Pro Action Football: Table-Top für Fußballfans
Zu Tischfußball und Tipp-Kick gab es in den 90ern eine Alternative: Pro Action Football. Ein Blick zurück auf das Table-Top-Spiel von Parker.
Den Spielablauf von Pro Action Football zu erklären, ist komplizierter als so mancher Beziehungsstatus auf Facebook. Die 20 Feldspieler werden über das Spielfeld geschubst, so dass diese vom eigenen in den gegnerischen Strafraum gleiten können und wieder zurück. Durch Magneten bleibt der Fußball stets am jeweiligen Spieler. Auch Pässe und Schüsse sind durch eine in die Spielmännchen eingefügte Tipp-Kick-Funktion möglich.
Die umfangreiche Anleitung verleitet zum großzügigen Auslegen der Spielregeln. Kein Wunder, dass die chaotischen Fußball-Sessions mit Freunden und Geschwistern oft im Streit endeten. Alles halb so wild, denn das Spiel macht optisch mehr her als die Deluxe Edition von Tipp-Kick.
Neben dem Hauptspiel, das aus zwei Mannschaften mit je elf Figuren, einem Spielfeld aus Stoff, Banden, Bällen und Toren besteht, gab es noch Extras zu kaufen. Ich hatte mir noch ein drittes Team mit den Trikots der brasilianischen Nationalmannschaft sowie eine Pressspanplatte, die als optimale Spielfeldunterlage dient, besorgt. Auch eine Arena mit abspielbaren Fangesängen und Stadionansagen gab es.
Wie ein echtes Fußballspiel
„Realistisch, schnell, dramatisch – das echte Fußballspiel“ steht auf dem Karton von Pro Action Football. Ein Tischfußballspiel, das die Atmosphäre eines echten Matches samt Taktiken, Spielmanöver und Standardsituationen ins Kinderzimmer bringen wollte. Alles, was auf dem echten Platz geschieht, sollte auch hier möglich sein: vom Foul über den Zweikampf bis hin zum Freistoß.
Pro Action Football erschien 1994 bei Parker. Ich entdeckte das Spiel während der Europameisterschaft 1996. Ein Klassenkamerad steckte mich mit seiner Begeisterung an wie noch drei Wochen zuvor mit Windpocken. Tipp-Kick war okay, fesselte mich aber kaum so sehr wie das Spielerschubsen von Pro Action Football.
Die schick designten Figuren, die mit ihrer Table-Top-Ästhetik jeden Dreikäsehoch mit Scout-Rucksack begeisterten, waren Hingucker auf dem Kinderzimmerboden. Doch so spektakulär die Spielfiguren auch aussehen: Beim Draufschlagen mit der flachen Hand rutschten die Kinderpranken nicht selten ab und trennten Beine und Füße von den Spielern.
Den Test der Zeit nicht bestanden
Der Test der Zeit hat gezeigt, dass sich das Spiel nicht gegen Tipp-Kick und den kneipenerprobten Tischkicker durchsetzen konnte. Zu komplizierte Regeln, zu schwer in der Handhabe. Für die Zielgruppe der Acht- bis Zwölfjährigen zu hohe Einstiegshürden. Als Total Action Football erschien das Spiel später trotzdem noch einmal in England. Kritiker nahmen es wohlwollend auf. „The game was great and we all had a fun packed afternoon at our own football tournament“, schreibt die Website dadzclub und gibt dem Spiel vier von fünf Sternen.
Während meiner Recherche bin ich auf ein Tischfußballspiel gestoßen, das Pro Action Football ähnelt: Subbuteo. Das 1925 vom Liverpooler William Lane Keeling entwickelte Game, das noch heute beliebt ist, funktioniert eins zu eins wie Pro Action Football, verzichtet jedoch auf die Magnettechnik. Vielleicht wäre das eine Alternative für diejenigen, die keine Lust auf Tipp-Kick und Co. haben.
Ich hatte ja n Tip-Kick.
Und ich erinnere mich wie ich wie mal jemandem Tip-Kick-Style in den Hoden getreten habe. Eher unabsichtlich. Wollte abbremsen, habs nciht hinbekommen. Werde wohl so ca. 20 gewesen sein 😀
Schöne Geschichte! ;D