Mein USA-Tagebuch: Honolulu (Teil 9)

Im September 2016 bin ich drei Wochen durch die USA gereist: Burlingame, San Francisco, Santa Cruz, Monterey, Pismo Beach, Los Angeles, Hawaii, New York. In meinem USA-Tagebuch erzähle und zeige ich euch, was ich alles erlebt habe. Von Segnungen in hawaiianischen Sandwichläden bis zu 163-Dollar-Rechnungen in New Yorker Sportkneipen lasse ich nichts aus – jeden Samstag gibt es eine neue Ausgabe meines USA-Reiseberichts!

 

Touristen auf dem Diamond Head

Der Tag in Honolulu ging schon gut los: Zwischen 9 und 14 Uhr wurde das Wasser in meinem Hotel abgestellt. Morgensport mit anschließender Dusche fiel also aus. Nicht schlimm, denn „dank“ eines ordentlichen Sonnenbrands konnte ich den Tag am Strand sowieso vergessen. Stattdessen entschied ich mich für eine Wanderung auf den Diamond Head – eine 232 Meter hohe Tuffsteinformation, die über Honolulu ragt wie die Sonne über Fujiyama. Leider konnte ich den aus Vulkaneruptionen entstandenen Berg nicht so sportlich und zügig wie Mila erklimmen. In Honolulu ist fast alles auf Tourismus ausgelegt, weshalb ich den Diamond Head nur in einer langsam voranschreitenden kilometerlangen Kolonne – bestehend aus mit Flip-Flops und Stöckelschuhen ausgestatteten Urlaubern – besteigen konnte. Dafür wurde ich nach Erreichen der Bergspitze mit einem atemberaubenden Blick über die Insel O’ahu belohnt. Zurück in meinem Hotel empfing mich schon der Hoteldirektor, der seine Gäste jeden Mittwochnachmittag zu Cocktails samt Ukulele-Konzert in die Hotellobby einlädt. Auf die Nachfrage, weshalb der ausgeschenkte Drink „Wipe-Out“ hieße, antwortete die nette Hotelangestellte: „We call it Wipe-Out because it’s gonna wipe you out!“ Im Wissen, dass es im Umkreis von einem Kilometer wenige bis keine guten Bars gibt, verlagerte ich das Berauschen auf die Lobby und genehmigte mir insgesamt drei von den giftgrünen Cocktails.

 

Hanauma Bay

Am nächsten Tag stand ein ganz besonderer Ausflug auf dem Programm: Hanauma Bay! Der als Dr. Beach bekannte Geowissenschaftler Stephen Leatherman kürte den Strand 2016 zum besten in den USA. Und schon Elvis Presley nutzte 1961 die Postkartenoptik der Bucht als Kulisse für seinen Film „Blue Hawaii“. Auf der Busfahrt zum Strand kam ich mit einem netten Australier ins Gespräch. Dieser berichtete von einer für ihn befremdlich wirkenden Geschäftsreise nach München, die er damals dauerbiertrinkend verbringen musste. Bei Hanauma Bay angekommen, musste ich erst einmal 7 Euro Eintritt bezahlen und anschließend einen Schulungsfilm über das richtige Verhalten am Korallenriff ansehen. Kleiner Fun Fact: Reinpinkeln ist völlig in Ordnung. Anschließend schnorchelte ich ein wenig und baute meinen Sonnenbrand weiter aus. Was man an so schicken Meeresufern halt so macht. Auf dem Rückweg legte ich mich noch mit der an der Bushaltestelle lebenden Tierwelt bestehend aus Hennen und Hähnen an, bevor ich mich wieder auf den Weg zurück nach Honolulu-Waikiki machte. Denn den Abend füllte ich mit „Local Comedy“ im Anna Bananas. Oder hieß der Laden Anna O’Brien’s? Keine Ahnung, vielleicht hat jemand die Aufteilung dieses Irish Pubs verstanden und kann es mir erklären? Die dargebotene Stand-Up-Comedy-Show war großartig. Der Moderator begrüßte mich höchstpersönlich am Eingang und führte mich zu meinem Platz. Wohlwissend, dass er auf diese Art ein paar Infos über mich herausfinden und diese später gegen mich verwenden könnte.

