Kurz & knapp #66: Weezer, Dendemann, Malibu Ken, Pastewka, Miles Morales…
So viele Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringen wir es daher auf den Punkt. Dieses Mal dabei: Weezer, Dendemann, Say Anything, Malibu Ken, Hayley Reardon, Playing Savage, Quentin Sauvé, Big K.R.I.T., neànder, Friends From College, Belleville Cop, Pastewka, Middlewest, The Batman Who Laughs & Miles Morales.
Gute Popsongs kriegt nicht einmal Rivers Cuomo kaputt. Und so ist Weezers „Teal Album“ ein schnell abflauender Cover-Spaß mit Songs wie „Africa“, „Take On Me“ und „Billie Jean“. Darauf gewartet, hat die Welt nicht. +++ Neun Jahre ließ sich Dendemann für einen Nachfolger zu „Vom Vintage verweht“ Zeit. Trends hat der Rapper in dieser Zeit nicht verpasst. Autotune und Trettmann finden auf seinem dritten Soloalbum „Da nich für!“ ebenso statt wie der Eins-Zwo-Charme. All diese Elemente fließen nicht zur Anbiederung an alte und vor allem neue Fans ein, sondern ergeben im künstlerischen Kontext Sinn. Bestes Beispiel ist der Opener „Ich Dende also bin ich“, auf dem er so modern wie vertraut klingt. Starkes Comeback. +++ Max Bemis hat sich eine Auszeit von seiner Arbeit als Marvel-Autor gegönnt und zusammen mit Say Anything ein neues Album aufgenommen. „Oliver Appropriate“ setzt dort an, wo „I Don’t Think It Is” von 2016 endete: Musik zwischen Pop-Punk und Emo über die Komplikationen des Lebens. „ Do you know I have the right to own a gun? / Though my bumper sticker disagrees / It’s one nation under psychopathy / It’s so Long Island that my first vulnerability / Is the last thing you’ll see”, heißt in “It’s A Process”. Auch beim Hören des achten Studioalbums sollte ein großes Augenmerk auf den Texten liegen. +++ Rapper Aesop Rock und Elektromusik Tobacco haben unter dem Namen Malibu Ken ein Album herausgebracht, das ungemütlich und drogenverseucht klingt. Bildgewaltig erzählt Aesop von gesellschaftlichen Abgründen, die Tobacco mit einem schwerrollenden Synthie-Sound untermalt. Rotz läuft aus der Nase, Eiter platzt aus den roten Pickeln. Eklig, menschlich und faszinierend zugleich – dieses Duo passt zusammen wie Pillen und amerikanische Mitte.
Singer-/Songwriterin Hayley Reardon hört man das Alter nicht an. Die Teenagerin klingt auf der EP „Where I Know You“ so altersmilde als hätte sie ihre Karriere bereits hinter sich. Selbstbewusst erzählt sie von Lebensentscheidungen und Beziehungen, die sie mit einem wunderschönen Gitarrenspiel unterlegt. Die Zukunft des Genres ist gesichert. +++ Weltenbummlerin Noa Savage veröffentlicht unter dem Pseudonym Playing Savage ihre selbstproduzierte EP „Drip“. Diese enthält vier vom Funk geküsste Lieder über Selbstakzeptanz, die viel zu groß für die Singer-Songwriter-Schublade sind. Macht Lust auf eine Langspielplatte. +++ Quentin Sauvé – hauptberuflich Bassist von Birds In Row – begibt sich mit „Whatever It Takes“ auf Solopfade. Dabei ist sein melancholischer Folk-Rock der Akustik- näher als der E-Gitarre. Von Angst bis Freude deckt er inhaltlich alle Gefühle ab, die junge Menschen in ihren Tagebüchern verarbeiten. Zwei Jahre werkelte der Franzose an dem Album. Die neun entstandenen Stücke beweisen, dass sich die Arbeit gelohnt hat. +++ Im Hip-Hop existieren kaum noch erkennbare Linien zwischen den Formaten. Kein Wunder, dass sich Big K.R.I.T.s Datpiff-Exclusive „TDT“ auf Albumniveau bewegt, ohne offiziell eines zu sein. Vielmehr sind die acht Stücke ein Best-Of aus seinen letzten drei EPs. Der Rapper boastet, zeigt sich aber auch nachdenklich. Wer die Songs noch nicht kennt, sollte spätestens jetzt reinhören. +++ Zum Abschluss des Musikabschnitts gibt‘s noch einen Tipp für Gitarrenmusikfans: neànder spielen hypnotischen Post-Rock, der dem Metal nahesteht. Die fünf Stücke verzichten auf Gesang und leben stattdessen von einem Sound, der zwischen Euphorie und Härte pendelt.
