Review: Olli Schulz – Save Olli Schulz
Dieser Olli Schulz ist schon ein komischer Kauz. Anstrengend, aber auch irgendwie liebenswert. Schön, aber doch ziemlich hässlich. Lustig, aber ab und an genauso ernst. Ein wortgewandter Poet, der nicht auf der Suche nach dem lyrischsten Vergleich ist, sondern Texte schreibt, weil er bestimmte Gefühle ohne Umwege auf den Punkt bringen möchte. Einer, der seine neue Platte „Save Olli Schulz“ nennt und diese ohne mit der Wimper zu zucken als Geschenk an die Menschheit tituliert. Olli Schulz. Irrer Typ.
Dem Internet-Musikmagazin gaesteliste.de erklärte er recht aufschlussreich, wann man „SOS“ hören sollte: „Das erste Mal abends und alleine. Man muss es einmal checken, dann kann man es immer hören und es ist für jede Tageszeit geeignet.“ Und genauso ist es auch. „Save Olli Schulz“ beinhaltet einfache Musik, die man nach dem ersten Hördurchgang verstanden hat. Kaum ein Lied überschreitet die drei Minuten Grenze. Kaum ein Inhalt ist nicht sofort verständlich. Musik, die einen aufbaut, runterzieht, bei guter Laune aber auch begleiten kann. Irgendwie hat er das mit dem Rüberbringen von Emotionen ziemlich gut verstanden.
“Olli Schulz singt für die sogenannten Verlierer, für die Entrückten und Beseelten, die in ihren wunderschönen Liedern von ihrer Sehnsucht erzählten. Genau für die möchte er sprechen.” Und es ist egal, ob man nun tatsächlich eine Gitarre in der Hand hält oder doch „nur“ am Band bei Daimler steht. Olli versteht uns. Olli ist ein Champion des Volkes! Nach wie vor beschäftigt er sich mit dem vielbeackerten Thema der Zwischenmenschlichkeit. Er spricht über das Unglücklichsein innerhalb einer Beziehung („Irgendwas fehlt“), über den Halt, den einem ein gutes Mädel geben kann, wenn man am Tiefpunkt des Lebens angekommen ist („Koks & Nutten“) und über Frauen, die aus einer Liebschaft eine C-Promi-Karriere machen („Spielerfrau“). Das wirkt oftmals plump, aber niemals unsympathisch, bemüht oder gar einfallslos.
Olli Schulz ist eben der Mann für die schönen und einfachen Texte. Trotzdem oder gerade deshalb ist er in der Lage, ein ernstes Thema in einer vermeintlich süßen Kindergeschichte zu verpacken („Der kleine Bär“), die ganz großen und witzigen Refrains zu schreiben („H.D.F.K.K.“), die grausame Schönheit der Möglichkeiten zu besingen („Schrecklich schöne Welt“) oder so richtig in altersbedingte Melancholie zu versinken („Old dirty man“). Auto-Tune-Experimente wie „Ich kenn‘ da ein“ oder das eine oder andere nervige Zwischenspiel versauen die Bilanz daher nicht entscheidend.
Dank besagter Zwischenspiele wirkt das von Moses Schneider produzierte „Save Olli Schulz“ beinahe wie eine seiner fulminanten Live-Shows. Von den siebzehn Anspielpunkten sind gerade mal zwölf als „richtige“ Songs zu verstehen. Der Rest sind kleine Gags, kurze Songskizzen oder Outtakes. Ich bin mir auch nach dem zigsten Hördurchgang noch nicht ganz sicher, ob ich diesen Wundertütencharakter nun feiern oder eher dröge finden soll. Man erwischt sich am Ende aber doch zu oft selbst beim Skippen.
Die 41 Minuten von „Save Olli Schulz“ sind dessen ungeachtet hervorragende Unterhaltung, die ihren Weg immer wieder in die Anlagen des Landes finden werden. Egal, ob Fans der ersten Stunde oder neoParadise-Zuschauer, Olli nimmt einen an die Hand und zeigt auf, dass am Ende alles gut wird. Zumindest füllen solch warme Gedanken beim Hören den Kopf. Musik für Menschen, die sich am ersten sonnigen Frühlingstag des Jahres die Zeit für ein Bier am Flussufer des Herzens nehmen.
Toller Artikel …
finde den Typ echt cool. Immer wenn ich den seh denk ich, der sieht genauso aus wie ersich anhört. 🙂
Toll?! 🙂