Red Bull Flying Bach: Breakdance zu klassischer Musik
Breakdance auf Musik von Johann Sebastian Bach: Die Flying Steps besuchten am 30. Mai das Freiburger Konzerthaus, um ihre weltberühmte Show „Flying Bach“ aufzuführen und lockten damit ein Publikum jeglicher Couleur an.
Pünktlich um 21 Uhr sollte es losgehen, was das ungeduldige Publikum bereits nach zehn Minuten Verspätung dazu veranlasste, die Tänzer auf die Bühne zu klatschen. Christoph Hagel, der die künstlerische Leitung dieses Projektes innehat, trat in den Lichtkegel, begrüßte die Zuschauer auf charmant freche Art, nahm daraufhin direkt am Klavier Platz und stimmte gemeinsam mit seiner Kollegin am Cembalo die ersten Töne von Johann Sebastian Bachs Werk „Das Wohltemperierte Klavier“ an. Was folgte waren 75 zum Teil atemberaubende Minuten, in denen die acht B-Boys gemeinsam mit Ballerina Anna Holmstrom tänzerisch der Schwerkraft trotzten. Visuell untermalt von großflächigen Leinwandprojektionen tanzten sich die Flying Steps im Takt zu Bachs Präludien und Fugen in Ekstase und provozierten damit im Minutentakt Szenenapplaus. Teilweise nur auf Pianoklänge, teilweise unterlegt mit elektronischen Beats und teilweise komplett vom Band erzählten die Choreografien kleine Geschichten, die mal zum Lachen anregten, mal fesselten und mal schockierten. Das schicke Konzerthaus direkt im Herzen Freiburgs lockte mit „Flying Bach“ ein wildgemischtes Publikum an. Familien, die gemeinsam einen hippen Event besuchen wollten, neugierige Freunde klassischer Musik und jede Menge junge Menschen mit einer Affinität zum gepflegten HipHop-Tanz.
Der Energydrink-Hersteller Red Bull hat Ohren und Augen ganz weit offen und bestreitet das Tagesgeschäft schon lange nicht mehr nur durch das Verleihen von Flügeln. Ob das Flugevent X-Fighters, ein eigenes Formel-1-Team oder der Fernsehsender Servus TV – das österreichische Unternehmen versucht in den unterschiedlichsten Bereichen Fuß zu fassen. Mit dem Beat Battle und Lords Of The Floor konnte Red Bull in der Vergangenheit bereits erste Erfahrungen im Breakdance-Bereich sammeln, weshalb die Zusammenarbeit mit den Flying Steps nicht gänzlich überraschend kam. Nachdem „Red Bull Flying Bach“ 2010 uraufgeführt wurde, begann die Show einen Siegeszug einmal rund um den Erdball, der die Tänzer nach Japan, Nordamerika, zum Eurovision Song Contest und sogar auf das Sommerfest des deutschen Bundespräsidenten brachte. Doch die Flying Steps waren schon vor ihrer Tanzperformance auf Musik von Bach eine erfolgreiche Truppe in ihrem Metier. Vartan Bassil gründete die Crew 1993 zusammen mit Kadir Memiş in Berlin und gewann mit ihr bereits im darauffolgenden Jahr das internationale Battle Of The Year. Headspin-Weltrekorde, zwei Siege beim Red Bull Beat Battle und eine waschechte Musikkarriere mit drei veröffentlichten Alben folgten.
Sieben Monate dauert die aktuelle Deutschlandtour, die die Tänzer einmal quer durch die Republik führt. Obwohl noch einige Plätze des Konzerthauses leer blieben, Freiburg wurde nach dieser Veranstaltung begeistert zurückgelassen. Denn spätestens mit der großen Zugabe zu „Breakin‘“ von Madcon kam ein ordentliches HipHop-Feeling auf, das zeigte, warum die Hände zumindest an diesem Abend nicht aus dem Klatschen herauskamen. Nicht das Kombinieren zweier vermeintlich nicht vereinbarer Kunstformen, sondern diese unglaublichen Tanzbewegungen bestehend aus Powermoves, Freezes und Headspins versetzten die Zuschauer, die in ihren Leben eben noch keinen Zugang zum B-Girling und B-Boying gefunden haben, in pures Erstaunen. Besser kann man Generationen und entsprechend unterschiedliche Interessen nicht zusammenbringen.
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