Mein USA-Tagebuch: Queens & Heimreise (Teil 12)

Im September 2016 bin ich drei Wochen durch die USA gereist: Burlingame, San Francisco, Santa Cruz, Monterey, Pismo Beach, Los Angeles, Hawaii, New York. In meinem USA-Tagebuch erzähle und zeige ich euch, was ich alles erlebt habe. Von Segnungen in hawaiianischen Sandwichläden bis zu 163-Dollar-Rechnungen in New Yorker Sportkneipen lasse ich nichts aus – jeden Samstag gibt es eine neue Ausgabe meines USA-Reiseberichts!

 

eine in Queens lebende Entenfamilie

„Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds. Der Zurückbleibende leidet“, sprach der amerikanische Dichter Henry Longfellow einst und beschreibt damit das Gefühl, das die USA an diesem Nachmittag ereilen sollte, nachdem ich in das United-Airlines-Flugzeug Richtung Frankfurt gestiegen war. Ja, der letzte Tag meiner USA-Reise stand an und diesen begann ich nach einer sehr kurzen Nacht. Mein Flug ging erst um 19 Uhr, was mir dadurch die Möglichkeit gab, noch einen kleinen Abstecher nach Queens zu wagen. Ich machte mich von Jersey City nach Manhattan auf, um von dort mit der Subway-Linie R bis zum Queens Plaza zu fahren. Der Stadt ging es wie mir, denn so richtig wach, war sie noch nicht. Trubel auf den Straßen kannte ich aus Manhattan anders. Mein Weg führte mich vorbei an den Silvercup Studios, wo unter anderem für „Sex and the City“, „Gangs of New York“ und „Der Pate III“ gedreht wurde, direkt zum Queensbridge Park. Dort betrachtete ich eine gute halbe Stunde – gemeinsam mit einer Entenfamilie – die Queensboro Bridge, die ich im Dunklen zugegebenermaßen nicht von der Brooklyn Bridge unterscheiden könnte. Queens ist der flächenmäßig größte Stadtbezirk New Yorks und nicht erst seit Doug Heffernan in der Popkultur angekommen. Jeder dritte Rapper und auch Jesse Eisenberg kommen aus dem 1683 gegründeten Stadtbezirk. Und nebenbei gesagt: Die aus der Serie bekannte Außenfassade des Heffernan-Anwesens steht in Wirklichkeit in Cliffside Park, New Jersey.

 

Schabernack in Mobb Deeps Nachbarschaft

Wenn ich schon einmal in Queens bin, dachte ich mir, kann ich ja auch bei Nas, Mobb Deep, Cormega und MC Shan vorbeischauen. Denn direkt bei der Queensboro Bridge stehen die sagenumwobenen Queensbridge Houses – die größte Sozialwohnungssiedlung Nordamerikas. 96 in acht Blocks zusammengefasste Gebäude, die für knapp 7.000 Menschen Wohnraum bieten. Kopfhörer auf und die Atmosphäre dieses für HipHop so geschichtsträchtigen Ortes aufsaugen: „You love to hear the story again and again / Of how it all got started way back when / The monument is right in your face / Sit and listen for a while to the name of the place”. Doch in Queens liegt eine Baustelle neben der anderen. Es wird renoviert, neue Hochhäuser werden hochgezogen und für die nächsten Mieter (vermutlich von außerhalb) wird alles frischgemacht. In zwei Jahren reden wir nicht mehr von Williamsburg, sondern von Astoria. Wartet nur ab. Doch bevor ich noch weiteres Halbwissen in Bezug auf die Stadtentwicklung von Orten heraushaue, an denen ich nur vier Tage meines Lebens verbrachte, mache ich mit meinem Ausflug weiter. Denn es galt noch gut 30 Dollar in bar zu verscherbeln, die ich nicht wieder zurück nach Deutschland mitnehmen wollte. Die zwei Donuts auf dem Northern Boulevard, die mich insgesamt zwei Dollar gekostet haben, trugen nicht unbedingt zu meinem Mankomania-Vorhaben bei.

 

strikte Alkoholregelungen in Manhattan

Ich schlenderte noch ein Stündchen durch Queens, schoss Fotos und beobachtete Einheimische. Meine zwei letzten Stunden in New York wollte ich jedoch damit verbringen, in Manhattan ein paar Mitbringsel für Freunde und Verwandte zu kaufen. Eine ganz schlechte Idee, die mir aber zumindest den Abschied von New York etwas leichter gemacht hat. Denn wer wirklich brauchbare Souvenirs sucht, könnte bei dem fülligen, aber unfassbar trashigen Angebot wahnsinnig werden. Ich entschied mich für Ausstechformen von Star Wars und die aktuelle Ausgabe des New Yorkers. Okay, ich gebe es zu, meine Souvenir-Shoppingtour scheiterte kläglich. Auf dem Weg zurück ins Hotel nach Jersey City sprach mich eine junge Dame an, die eine Wegauskunft benötigte. Wahrscheinlich hat mich der New Yorker unter dem Arm als Einheimischer getarnt. Ich behauptete irgendetwas, um diesen Eindruck zu wahren. Diese Stadt hat mich wohl zu jemandem gemacht, der ich nicht bin, aber gerne wäre. In Jersey City angekommen investierte ich die letzten Dollar in extrem kalorienhaltige Brownies, Mountain Dew und Trinkgeld. Es reichte endgültig. Mit meinen Kräften war ich am Ende und so ein bisschen freute ich mich schon auf mein heimisches Sofa. Die Shuttle-Fahrerin, die mich zum Flughafen bringen sollte, verspätete sich zwar um zwanzig Minuten, mit meiner großzügigen Planung hatte ich aber trotzdem noch genug Zeit für den Check-In. „This is in Ordnung“, sagte ich zu ihr und erkannte, dass es jetzt endgültig mit Amerika reichte.

 

kurz vor der Landung in Frankfurt

Am Flughafen kaufte ich die hässlichsten Postkarten, die ich von New Jersey finden konnte. Beschrieben habe ich sie im Flugzeug und in Freiburg landeten sie im Briefkasten. Der Gedanke zählt. Nicht der Ort. Der Flug an sich war relativ unspektakulär. Ich habe es mit aller Gewalt probiert, doch leider kein Auge zubekommen. Dann musste halt die Mediathek herhalten, in der ich unter anderem „The Revenant“ und „Money Monster“ schaute. Verglichen mit dem wirklich langen Inlandsflug von Honolulu nach New York, war es nach Frankfurt ein Klacks. Vormittags landete ich auf deutschem Boden, stieg in die Deutsche Bahn und kam nachmittags in Freiburg an. Ich bildete mir ein, dass die Bahnhofszeile in der Bismarckallee ziemlich nah an die Skyline von Manhattan herankäme, stieg in die Straßenbahn und freute mich auf die eigenen vier Wände. Zuhause begrüßte ich die vielen neuen Spinnen, die zweieinhalb Wochen ungestört ihre Spinnweben durch die Wohnung ziehen konnten, holte die Post von den Nachbarn ab und ließ die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren. Und was war daheim mein allererster gejetlagter Gedanke? Jetzt habe ich Lust auf eine Folge „King of Queens“. In einem Rutsch habe ich Staffel 6 der Sitcom durchgeschaut und mich Doug und dessen Leben gaaaanz nah gefühlt.

 

Galerie: Queens

 

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  1. Mein USA-Tagebuch: New York City (Teil 11) – like it is '93 // das Popkultur-Magazin

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