Kurz & knapp #20: PJ Harvey, Weezer, The Ranch, Ratchet & Clank…

So viele spannende Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringe ich es daher in Kurzreviews auf den Punkt. Diesmal mit dabei: Cult Of Luna & Julie Christmas, PJ Harvey, Supreme Ritual, Weezer, Lil Kim, Disarstar, Rooq, Fey-Z, Enoq, The Ranch, Hush, Cooked, EA Sports UFC 2, Table Top Racing, Ratchet & Clank, Old Man Logan, Bizarro und Batman.

 

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PJ Harvey “The Hope Six Demolition Project”

Für eine knappe Stunde geht es mit „Mariner“ – dem siebten Album der schwedischen Post-Metal-Band Cult Of Luna – in den Weltraum. Denn die Konzeptplatte entführt in den fünf acht- bis fünfzehnminütigen Tracks auf eine Reise durchs All, die Stanley Kubrick nicht besser hätte inszenieren können. Vom Start mit dem gemächlich beginnenden und dann losstürmenden „A Greater Call“ bis hin zum endgültigen Verlorensein in den unendlichen Weiten auf dem epischen „Cygnus“ – „Mariner“ wirkt trotz eher klassischer Besetzung experimentell und klanglich mächtig. Das liegt vermutlich auch an Julie Christmas von Made Out Of Babies, die die Band mit ihrem Gesang prominent unterstützt. Dabei klingt sie mal wie ein schüchternes Schulmädchen und mal wie ein angeschossener Pitbull, passt sich der jeweiligen Stimmung immer perfekt an und steht damit meistens im krassen Kontrast zu Fredrik Kihlbergs sperrigen Growls. +++ Bereits ihr neuntes Studioalbum hat die britische Musikerin PJ Harvey mit „The Hope Six Demolition Project“ veröffentlicht. Die elf Stücke sind abwechslungsreich arrangiert und bieten neben radiotauglichen Refrains sowie einem interessanten Einsatz von Blasinstrumenten und männlichem Backgroundgesang genügend Elemente, die es im Laufe der 42 Minuten Spielzeit zu entdecken gibt. Sei es die Muddy-Waters-Hommage in „The Ministry Of Social Affairs“, das von Beginn an bedrohlich auf den Hörer hereinbrechende „The Ministry Of Defence“ oder der kontroverse Text von „The Community Of Hope“, diese Platte besitzt Substanz und ist ganz klar auf Langlebigkeit ausgelegt. +++ Zusammen mit seinem Sohn Jonah und Nathan Grays Nachwuchs Simon hat Boysetsfire-Gitarrist Josh Latshaw das Projekt Supreme Ritual ins Leben gerufen. Die sechs Tracks der Debüt-EP „The Black Hand“ sind nun auf der entsprechenden Bandcap-Seite zum Nulltarif herunterladbar. Voll auf die Zwölf knüppeln die Hardcore-Songs mit programmatischen Titeln wie „Violence“ und „Cannibals In Eden“ aus den Lautsprecherboxen und fluten den kompletten Körper mit Energie. Gutes Ding.

 

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Weezer “Weezer (The White Album)”