Die erste Staffel von Friends From College endete im großen Cliquenstreit. Staffel zwei steigt dort ein und führt die Freunde aus Studienzeiten wieder zusammen. Dass der Frieden nicht lange hält, wird Fans der ersten Season freuen. Ein Blick auf Rotten Tomatoes, wo die Comedyserie mit 24 Prozent abgestraft wurde, zeigt, dass das nicht allzu viele waren. In Sachen Ton, Humor und Erzählgeschwindigkeit bleibt sich die Netflix-Produktion treu, weshalb die Kritiken wohl nicht besser werden. Gegenüber dem hervorragenden Cast rund um Keegan-Michael Key und Cobie Smulders wäre das allerdings unfair. +++ Um die Mörder seines Freundes dingfest zu machen, begibt sich der französische Polizist Baaba Keita nach Miami, wo er mit Stinkstiefel-Cop Ricardo zusammenarbeitet. In Belleville Cop trifft „Miami Vice” auf „Beverly Hills Cop“. Leider ohne ansatzweise deren Humor und Stil zu erreichen. Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“) und Luis Guzmán („Keanu“) geben sich alle Mühe, die wirre Geschichte zu tragen, werden aber von der deutschen Synchro im Stich gelassen. Schade, denn Komödien beherrscht das französische Kino sonst deutlich besser. +++ Während Pastewka in der achten Staffel noch im Wohnwagen lebte, verschlägt es ihn in Staffel neun auf den Bauernhof seiner Schwägerin. Eine Rolle in einer Arztserie, die Nähe zur Ex-Verlobten Anne bringen soll, sorgt für zusätzliches Gag-Futter. Die Macher besinnen sich auf alte Stärken und streichen dafür unrealistische Handlungsstränge. Auch wenn der Fremdschämfaktor noch immer hoch ist, möchte die Serie nicht mit „jerks.“ konkurrieren. Ein perfekte Staffelfinale schickt „Pastewka“ in den wohlverdienten Ruhestand.
In der malerischen Comicserie Middlewest verschwimmen die Welten. Im Verlauf der Abenteuergeschichte treffen Teenager Abel und dessen sprechender Fuchs nicht nur auf einen vorwurfsvollen Vater, sondern auch auf magische Gestalten. Die ersten Ausgaben gehören sowohl optisch als auch inhaltlich zu den bisher besten Werken von Autor Skottie Young und Zeichner Jorge Corona. +++ In The Batman Who Laughs kämpft der dunkle Ritter gegen einen Doppelgänger, der keinen moralischen Kodex besitzt. Statt Batarang setzt er Maschinenpistolen ein. Autor Scott Snyder und Zeichner Jock sammelten bereits umfangreiche Batman-Erfahrung, weshalb sie auch mit dieser sechsteiligen Miniserie den Ton der Figur treffen. Grimmig, roh und brutal – Fans freuen sich über ein Wiedersehen mit dem Batman-Klon sowie eine Geschichte mit spannendem Gedankenspiel. +++ Auf dem Cover der ersten Ausgabe prangert in großen Buchstaben: „New creative team! New direction! Your new favorite book!“ Schmackhafter könnte einem Marvel die neue Serie Miles Morales: Spider-Man nicht machen. Das Schöne: Die ersten beiden Hefte lösen das Versprechen ein. Peter Parkers Nachfolger teamt mit Rhino, um eine Armee von Cyborg-Kindern zu retten. Auf eine langweilige Origins-Geschichte verzichten Autor Saladin Ahmed und Nachwuchszeichner Javier Garrón. Stattdessen setzen sie auf Kritik an der Trump-Regierung und den Umgang mit Minderheiten. Gelungener Beginn einer Serie, die Potenzial für einen längeren Run hat.
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