New Japan Pro-Wrestling: Ein Guide für Einsteiger
Wenn es ums Wrestling geht, ist NJPW der heiße Scheiß der Stunde. Allen WWE-Ultras, die sich nicht trauen, bieten wir eine Einstiegshilfe.
Wer sich in den letzten Monaten ansatzweise mit Wrestling beschäftigt hat, kam an dem Namen New Japan Pro-Wrestling nicht vorbei. Von Los Angeles bis Tokio haben gefühlt alle Freunde des gepflegten Schaukampfes über die Auseinandersetzung zwischen Chris Jericho und Kenny Omega gesprochen. Außer Randy Orton winkt niemand desinteressiert ab, wenn es um neue Höhepunkte aus den Matches der Young Bucks ging. Und seit NXT TakeOver: Philadelphia fragen sich auch die radikalsten WWE-Anhänger, was dieses NJPW ist, von dem diese vielversprechenden neuen Wrestler namens War Machine und Ricochet stammen.
New Japan Pro-Wrestling hat sich 2017 endgültig zu einer ernstzunehmenden Alternative für Vince McMahons Sports-Entertainment-Zirkus entwickelt: Spektakuläre Matches, in denen keine Rücksicht auf Rücken und Genicke genommen wird, vermeintliche Narrenfreiheit, die die Wrestler in allen Bereichen genießen und eine Präsentation, die eher Wert auf den sportlichen als den Entertainment-Aspekt legt. Doch am Ende bleibt NJPW ein japanisches Produkt, das den Einstieg für Menschen mit westlichen Sehgewohnheiten nicht ganz leicht macht. Für diejenigen, die den Schritt dennoch wagen möchten, erklären wir die wichtigsten Punkte.
Was ist NJPW?
NJPW ist ein Wrestlingverband mit Sitz in Tokio, der 1972 von Antonio Inoki gegründet wurde. Inoki war zwischen 1960 und 1998 selbst aktiver Wrestler und ist seit 2010 sogar Teil der renommierten WWE Hall of Fame. 2012 ist NJPW in den Besitz des Video- und Kartenspielherstellers Bushiroad übergangen. Das größte Event des Unternehmens ist die seit 1992 jährlich stattfindende „January 4 Tokyo Dome Show“. Mit knapp 35.000 zahlenden Gästen allein im Jahr 2018 gilt diese Veranstaltung als das japanische Äquivalent zu WrestleMania.
Wie kann ich NJPW schauen?
Der einfachste Weg NJPW sehen zu können, ist der Streaming-Service NJPW World. Dieser funktioniert ähnlich wie das WWE Network und bietet neben Live-Übertragungen auch eine umfangreiche Video-On-Demand-Bibliothek mit zurückliegenden Shows, Dokumentationen, Interviews und Animes. Auch handverlesene Matches anderer Promotions wie RoH können über NJPW World geschaut werden.
NJPW World kostet monatlich 999 Yen, was umgerechnet rund sieben Euro entspricht. Eine Kündigung ist jederzeit möglich. Genutzt werden kann der Service entweder über den Browser oder per App für Geräte wie den Amazon Fire TV Stick. Japanischkenntnisse sind nicht vonnöten, da die Website auch auf Englisch zur Verfügung steht. Die wichtigsten Shows werden von Kevin Kelly und Don Callis ebenfalls auf Englisch kommentiert.
Welche Veranstaltungen muss ich sehen?
Bei NJPW läuft es anders als bei der WWE. Wöchentliche Shows wie „Raw“ oder „SmackDown“ gibt es nicht. Stattdessen finden in zwei- bis vierwöchigen Abständen größere Marquee-Events wie „Wrestle Kingdom“, „Power Struggle“ oder „Destruction“ statt. Dazwischen werden kleinere Shows veranstaltet, die auf die Großereignisse hinarbeiten und häufig den Beinamen „Road to…“ tragen (beispielsweise „Road to Wrestle Kingdom“).
Die „Road to“-Events bieten meistens Tag-Team-Matches, die Fehden und Auseinandersetzungen anheizen sollen. Entwicklungen, die die Geschichten voranbringen, finden bei diesen Veranstaltungen in der Regel nicht statt. Wer alle Events auf NJPW World mitnehmen möchte, wird viel Zeit benötigen. Doch keine Sorge, denn nur die Shows, für die ein englischer Kommentar angeboten wird, sind meistens die, in denen etwas Wichtiges passiert. Auf der Website von NJPW World veröffentlichte Monatspläne verraten schon früh, welche Veranstaltungen das betrifft.
Im Vergleich zu den Pay-Per-Views der WWE zwingen Live-Veranstaltungen von NJPW niemanden zum Durchmachen. Japan ist Deutschland acht Stunden voraus. Beginnen Events dort also um 20 Uhr, können wir uns zum Mittagessen vor den Fernseher setzen. Viele der wichtigen Shows finden zudem an Samstagen und Sonntagen statt.
Wer sind die Stars?
Hier gibt es sehr viele und keine Antworten. Der NJPW-Kader ist umfangreich, wodurch er für alle Geschmäcker etwas bietet. Die größten Namen sind jedoch unbestreitbar Kazuchika Okada, Kenny Omega, Tetsuya Naito, Kota Ibushi, Minoru Suzuki und Cody. Viele Wrestler treten auch in anderen Promotions an, was innerhalb der Shows sogar angesprochen wird. Der Begriff „WWE“ ist nicht verboten.
In Japan sind Gruppierungen völlig normal. Kaum ein Wrestler gehört keinem Stable an. Der Bullet Club ist im Westen die wohl populärste Fraktion. Von Finn Bálor 2013 bei NJPW gegründet, gehören dem Bullet Club derzeit Wrestler wie Kenny Omega, Cody, die Young Bucks, Marty Scurll und Hangman Page an. Weitere Stables bei NJPW sind Chaos, Suzuki-gun und Los Ingobernables de Japon.
Welche Titel gibt es?
Derzeit werden acht Titel bei NJPW ausgekämpft. Der wichtigste ist der IWGP Heavyweight Championship, der seit fast zwei Jahren von Kazuchika Okada gehalten wird. Weitere Titel sind der IWGP Intercontinental, IWGP United States Heavyweight, IWGP Tag Team, IWGP Junior Heavyweight, IWGP Junior Heavyweight Tag Team, NEVER Openweight und NEVER Openweight 6-Man Tag Team Championship. IWGP steht für „International Wrestling Grand Prix“. NEVER ist hingegen ein Akronym für „New Blood“, „Valiantly“, „Eternal“ und „Radical“. Titel mit diesem Zusatz waren ursprünglich für jüngere, aufstrebende Wrestler gedacht.
Neben den Matches um die Championship-Gürtel werden jedes Jahr auch mehrere Turniere veranstaltet. Das wohl prestigeträchtigste ist G1 Climax, das über den Zeitraum von mehreren Wochen im August ausgetragen wird. Der Gewinner erhält ein Titel-Match bei „Wrestle Kingdom“. Weitere Turniere sind der New Japan Cup, Best of the Super Juniors, das Super Junior Tag Tournament, der Young Lion Cup und die World Tag League.
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