Weezer haben mit „Weezer (The White Album)“ ihre zehnte Langspielplatte und nach dem blauen, grünen und roten Album das vierte, auf dem sie Farbe bekennen, veröffentlicht. Erst einmal ein gutes Omen, denn die Qualität der Diskografie der kalifornischen Pop-Punk-Band ist durchwachsen und bietet fernab der farbigen Platten ein paar herbe Aussetzer. Die zehn Stücke auf dem neusten Werk gehen direkt ins Ohr und transportieren die Sonne L.A.s mit einprägsamen Songs wie „California Kids“ oder „Wind In Our Sail“ direkt in den verregneten deutschen Frühling. Trotzdem fühlt sich das alles so vertraut und dadurch auch ein wenig langweilig an, dass die Platte nach einigen Hördurchgängen wie fertig gehört wirkt. Ob ich „The White Album“ auch im August noch einmal herausholen werde, ist fraglich, weshalb hier von einer guten, aber definitiv keiner großartigen Platte gesprochen werden kann. +++ Zum Abschluss des Musik-Abschnitts noch fünf kostenlose Download-Tipps: Lil Kim ist zurück und passt sich mit ihrem neuen Mixtape „Lil Kim Season“ an heutige Rap-Hörgewohnheiten an. Zehn Songs, die Trap, R’n’B und Jiggy-Rap ausspucken und zumindest für zweieinhalb Hördurchgang recht brauchbar sind. Disarstar hat das Zwischendurch-Mixtape „Sturm und Drang“ auf seiner Website veröffentlicht. In teilweise skizzenhaften Rap-Songs haut er harte und vor allem durchdachte politische Ansagen raus. Produzent Rooq hat mit „Deceleration Unrapped (An Ode To 4Eva)“ eine 14-Tracks-starke Werkschau seiner Beats herausgebracht. Das Ganze hat Wumms und Seele und sollte folglich ausgecheckt werden. Harten, technisch hochwertigen Straßen-Rap mit einer Prise Humor und ganz viel Liebe für HipHop gibt es auf „Stieghorst“, dem neuen Mixtape des Bielefelder Rappers Fey-Z. Und zu guter Letzt sei euch noch die 6-Tracks-EP „Wie ich do“ von Enoq ans Herz gelegt. Sommerliche Laidback-Mucke mit Haltung für den Sonntagnachmittag am städtischen Baggersee.

 

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Hush

Nach „Die wilden Siebziger“ und „Two And A Half Men“ meldet sich Ashton Kutcher mit einer weiteren Sitcom zurück. Diesmal spielt er in der Netflix-Serie The Ranch den gescheiterten Football-Profi Colt Bennett, der zurück auf die Ranch seiner Familie nach Colorado zieht, um Bruder Rooster und Vater Beau im Cowboy-Leben zu unterstützen. „The Ranch“ überzeugt nicht nur durch einen Humor, der Gags zum Teil schlüssig in den Plot einbaut, sondern auch durch liebenswerte Figuren und eine durchaus tiefgründige Geschichte, die von Privatinsolvenz, geplatzten Träumen und schwerwiegenden Beziehungsproblemen erzählt. Hier hat sich der Streaming-Dienst ein wesentlich unterhaltsameres Sitcom-Highlight als „Fuller House“ in die Mediathek geholt. +++ Anfang April hat Netflix den Horrorfilm Hush (deutscher Titel: „Still“) veröffentlicht. Und der 81-minütige Streifen – rund um die taubstumme Maddie, die in ihrem Haus von einem maskierten Killer heimgesucht wird – lohnt sich. Frische Ansätze, die durch das Handicap der Protagonistin entstehen, machen die „Home Invasion“ spannend und – im Vergleich zu ähnlich gearteten Filmen – außergewöhnlich. Für Fans des Genre ein Muss, alle anderen sollten ebenfalls reinschauen, müssen aber explizite Gewaltszenen ertragen können. +++ In der vierteiligen Dokumentationsreihe Cooked versucht Journalist Michael Pollan zu ergründen, wie sich die Bedeutung von Essen in unserer Gesellschaft über die Jahrhunderte verändert hat. Pro Episode nutzt er dabei eines der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde als Aufhänger, um kritisch aufzuzeigen, weshalb eine intensivere Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung unbedingt zu empfehlen wäre. Gehüllt in schöne Bilder reisen wir einmal um den Erdball und betrachten, welche kulinarischen Eigenheiten die unterschiedlichsten Kulturen pflegen. Absolut empfehlenswert für Menschen, die sich ohne schlechtes Gewissen hauptsächlich durch Fast Food ernähren. Alle andere bekommen möglicherweise nicht allzu viele neue Erkenntnisse geliefert.

