Review: Pilskills – Am Ball EP #1
Pilskills werden 20 Jahre und tischen zum Geburtstag den ersten Teil ihres EP-Marathons auf. Achtung: Hierbei handelt es sich um Musik für Leute, die Hip-Hop richtig gut verstehen.
Seit 1997 machen die Berliner von Pilskills Musik „für Leute, die Hip-Hop richtig gut verstehen“. Was rund um die Jahrtausendwende mit dem Album „Schwarzgebrannt“, der 12“ „Zum Mitnehmen“ und diversen Beiträgen auf Veröffentlichungen von DJ MK1, Gauner und Funkviertel begann, entwickelte sich weitestgehend unter dem Radar der Szene prächtig weiter. Beständig nehmen die Herren aus Berlin neue Platten auf, laden hierfür namhafte Freunde wie Suff Daddy ein oder verzichten per Instrumentalalbum komplett auf Raps.
Zur Feier ihres 20-jährigen Bestehens haben sich Pilskills etwas Besonderes ausgedacht. Jeden Monat veröffentlichen sie eine kostenlose EP mit jeweils vier neuen Tracks. Die erste Runde steht unter dem Namen „Am Ball EP #1“ bereits zum Herunterladen bereit. Die vier darauf enthaltenen Stücke ergeben eine vermeintlich magere Gesamtspielzeit von zehn Minuten. In Zeiten der tsunamiartigen Fluten an Mixtape-Veröffentlichungen üben sich Pilskills damit jedoch in erfrischender Zurückhaltung. So kommen die wenigen Lieder deutlich besser zur Geltung.
„Die Muckibude ruft, nur sie ruft nicht laut genug“, chillen sich die Rapper mit den markanten Stimmen durch ihren Bezirk. Friedrichshain heißt dieser. Sie lieben und hassen ihn, erklären ihn mit dem Opener „Gefahrengebiet“ jedoch zum unangefochtenen Lebensmittelpunkt. Noch kleiner wird die Welt von Pilskills, wenn sie die Parks und Straßen verlassen und für die Dauer eines Bieres zu „Mr. Balkon“ werden. Denn wer braucht schon 9,78 km², wenn entspannte 2 m² reichen? Andere sind bosstransformiert, sie sind ostberlinisiert und dieser Lebensstil kommt auf „Am Ball EP #1“ rüber.
Die instrumentalen Unterlagen für das intelligente Slackertum wirken anachronistisch. Die Snares klatschen leicht versetzt und jedes Sample lässt sich heraushören. Das ist Baukasten-Hip-Hop, der nicht unterhält, weil er verkopft, sondern nachvollziehbar ist. Gefundene Schnipsel werden – wie am Anfang von „Gefahrengebiet“ – erst im Original präsentiert und anschließend auf die Geschwindigkeit des Beats angepasst. So begreift jeder, was gerade passiert und freut sich über diese bodenständige Handwerkskunst.
Teil 1 der EP-Reihe gibt es kostenlos auf der Website von Pilskills. Die Videoauskopplung “Kalimba” stammt aus dem 2016 erschienenen Album “Nur für Leute, die Hip Hop richtig gut verstehen“.
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