Review: Mad Men (Staffel 1 & 2)

Schon 1999 entstand das erste Drehbuch zu Matthew Weiners Werbeagentur-Drama „Mad Men“. Doch erst 2007 entschied sich der amerikanische Kabelsender AMC in die Serie des „Becker“-Autors zu investieren. Keine dumme Entscheidung. Denn der zur Serie gewordene Raucher-Werbespot „Mad Men“ bietet trotz klassischer Erzählstrukturen erfrischende Ideen in Sachen Optik, Musikauswahl und Spannungsbogen.

 

Don Draper ist ein hohes Tier bei der fiktiven Werbeagentur Sterling Cooper. Zusammen mit seinen Mitarbeitern tüftelt er große Kampagnen und Konzepte für prominente Kunden aus. Doch neben dem kreativen Agenturleben, das an sich schon genügend Herausforderungen bereithält, werden auch Themen wie außereheliche Affären, Konkurrenzkämpfe unter Mitarbeitern, beruflicher Aufstieg und das Bild der Frau in einer Männerdomäne behandelt.

 

„Mad Men“ spielt in den frühen 60ern und geht entsprechend intensiv auf diese spannende Zeit der gesellschaftlichen Modernisierung ein. Auf damals aktuelle politische Ereignisse wird ebenso viel Wert gelegt, wie auf das optisch korrekte Auftreten der Figuren, den damaligen Rassismus samt seiner Auswüchse und Geschlechterrollen innerhalb von Familienkonstrukten. Die Macher der Serie versuchen das Lebensgefühl der Sixties penibel genau einzufangen.

 

Die Besetzung wurde entsprechend sorgfältig zusammengestellt. Jon Hamm mimt die Rolle des Don Drapers zurückhaltend und gerade deshalb so intensiv. Perfekt ergänzt wird er unter anderem von Elisabeth Moss, die die scheinbar schüchterne Peggy Olson spielt, welche sich als Frau in einer Männerwelt durchzusetzen versucht. Vincent Kartheiser füllt die Rolle des karrieregeilen Pete Campbells, der Kontakter bei Sterling Cooper ist und um jeden Preis den nächsten Schritt in seiner beruflichen Laufbahn gehen möchte, perfekt aus. Charaktere mit den unterschiedlichsten Herangehensweisen und dem Ziel, es ganz nach oben zu schaffen, treffen in einem Szenario aufeinander, in dem Werbung noch etwas Böses und nicht unbedingt Massentaugliches ist. Die Drehbuchautoren haben ihre Hausaufgaben gemacht und zeigen uns so realitätsnah wie möglich, wo die Branche, wie wir sie heute kennen, ihre ersten großen Sprünge vollzogen hat.

 

„Werbung basiert im Grunde auf einer Sache: Glücksgefühl.“, gibt Don Draper in einem Meeting aus der ersten Staffel von sich. Entsprechend verkaufen die Werber Coca Cola auch als etwas Cooles, das man ohne weiteres seinem Baby geben kann.  Das Gleiche mit Tabak. „Mad Men“ ist eine gut recherchierte Serie, in dessen Universum neben der fiktiven Agentur Sterling Cooper tatsächlich existierende Agenturen wie BBDO oder Ogilvy & Mather genannt werden.

 

Auch wenn man nach jeder Folge das Verlangen hat, eine komplette Schachtel Zigaretten zu vernichten, schafft es die Serie einen trotzdem auf positive Art und Weise zu fesseln. Es ist schon eine Freude, wenn man die hohen Tiere von Sterling Cooper in lockerer Runde zusammensitzen sieht und dabei sein darf, wenn der kreative Prozess ins Rollen kommt. Das funktioniert in jeder Sekunde, was nicht zuletzt den unterhaltsamen Dialogen zu verdanken ist, die pubertierende Jungs im Ferienlager nicht besser hinbekommen hätten.

 

Am Ende jeder Episode steht ein thematisch passender Song aus der Ära, der die finale Szene noch einmal zusammenfasst. RJD2 steuerte zudem mit der instrumentalen Version von „A Beautiful Mine“ ein atmosphärisches Titelstück zur Serie bei.

 

Mittlerweile hat es “Mad Men” auf vier Staffeln mit 52 Episoden geschafft. AMC hat bereits die Staffeln fünf und sechs eingekauft, was dafür spricht, dass die Entscheidungsträger des Senders nicht auf den Kopf gefallen sind. „Mad Men“ konnte nach der ersten Season, die zwar nur bescheidene Einschaltquoten einfahren konnte, nicht nur haufenweise Kritikerlob, Golden Globes und Emmys einkassieren, sondern auch in den Folgestaffeln ihre Ratings kontinuierlich verbessern.

 

Die ersten beiden Seasons sind mittlerweile in Deutschland auf DVD erschienen.

 

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