Prinz Pi auf dem ZMF: „Das wird heute großartig!“
29.7.2018 - Freiburg, ZMF
Prinz Pi feierte am 29. Juli auf dem Zelt-Musik-Festival zusammen mit der Freiburger Jugend den Beginn der Sommerferien. Für den Berliner reichte das für die Top 3 seiner diesjährigen Festival-Auftritte.
Am 28. Juli haben in Baden-Württemberg die Sommerferien begonnen. Einen Tag später feierten die Freiburger Schüler zusammen mit Prinz Pi den Beginn der für sie wohl schönsten Zeit des Jahres. Denn ein Blick durch die Reihen im Zirkuszelt des ZMF ließ erahnen, dass es sich bei den „Keine Liebe“- und „Prinz Porno“-T-Shirt-Trägern eher um die jüngeren Bewohner Freiburgs gehandelt haben muss. Und Friedrich Kautz, wie Prinz Pi mit bürgerlichem Namen heißt, wollte unbedingt vermitteln, dass er den Lifestyle hier im Breisgau versteht. Er selbst habe einige Monate in Freiburg-Wiehre gelebt, in der dortigen Dachgeschosswohnung gar „Der neue iGod“ geschrieben. Das alles würde ihn dazu befähigen, beurteilen zu können, ob das heute ein perfektes Freiburg wird oder eben nicht. Spoiler-Warnung: Ja, wird es.
Während des ersten Songs des Abends sah es aber noch ganz anders aus. Pi schlenderte zu „Du bist“ mit roter Schildmütze und Shorts auf die Bühne und was wie eine sichere Startnummer klingt, ließ das Publikum erst einmal zurückhaltend reagieren. Warmwerden hieß es. Und lange hat das im – kein Text über ein ZMF-Konzert ohne diese Info – sehr heißen Zirkuszelt nicht gedauert. „Im Westen nichts Neues“ wurde angestimmt und vom letzten Rang der Tribüne bis zur ersten Reihe vor der Bühne waren die Hände oben. Prinz Pi, der sich das Mikrofonkabel immer wieder um den Hals schlang wie der übermotivierte Sänger einer Rockband, spürte, dass das ein guter Abend für ihn werden könnte: „90 Minuten können wir mit euch machen, was wir wollen. Wird das gut?“ Auch wenn das im Takt mitklatschen eher wie starker Platzregen klang, gab sich das Publikum mehr als Mühe. „Im Jetzt ist das Chaos“ bewies sogar, dass die Crowd blitzschnell auf „Hände hoch/runter“-Anweisungen reagieren konnte.
Pi meinte, sein Programm wäre wie eine gute Stunde Sport. Mal zieht es an, mal läuft man gemütlich aus. „Lasst die Arme oben, das ist ein Konzert, Alter“, platzte es aus dem Drill Instructor Prinz Pi bei „Weiße Tapete“ dennoch heraus. Denn Ruhepausen, die er mit Liedern wie „Werte“ vielleicht eingeplant hatte, wurden ebenso frenetisch gefeiert wie die zum Handtuchschwingen animierende Elektrosause „Gib dem Affen Zucker“. Diese Energie schwappte auch auf den Künstler über. Das „Ab“ wurde an diesem Abend aus dem „Auf & ab“ gestrichen. Die Setlist überzeugte hauptsächlich durch bekanntere Stücke ab der „Rebell ohne Grund“-Ära. Ob „Kompass ohne Norden“, „Schwermetall“, „Glück“ oder „1,40 m“ – Kehlen wurden heißer, Shirts durchgeschwitzt und Handflächen vom Klatschen rot. Trotz einer für HipHop-Konzerte recht üppigen Bühnenbelegschaft – bestehend aus Gitarrist, DJ und Keyboarder – fehlte es dem Sound etwas an Druck, für eine frenetische Stimmung reichten Pis Abi- und Lebensfindungshymnen trotzdem.
Nach mehr als der Hälfte der Show dachte der 36-jährige noch einmal laut und wurde dafür mit tosendem Applaus bedacht: „Das wird heute großartig!“ Man war für das realistische Lob dankbar als Pi erklärte, dass es das ZMF „nur“ in die Top 3 und nicht auf die Pole Position seiner diesjährigen Festival-Auftritte schaffen würde. Als Krönung packte Pi für die Zugabe seinen ersten großen (Szene-)Hit „Keine Liebe“ aus. Auf dem Originalinstrumental von Xzibit. Mitgerappt wurde so laut wie bei keinem anderen seiner Stücke. Dabei kam bei den etwas älteren Konzertbesuchern hoffentlich nur ein Gedanke auf: Prinz Pi zu haten, weil er nicht mehr Underground und bis heute noch nicht der zweite Teil der „Picknick“-EP erschienen ist, wäre albern. Denn wenn der Soundtrack der Jugend so klingt, kann es um den sicherlich noch weiter reifenden Musikgeschmack der jungen Menschen dieses Landes gar nicht so schlecht bestellt sein.
Kommentar hinterlassen