 

Kakerlakenplage in Honolulu

Spoiler: Alle aufgetretenen Komiker ließen mich in Ruhe, denn es gab weder Gags über Deutsche noch über Touristen. Stattdessen haben fünf Stand-Up-Comedians auf einem anständigen Niveau vor einem überschaubaren Publikum gewitzelt. Die Zahl der zahlenden Gäste war so gering, dass mir am Ende vom Veranstalter höchstpersönlich fürs Kommen gedankt wurde. Ich dankte ihm in Form einer hohen Getränkerechnung, bei deren Bezahlen ich statt Dollar immer wieder versehentlich Euro sagte. Tja, du kannst mich vielleicht aus Europa holen, aber Europa nicht aus mir. Vom Budweiser angetrieben lief ich durch das nächtliche und wie ausgestorben wirkende Honolulu. Dabei begegnete ich einer Kakerlakenarmee, die sich auf einer Mauer auf dem Kapiolani Boulevard tummelte. Im Blog „Resistent in Hawaii“ fand ich passend dazu folgenden Beitrag: „Man könnte die Kakerlake guten Gewissens als das geheime Maskottchen Hawaiis bezeichnen. […] Jedenfalls gibt es hierzulande kaum eine Wohnung, die nicht von Kakerlaken heimgesucht wird.“ Ist ja ekelhaft, dachte ich mir und freute mich im Hotelzimmer angekommen lieber darüber, dass in den USA Bierflaschen mit Drehverschluss üblich sind. Eine gehörige Erschöpfung durch Alkohol, Sonne und viel Bewegung war in diesem Hotel aber auch notwendig, denn aus irgendeinem Grund ließen sich die Fenster weder richtig schließen noch öffnen. Dadurch war ich stets einem gewissen Standardgeräuschpegel ausgesetzt.

 

mit meinem Fundstück vor Hungry Ear Records

Der letzte komplette Tag in Hawaii stand ein weiteres Mal im Zeichen eines langen Fußmarsches, was sich für mich auch finanziell gelohnt hat. Auf der University Avenue lag doch tatsächlich ein 50-Dollar-Schein auf dem Boden. Geilo. Hans im Glück auf Hawaii. Die kleine Finanzspritze investierte ich sofort in den Plattenladen Hungry Ear Records, wo ich mich von einem netten Angestellten in Sachen Musik aus Hawaii beraten ließ. Nach intensivem Probehören entschied ich mich für die Platte „Aloha Got Soul – Soul, AOR & Disco in Hawaii 1979-1985“. Mit frischem Vinyl unter dem Arm lief ich weiter Richtung Urwald. Richtig gelesen: Urwald. Im Manoa Tal befindet sich der vom Namen her wenig einfallsreiche Manoa-Wasserfall. Der Weg dorthin führt durch einen dichten Dschungel, der eigentlich gar nicht so dicht ist. Denn ähnlich wie beim Diamond Head ist auch der Pfad zum Wasserfall für Touristen mit ungeeignetem Schuhwerk aufbereitet worden. Nach diesem Ausflug hatte ich genug Honolulu bzw. Hawaii für einen Urlaub. Meine Vorfreude auf New York war viel zu groß, um noch länger im Aloha State verweilen zu wollen. Also schnell ins Hotel, Augen zu und am nächsten Morgen direkt zum Flughafen. Dort aß ich ein trockenes Croissant für 7 Dollar. Das ärgerte mich so sehr, dass ich es an dieser Stelle einfach erwähnen muss. Nachmittags hob der Flieger ab, nach einem neunstündigen Flug samt einer Stunde Verspätung landete ich morgens um 6 Uhr in Newark. Das letzte Abenteuer meines USA-Urlaubs konnte beginnen!

 

Galerie: Diamond Head, Hanauma Bay & Manoa Waserfall

 

Im zehnten Teil schubse ich auf der Brooklyn Bridge ein paar Touristen, zolle in Harlem Big L Respekt und gehe in New Jersey auf die Suche nach Tony Soprano.

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  1. Mein USA-Tagebuch: Hawaii (Teil 8) – like it is '93 // das Popkultur-Magazin

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