Metal Gear Solid V: Ground Zeroes – 3 Wege zum Ziel
Snake ist zurück und gibt mit „Metal Gear Solid V: Ground Zeroes“ einen kleinen Vorgeschmack auf das 2015 erscheinende „The Phantom Pain“. Doch ist dieser kurze Prolog es wert, satte 30 Euro zu investieren?
Die Geschichte hinter Hideo Kojimas Metal-Gear-Saga ist mittlerweile so komplex, dass selbst Die-Hard-Fans der Serie es schwer haben, die Story kurz und knapp auf den Punkt zu bringen. Glücklicherweise gibt es im Menü von „Ground Zeroes“ den Punkt „Hintergrundinfo“, der die „Story so far“ in geschriebener Form zusammenfasst. In „Ground Zeroes“ muss die erstmals von Jack Bau… ähm… Kiefer Sutherland gesprochene Söldner-Legende Snake eine kubanische Militärbasis infiltrieren, um zwei aus „Peacewalker“ bekannte Geiseln zu befreien. Besagte kubanische Militärbasis – und das ist neu in einem Metal-Gear-Spiel – ist zwar ein kleiner, aber sehr detailreicher Open-World-Sandkasten. Die Fox Engine holt bis auf den letzten Pixel einiges aus MGSVGZ heraus, lässt Schatten, Licht und Regen fantastisch aussehen und schafft es auf der von mir getesteten PlayStation-4-Version tatsächlich Next-Gen-Feeling aufkommen zu lassen. Grafikhuren werden mit der PS4-Variante den Härtesten bekommen, denn nur die läuft mit einer Auflösung von 1080p.
Rein spielerisch hat sich einiges getan. Snake steuert sich so geschmeidig wie nie zuvor und ist auch in der Lage, Fahrzeuge zu verwenden. GTA5 lässt also nicht nur bei den Schießereien grüßen. Die anwendbaren Gadgets werden zwar nicht in Hülle und Fülle angeboten, bieten aber genügend Gaudi, um Langeweile zu vermeiden. Doch die große Kritik ist weder Story noch Grafik oder Gameplay geschuldet, die Spieler sind wegen der enttäuschend kurzen Dauer des Spiels angepisst. Nicht umsonst wurde der eigentlich angedachte Preis von 40 Euro für die PS4 und X-Box One kurzfristig auf 30 Euro gesenkt. Möchte man das Game einmal durchspielen und dann im Schrank verstauben lassen, wird sich ein Kauf wahrlich nicht lohnen. Dafür ist „Ground Zeroes“ aber auch nicht gemacht. Das Spiel lädt zu mehreren Anläufen ein und bietet neben der eigentlichen Story noch ein paar weitere Highlights, die aus einem 2-Stunden-Spiel ruckzuck ein 12-Stunden-Vergnügen machen können. Rekordjäger an die Front!
Spieldurchgang 1: Wie eine Katze
„Metal Gear Solid“ ist vorrangig für seine Qualitäten als Stealth-Game bekannt. Keine Frage, dass ich meinen ersten Spieldurchgang daher auch auf die gute alte Schleichmanier absolviert habe. Nach wie vor macht das Verstecken, Schauplätze beobachten, Gegner markieren und aus dem Hinterhalt zuschlagen am meisten Spaß. Wird man doch entdeckt, beginnt die Hetzjagd: Die wie für die Serie gewohnt erstklassige Musik schlägt ins Dramatische um und Snake muss sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen. Die kubanische Militärbasis bietet genügend dunkle Ecken, von denen aus man seine nächsten Schritte planen und erdrosselte Gegner verscharren kann. Bevor man sich jedoch entscheidet, ob der gepackte Gegner über den Jordan gehen oder lediglich betäubt werden soll, kann man diesen auch noch nach Kartenaktualisierungen aushorchen oder ihn zwingen, seine Kollegen anzulocken. Nach gut zwei Stunden war ich mit einem mittelmäßig benoteten Ergebnis durch und bin nun ordentlich gehypet für das Hauptspiel/den Nachfolger „The Phantom Pain“.
Spieldurchgang 2: Wie ein Actionstar
Nach dem ersten Spieldurchgang, den ich so unbehelligt wie möglich hinter mich bringen wollte, lies ich im zweiten Anlauf den Finger nicht vom Pistolenabzug. Ballern, töten und Explosionen, Snake wird zu Rambo. Die Schusswechsel bringen tierisch Laune, auch wenn Snake lediglich aus einem Arsenal bestehend aus den üblichen Verdächtigen wie Pistole, Maschinengewehr, Raketenwerfer oder Handgranate wählen kann. Wird der Kugelhagel zu extrem, kann sich der einäugige Söldner mit einem sportlichen Hechtsprung in Sicherheit bringen. Oder er macht es sich gleich hinter dem Steuer eines schweren Panzerfahrzeugs bequem und stampft das komplette Lager in Schutt und Asche. Nach der ersten Hälfte des Ballerdurchgangs dachte ich, dass das ein Speed-Run werden könnte. Spätestens wenn man sich mit der zweiten Geisel zum Abholpunkt aufmacht, wird es jedoch haarig. Munitionsknappheit und eine feindliche Übermacht stehen dem Abschluss der Mission im Weg. Da ich oder eine der Geiseln deutlich häufiger gestorben sind als in der Stealth-Variante, hat der Rambo-Versuch dann aber doch noch einmal zwei Stunden benötigt.
Spieldurchgang 3: Wie ein Streber
Nachdem ich das Spiel zweimal durchgespielt habe, wurden einige Belohnungen freigeschaltet. Darunter unter anderem ein höherer Schwierigkeitsgrad und ein paar Nebenmissionen wie das Finden und Töten zweier Deserteure, das Retten eines Agenten, das Beschaffen von Geheiminformationen und die Zerstörung von Luftabwehrstellungen. Als besonderes Schmankerl kann auch eine „Deja Vu“-Mission freigespielt werden, die klassische Szenen aus „Metal Gear Solid“ nachstellt. Zusätzlicher Content, der das Spiel je nach Fähigkeiten des Spielers um zwei bis drei weitere Stunden streckt und teilweise gar unterhaltsamer als das Hauptspiel ist. In einer der Missionen kommt es darüber hinaus zu einem WTF-Moment, den ich an dieser Stelle nicht spoilern möchte. Daher: Auch wenn es bei einem Spielfortschritt von 100% keine Platintrophäe gibt, lohnt sich das Abschließen der Nebenmissionen. Gags, Easter Eggs und coolen Scheiß gibt es zu Hauf.
Fazit:
Und wie ist „Ground Zeroes“ denn nun? Lohnt sich die Investition von 30 Euro für einen halben Tag wirklichen Spielspaß? Ganz ehrlich: Keine Ahnung! Diese Fragen lassen sich nicht für die Allgemeinheit beantworten, sondern hängen ganz stark vom jeweiligen Käufer ab. Sind 30 Euro für dich eine finanziell machbare Investition und du bist ganz großer MGS-Fan, dann musst du nicht lange überlegen. Bist du ein Schüler mit Aushilfsjob im hiesigen Supermarkt, könnte aktuell der Griff zur Konkurrenz von „inFamous“ sinnvoller sein. Mir persönlich hat das kurze Abenteuer mit Snake richtig Freude bereitet, gerade weil es einen so hohen Wiederspielwert besitzt.
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