Pen & Paper – Mein Einstieg in die Rollenspiel-Welt
Pen & Paper-Rollenspiele wie „Dungeons & Dragons“ erleben spätestens seit „Stranger Things“ wieder einen Aufschwung. Unsere Autorin hat es ausprobiert. Seitdem schlüpft sie regelmäßig in die Rolle von Kriegerinnen, Hauskatzen und Wächtern unwirtlicher Welten.
Leomara zieht ihr Langschwert und holt zum Schlag aus. Für Momente wie diese hat sie ihr Leben lang trainiert. Sie ist eine Kriegerin. Kraftvoll saust der Zweihänder auf die menschengroße Ratte nieder. Diese Geschichte beginnt wie so viele in Zeiten der Pandemie. An einem ereignislosen Abend vor fast zwei Jahren schaute ich Rocket Beans TV. Eine Show erweckte meine Aufmerksamkeit: „Was geschah auf Morriton Manor?“ Fünf Personen sitzen an einem Tisch und erleben eine Geschichte, die ausschließlich in ihren Köpfen stattzufinden scheint. Die Handlung voran getrieben durch seltsam geformte Würfel. Statt der sechs Seiten, die ich von Kniffel kannte, sah ich zehn- und sogar zwanzigseitige Würfel über den Tisch rollen.
Ich war fasziniert, wollte selbst in fremde Rollen schlüpfen. Nur der Lockdown schien zwischen mir und den Abenteuern zu stehen. Der Lockdown und vielleicht auch ein meine Unsicherheit. Was, wenn mir kein cooler Name für meinen Charakter einfällt? Wenn schon alle Profis sind, nur ich mit Werten, Fähigkeiten und Kampfsystemen hadere? Was, wenn mich niemand in seine Gruppe aufnimmt?
Also startete ich erst einmal eine Internetrecherche. Die ist sicher, verlangt keine Zugeständnisse von mir. Welche Rollenspielangebote es in Freiburg gibt, fand ich schnell heraus: Viele sind es nicht. Online spielen kam für mich nicht in Frage, zu groß war doch der Wunsch, mit Menschen um einen Tisch zu sitzen und ohne Verbindungsprobleme in eine Geschichte einzutauchen.
Pen & Paper: das “beste Hobby der Welt”
Nach fast zwölf Monaten Recherche und einer E-Mail war ich fest entschlossen. Eine Antwort des Rollenspielvereins Freiburg landete in meinem Postfach. Ich wurde zum Interesse am „besten Hobby der Welt“ beglückwünscht. Gleich vier Tage später sollte der monatliche Spieltreff stattfinden. Ein Einstieg sei jederzeit möglich, Vorkenntnisse bräuchte ich keine, Würfel könne man mir leihen und stattfinden solle das Ganze keine drei Minuten von meiner Wohnung entfernt. Ausreden fielen mir keine mehr ein.
An einem nebligen Samstag kurz vor Halloween machte ich mich auf ins Universitätsviertel. Der Boden des Studierenden-Cafés klebte bei jedem Schritt und es roch nach Hinterlassenschaften der Freitagsparty. Das nahm ich aber erst später wahr, viel zu aufgeregt war ich. Zwei Dutzend Rollerspieler_innen warteten schon, einige schienen wie ich neu zu sein und noch niemanden zu kennen. Innerlich atmete ich auf.
Ein One-Shot-Abenteuer aussuchen
Beim Rollenspieltreff werden One-Shot-Abenteuer gespielt – Geschichten, die in wenigen Stunden abgeschlossen sind. Vor dem Start erklärten die Spielleiter_innen, welche Geschichte sie vorbereitet hatten, nach welchem System gespielt wird und wie viele Mitspielende dabei sein können. Danach wuselten alle durcheinander und auch ich suchte mir meine Wunschgruppe. Als ich mich auf das ausgesessene Sofa fallen ließ, war meine Anspannung fast verflogen.
Acht Beine, acht Augen – mit meinen drei Mitstreitern kämpfe ich in einer Höhle gegen eine riesige Spinne. Beim Tauchen in unterirdischen Gängen geht mir fast die Luft aus, in letzter Sekunde rette ich mich in eine Orkgrabstätte. Einmal rutsche ich aus und lasse mein Schwert fallen. Zwerg und Magier eilen mir zum Glück rechtzeitig zur Hilfe. Sechs Stunden fühlen sich an wie sechs Minuten. Ich habe ein neues Hobby.
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