfe sicherlich auf der leichtesten Stufe spielen. Doch wer sich nicht von der steilen Lernkurve abschrecken lässt, kann sich auf eine befriedigende Kampfsportsimulation freuen. Gerade im Online-Modus führt ausgiebiges Training entweder zur Dominanz über den Gegner oder zu schweißtreibenden Auseinandersetzungen. Beides macht Spaß.
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