Kurz & knapp #71: Dave, Emma Bunton, Billie Eilish, La Dispute, Avengers…
So viele Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringen wir es daher auf den Punkt. Dieses Mal dabei: Esches, Black Tropics, Dave, Emma Bunton, Billie Eilish, Royal Trux, Seth Walker, La Dispute, Raketkanon, Acid Death, Santa Clarita Diet, The Dirt & Avengers: Endgame.
Die schwarzweißen Videoclips passen zu Esches. Robert Summerfields Soloprojekt lädt mit der EP „Sierra“ auf einen Neo-Soul-Ausflug ein, der so minimalistisch wie fesselnd ist. Die Zerbrechlichkeit des Seins fängt der Wiener Sänger und Multiiinstrumentalist mit fünf leisen Popsongs ein. Musik für die melancholischen Seiten des Frühlings. +++ Auf ihrem selbstbetitelten Album spielen Black Tropics düsteren Rock mit schweren Gitarren. Dabei verschmelzen die Schweizer undurchdringbare Soundwände („Blood Dragon“) mit psychedelischen Schwebeerfahrungen („Light Years Away“). Zu Recht gewann die Band beim M4Music Festival 2018 einen Preis in der Kategorie „Bester Song“. Geht es so weiter, werden noch viele Auszeichnungen folgen. +++ Vorschlusslorbeeren sind so eine Sache: Noch so herausragende Künstler lösen sie selten in Meilensteinalben ein. Der 20-jährige Dave ist da anders. Sein Debüt „Psychodrama“ überzeugt durch einen inhaltlich und musikalisch ausgereiften Ansatz. Der Rapper erzählt nachvollziehbare und ergreifende Geschichten über seine Jugend und Heimatstadt London. Für das Genre untypische Songstrukturen sprengen die Sieben- und sogar Elfminutenmarke. +++ Auf ihrem vierten Studioalbum „My Happy Place“ wirkt Baby Spice Emma Bunton etwas faul. Unter den zehn Popnummern befinden sich fast nur Cover-Songs. Mit „2 Become 1“ von den Spice Girls interpretiert sie sogar ein eigenes Stück neu. Nur was für die allergrößten Fans.
Zarte Stimme trifft auf harte Bässe. Billie Eilish wickelt die Welt mit ihrem verletzlichen Charme, hinter dem ein bissiges Monster steckt, um den Finger. „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ ist kein Album nach Maß. Die 17-Jährige jongliert mit Hip-Hop, Elektro und klassischem Pop. Der Sound schwankt zwischen laut und leise und fasst damit die Stimmung einer Generation facettenreich zusammen. +++ 2000 erschien das letzte reguläre Studioalbum von Royal Trux. 19 Jahre später klingt die Alternative-Band auf „White Stuff“ kein Stück älter. Das Duo – bestehend aus Neil Hagerty und Jennifer Herrema – singt mal zusammen, mal versetzt, aber immer unpoliert. Die Gitarren flirren drumherum und schrecken selbst Rapper Kool Keith nicht von einem Gastvers ab. Ungeschliffen und experimentierfreudig wie Musik immer sein sollte. +++ Auf seinem zehnten Studioalbum “Are You Open?“ zeigt sich Seth Walker so musikalisch vielfältig wie noch nie. Der amerikanische Liedermacher reiht Blues („Inside“) an Reggae („All I Need To Know“), rutscht in den Country (“Hard Road”) und greift am Ende nur noch auf eine minimalistisch gespielte Akustikgitarre zurück („Magnolia“). Walker nahm die Platte größtenteils zuhause auf. Diese Geborgenheit gab ihm vermutlich den Mut für diese mutige Platte.
Dass La Dispute fünf Jahre nach „Rooms Of The House” noch einmal nachlegen, hätten wohl die optimistischsten Fans nicht erwartet. Nun liegt mit „Panorama“ das vierte Album der Post-Hardcore-Band vor. Inspiriert von einer Straße, auf der er täglich fuhr, singt beziehungsweise schreit Frontmann Jordan Dreyer über Liebe, Tod und Verzweiflung. Musikalisch bewegen sich La Dispute zwischen Melodien und Härte. Für das Genre untypische Elemente wie Trompeten in „Rhodonite And Grief“ machen „Panorama“ zum Meisterwerk einer Band, deren Diskografie nicht an Meisterwerken arm ist. +++ Raketkanon spielen auch auf ihrem dritten Album „RKTKN#3“ Rockmusik, die sich irgendwo zwischen Industrial und Progressive einpendelt. Verspielte Synthies, groove-orientierte Beats und harte Riffs treffen auf Pieter-Paul Devos‘ zarte Stimme. Dass die im Vergleich zu den Vorgängern mehr Raum für sanftere Songs bekommt, befeuert die Abwechslung. Gelungene Platte von einer Band, die selbst Iggy Pop mag. +++ Zum Abschluss des Musikabschnitts noch ein Tipp für Fans härterer Gitarrenklänge: Die griechischen Metal-Veteranen von Acid Death knüppeln auf „Primal Energies“ mit ihrer Mischung aus Death und Thrash alles nieder, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Die Hammonds schlagen sich auch in der dritten Staffel von Santa Clarita Diet mit einem Zombie in der Familie und neuerdings vielen weiteren in der Nachbarschaft herum. Dabei büßt die Horror-Comedy-Serie nichts von ihrem derben und blutigen Witz ein. Mit den beiden vorangegangenen Seasons punktete Netflix zwar nicht bei allen Abonnenten, Eingeweihte freuen sich dennoch auf die kurzweilige Mischung aus „Dexter“ und „Modern Family“. +++ Der deutsche Untertitel fasst es perfekt zusammen: „Sie wollten Sex, Drugs & Rock’n’Roll“. The Dirt ist die Verfilmung der gleichnamigen Biographie über die Heavy-Metal-Band Mötley Crüe. Im Schnelldurchlauf handelt sie den Lebensweg von Nikki Sixx, Mick Mars, Vince Neil und Tommy Lee ab. Dabei wirken die Schauspieler sympathischer als ihre Vorlagen. Vielmehr als die Eskapaden und Skandale bleiben nach den 108 kurzweiligen Minuten trotzdem nicht hängen. +++ Einen Film wie Avengers: Endgame nach bekannten Maßstäben zu bewerten, ist nicht möglich. Als Ergebnis aus 21. Filmen des Marvel Cinematic Univserse leistet er einen nie dagewesenen Fan-Service, indem er (fast) alle Handlungsstränge aufgreift und sinnvoll fortführt beziehungsweise beendet. Vergleichbares gab es noch nicht. Wirtschaftlich, aber auch inhaltlich ein beeindruckendes Werk.
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