Review: Pyrin & Heitech – 60
„Wir bringen die Sechziger in die Neunziger und beides ins Heute“, heißt es auf dem Titeltrack von Thomas Pyrins und Heitechs neuer EP „60“. Und diese Zeile ist bezeichnend für das, was auf den sieben Stücken passiert. Heitech bediente sich an der Musik der sechziger Jahre und machte daraus Boombap-Beats im Stile der Neunziger. Diese nutzte Pyrin, um in gewohnter Manier vermeintlich komplexe Alltagsprobleme auf den Punkt zu bringen.
Doch wenn man die Idee des Projekts kennt, hört man bei den Beats selbstverständlich erst einmal genauer hin. Denn machen wir uns nichts vor, bei „60“ ist das Konzept der Star. Und möchte man dem Infotext auf Pyrins Bandcamp-Seite glauben, dann ist die EP der Versuch, die dunklen und tiefen Geister der psychedelischen Blütezeit der sechziger Jahre einzufangen und in die Gedankenwelt Pyrins zu übertragen.
Kennt man frühere Werke des Göppingers, ahnt man, was das zu bedeuten hat. Inhaltlich wird dem Hörer typische Pyrin-Kost serviert. Der frühere Thommy Walker macht seinem Ärger über die Menschheit und vor allem sich selbst gegenüber ordentlich Luft. Dabei springt alle vier Zeilen ein Zitat heraus, das man sich am liebsten merken und in Zukunft rezitieren möchte. Mit einem Storyteller wie „Die Glocken läuten“ beweist Pyrin außerdem aufs Neue, dass er in der Lage ist, präzise Bilder zu zeichnen ohne zweckzureimen oder Zeilen an den Haaren herbeizuziehen.
Und wie sind die Beats letztendlich geworden? Genauso wie es der oben erwähnte Infotext versprochen hat. Der atmosphärische Titelsong „60“ ist ein Bastard aus Folk- und HipHop-Brett und schreit förmlich danach, dass man Pyrin und Heitech auf die kommende Reise begleiten möchte. „Vorsichtig mit deiner Axt“ und „Ende der Nacht“ werden von einem chillig verrauchten Orgelspiel getragen. Und „Gedankenstrich“ brummt bedrohlich vor sich hin und wird dabei von einem spärlich eingesetzten, psychedelischen Gitarren-Sample begleitet. Tatsächlich ein ziemlich gelungener Soundentwurf für die „Psycho-Tales“ des Thomas Pyrin.
Thomas Pyrin und Heitech „lieben ihre Musik wie der Vater seinen Sohn“. Das spürt man. „60“ ist eine von A bis Z durchdachte EP, der man die Freude an jedem gefundenen Sample und jedem geschriebenen Reim anhört. Da ist der Mindestkaufpreis von einem Euro eher ein symbolischer Kostenaufwand, der einfach drin sein muss.
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