 

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Ratchet & Clank

Richtig martialisch geht es in der MMA-Simulation EA Sports UFC 2 zu. Die Sportlichkeit, aber auch die Brutalität der Matches von Ultimate Fighting Championship kommen in Electronic Arts‘ grafisch wunderschönem Game bis ins letzte Detail zur Geltung. Nachdem man sich einen spielerisch anspruchsvollen Kampf mit Punches, Kicks, Bodenkampf und Aufgabegriffen geliefert hat, für den man jede Technik intensiv erlernen muss, um sie zu meistern, sehen die Sportler aus, als hätten sie sich mit der halben Kneipe angelegt und dabei die Prügel ihres Lebens kassiert. Das Blut spritzt großzügig herum und die Wangen schwellen an wie ein feuchter Schwamm. Über 250 spielbare Athleten, ein umfangreicher Karriere-Modus sowie die Möglichkeit einen eigenen Kämpfer zu erstellen, runden ein Paket ab, das ordentlich Laune macht und als wahres Inhaltsmonster bezeichnet werden kann. +++ Exklusiv für die PlayStation 4 erschien Anfang Mai ein Rennspiel im Stile von „Super Mario Kart“. Table Top Racing: World Tour bietet zwar mit zahlreichen Fahrzeugen, Strecken und Spielmodi jede Menge Futter, setzt aber nicht den unbändigen Spielspaß der Nintendo-Konkurrenz frei. Ein solider Fun-Racer aus dem Hause Ripstone für zwischendurch – jedoch nicht mehr. +++ Passend zum Animationsfilm erschien auch ein Spiele-Reboot der PlayStation-Legenden Ratchet & Clank. Ein zehnstündiges Jump’n’Run-Abenteuer, das an die guten alten Tage mit der PS2 erinnert, jedoch keineswegs altbacken ist. Wunderschöne Grafik, zig abgefahrene Waffen und Gadgets, eine witzig inszenierte Story und charismatische Haupt- und Nebencharaktere, die einem im Kopf hängenbleiben. Insomniac Games haben alles richtig gemacht und ein süßes Spiel geschaffen, von deren Art es nur noch sehr wenige in der Veröffentlichungsflut von Shootern und Open-World-Giganten gibt. Wer mal wieder Abwechslung braucht, greift zu.

 

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Batman: Europa

Die gealterte Wolverine-Version Old Man Logan kehrt in seinem programmatischen Comicband „Die Rückkehr“ zurück. Im Rahmen des „Secret Wars“-Events sucht er nach Antworten, die sein komplettes Leben betreffen, ganz gleich, ob er dabei Götter gegen sich aufbringt. Ein wortkarger Held und eine dystopische Welt lassen „Old Man Logan“ aus dem Superhelden-Einheitsbrei herausstechen. Ein staubiger, dreckiger Zeichenstil mit vielen Gelb- und Brauntönen unterstreichen diese außergewöhnliche – innerhalb des Heftes abgeschlossene – Geschichte. +++ Supermans Frankenstein-Version Bizarro geht in seinem neuen Sammelband „Bizarro-Amerika“ auf eine Reise durch die USA und verhält sich dabei wie eine personifizierte Abrissbirne. Der Comic des tollpatschigen Chaoten besticht durch Humor, liebenswürdige Figuren und farbenfrohe Zeichnungen. Genau das Richtige für Leser, die mal eine Pause von den sonst so bierernsten Superheldengeschichten brauchen. +++ Wer schon immer mal wissen wollte, ob Bruce Wayne ins Berghain kommt, sollte Batman: Europa lesen, denn den dunklen Ritter verschlägt es in der zweiteiligen Minireihe auch in die deutsche Hauptstadt. Auf der Suche nach einem Heilmittel für einen tödlichen Virus muss er sich mit seinem Erzfeind dem Joker verbünden und einmal quer durch den alten Kontinenten reisen. Dabei gibt es jede Menge geschichtliche Bezüge, die den für Batman ungewöhnlichen Handlungsort nicht nur zur bloßen Kulisse verkommen lassen. Der legendäre Jim Lee sowie Giuseppe Camuncolis runden diese außergewöhnliche Sonderveröffentlichung mit ihrem markanten malerischen Zeichenstil ab.

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