Resterampe 2016 – Filme nachgeholt #2

Gestern haben wir bereits über Filme gesprochen, die ich nicht im Kino dafür aber am Jahresende auf dem heimischen Sofa gesehen habe. Ob „Ratchet & Clank“, „Ghostbusters“ oder „Green Room“, 2016 hatte so viele interessante Filme zu bieten, dass man die 52 Wochenenden des Jahres mit Schlafsack im Stammkino hätte verbringen müssen, um nichts zu verpassen. Klar, dass das nicht geht und einem am Ende nur der Griff zur Heimkinoversion bleibt. Was ich im ersten Teil von „Resterampe 2016“ begonnen habe, bringe ich an dieser Stelle zu Ende. Ich hole vier weitere Filme nach, die im noch laufenden Jahr erschienen sind und die es bis dato nicht von meiner To-Watch-Liste geschafft haben.

 

Star Trek Beyond

Erschienen: 21. Juli
Was geht? Über die beiden Star-Trek-Filme von J.J. Abrams konnte man sich als Fan des Franchises durchaus streiten. Gutgemachte Science-Fiction, die dem Roddenberry-Universum viel Respekt bekundete und ihm auch ein paar neue Impulse gab, war es aber gewiss. Teil 3 der „neuen“ Star-Trek-Filmreihe fällt dagegen deutlich ab. Ober-Nerd Abrams hat für Justin Lin den Regiestuhl geräumt, der zuletzt Vin Diesel und The Rock in „Fast & Furious“ in spiegelnden Sportfelgen abfilmen durfte. Das merkt man „Star Trek Beyond“ an, denn Action ist hier das große Verkaufsargument. Sogar eine rasante Motorradfahrt hat es in den Film geschafft. Was für ein Zufall! Damit ist „Beyond“ ein sehr feiner Krawallfilm mit Weltraumkulisse geworden, versprüht aber kaum noch die klassische Star-Trek-Atmosphäre, die auf langsam erzählte, aber durchdachte Geschichten setzt. Da hilft es auch nicht, Fotos der alten Riege rund um Nimoy und Shatner einzubauen, um Fans der ersten Stunde abzuholen.
Nachholbedarf? Hervorragende Unterhaltung für Action-Fans – wer „Star Trek“ mag, verpasst hier aber nix.

 

 

Der Nachtmahr

Erschienen: 26. Mai
Was geht? Zu Beginn wird der Zuschauer darauf hingewiesen, dass dieser Film mit einer hohen Lautstärke geschaut werden sollte. Ich tat dies, musste im Laufe von „Der Nachtmahr“ – Achim Bornhaks erster großen Kinoproduktion – jedoch feststellen, dass dies keine so gute Idee war. Der hämmernde Elektrosoundtrack ließ die Wände wackeln und Nachbarn verärgert sturmklingeln. Leiser drehen ging aber kaum, da die Dialogszenen dermaßen leise abgemischt wurden, dass man häufig nur die Hälfte des Gesprochenen verstand. Schade, denn die Geschichte rund um die Teenagerin Tina, die nach dem Besuch einer Rave Party einen Nervenzusammenbruch erleidet und der fortan das titelgebende Wesen erscheint, ist außergewöhnlich und reizvoll. Leider stemmt Jungschauspielerin Carolyn Genzkow die anspruchsvolle Rolle nur bedingt, Timing, Mimik und Gestik wirken zum Teil etwas überkandidelt. Ähnlich verhält es sich mit den illustren Nebendarstellern rund um Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Kim Gordon, Joe Rilla und Nura von SXTN, die sichtbare Laien sind oder zumindest so spielen. Fremdschamanfälle lassen sich nicht immer unterdrücken. Das ist alles sehr bedauerlich, denn „Der Nachtmahr“ ist ein durch und durch ambitioniertes Projekt mit ausgefallenen Ideen, das jedoch in jeder Minute nur Fernsehfilmcharakter ausstrahlt.
Nachholbedarf?
Fans von elektronischer Tanzmusik und außergewöhnlichen Geschichten dürften nix falsch machen, der Rest fühlt besser mit einem Trailer vor.

 

 

Pets

Erschienen: 28. Juli
Was geht? „Pets“ ist ein klassischer Animationsfilm mit süßen Charakteren und einer einfachen Feel-Good-Story, die Kinder lieben und Erwachsene mit dem einen oder anderen cleveren Gag abholt. Dennoch sticht dieser von den „Minions“-Machern produzierte Streifen aus dem Einheitsbrei der Animationsfilme heraus. Die Figuren rund um das verwöhnte Schoßhündchen Max, der sein Heim überraschend mit dem Mischling Duke teilen muss, sind noch ein wenig putziger, die Dialoge noch einen Tick lustiger und die Kulisse und der Soundtrack treffen den Zeitgeist mit der Wucht eines Elfmeterschusses. Während man dem wenig überraschend rudimentären und vorhersehbaren Plot folgt, wandern die Augen immer wieder in den Hintergrund, um kleine Details zu erhaschen, die es fernab des Scheinwerferlichts zu entdecken gibt. Denn „Pets“ ist ein liebevoll ausgearbeiteter Animationsfilm, dessen deutsche Synchronisation mit den Stimmen von Jan Josef Liefers und Dietmar Bär hervorragend funktioniert und damit ein perfektes Familienvergnügen abrundet, das sich für die freien Tage zwischen den Jahren anbietet.
Nachholbedarf? „Pets“ ist einer der besseren Animationsfilme des Jahres – also definitiv ja!

 

 

Legend

Erschienen: 7. Januar
Was geht? Der 1998 für „L.A. Confidential“ mit einem Oscar prämierte Regisseur Brian Helgeland liefert mit „Legend“ einen Gangster-Film ab, der sich trotz mittelinteressanter Geschichte dank seines Hauptdarstellers von der Masse absetzt. Das eineiigen Zwillingspaar Ronnie und Reggie Kray führt im London der 60er Jahre ein Gangsterimperium, das auf Gewalt und Erpressung fußt. Dabei geraten die Brüder aneinander, da der psychisch labile Ronnie kriminelle Geschäfte nach Art der alten Schule regeln und der schöne Reggie diese nach dem Vorbild der Las-Vegas-Mafia umbauen möchte. Der Clou des Films besteht darin, dass Tom Hardy beide Hauptrollen spielt und durch die beiden völlig unterschiedlichen Charaktere eine breite Palette seines schauspielerischen Könnens zeigen kann. Hardy ist das große Spektakel von „Legend“, das besonders in den Dialogen, die er im Grunde mit sich selbst führen darf, zum Vorschein kommt. Leider kann da der überraschungsarme Plot rund um familiäre Rivalitäten und dem daraus resultierenden Untergang eines „Unternehmens“ nur bedingt mithalten.
Nachholbedarf? Wer Tom Hardy nur aus „Mad Max“ kennt, ihn aber auch mal richtig schauspielern sehen möchte, muss „Legend“ unbedingt schauen.

 

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