Review: 22 Jump Street
Die Straße ist die gleiche, die Hausnummer hat sich geändert: „22 Jump Street“. Jonah Hill und Channing Tatum sind zurück und diesmal reif fürs College.
In dem Reboot-/Remake-Wahn der letzten Jahre war zwischen den Robocops und A-Teams die Neuauflage von „21 Jump Street“ eine wahre Wohltat. Der Film verkam nicht zum Aufwärmprodukt eines alten Erfolgsrezeptes, das den Machern einen schnellen Dollar einbringen sollte, sondern wurde auch inhaltlich ein Fest für neue und alte Fans. Eine Hommage, die letztendlich durch Gastauftritte von Johnny Depp, Peter DeLuise und Holly Robinson von ganz oberster Stelle abgenickt wurde. Nun sind Jonah Hill und Channing Tatum zurück und fügen dem Jump-Street-Universum ein weiteres Kapitel hinzu. Eines, das sich glücklicherweise nicht an großen Experimenten versucht, sondern dort anschließt, wo der Vorgänger aufgehört hat. Aus diesem Grund ist „22 Jump Street“ zwar keine mutige, dafür aber eine durchaus geglückte Fortsetzung, die nach dem WYSIWYG-Prinzip funktioniert.
Turn Down For What
Zu Beginn des Films wird die Handlung des ersten Teils noch einmal knapp zusammengefasst, um die Protagonisten Morton Schmidt (Jonah Hill) und Greg Jenko (Channing Tatum) anschließend direkt in das Geschehen zu werfen. Zum Sound von DJ Snakes und Lil Jons „Turn Down For What“ pumpen sich die beiden Undercover-Cops für die bevorstehende Festnahme des Drogenkönigs Ghost (Peter Stormare) auf, was jedoch – ohne etwas anderes erwartet zu haben – mächtig in die Hose geht. Nach dieser Niederlage kommt der bereits aus dem ersten Teil bekannte Capt. Dickson (Ice Cube) gerade richtig, der die ungleichen Buddys erneut für seine Jump-Street-Abteilung rekrutiert. Und der Auftrag, den sie bekommen, könnte nicht bekannter sein: Ein von Trenddrogen überschwemmtes Bildungsinstitut infiltrieren und die Dealer samt ihrer Hintermänner dingfest machen. Diesmal geht es jedoch nicht in die High School, sondern auf das College.
Für Jonah Hill und Channing Tatum, die den Film sogar produzierten, scheint die Jump-Street-Reihe eine Herzensangelegenheit zu sein. Man kann ihnen die durch die Zusammenarbeit entstandene Spielfreude förmlich ansehen, was beispielsweise zum vermutlich nicht gespieltem Lachen seitens Tatum während Hills spontaner Poetry-Slam-Einlage führte. Da war es für Phil Lord und Christopher Miller, die erneut Platz in den Regie-Stühlen nehmen durften, sicherlich ein Leichtes, unterhaltsame Bilder einzufangen. Und davon gibt es erstaunlich großartige, welche in lustigen Split-Screens bei Drogen-Trips oder wilden Kamerafahrten bei Footballspielen und Verfolgungsjagden ihre Höhepunkte finden. Dennoch setzt der Streifen nicht auf billige Effekthascherei, was beispielsweise darin zu erkennen ist, dass eine nett anzusehende Darstellerin wie Amber Stevens nicht zur bloßen Fleischbeschau degradiert wurde, sondern tatsächlich ein wichtiger Bestandteil des Drehbuchs mit zwei, drei brauchbaren Sätzen ist.
Liebeserklärung an die Nerd- und Filmkultur
„22 Jump Street“ ist am Ende des Semesters dennoch eine Komödie und diese punkten ausschließlich durch ihren Humor. Glücklicherweise hat der Film davon einen ganzen Hörsaal voll. Zum Großteil sind die Gags zwar flach, doch auch ohne weitere Sinnebenen wirken sie nicht unangenehm. Und das Dutzend Witze, bei denen nur die Eingeweihten mit Cinema-Abo lachen sollen, hat „22 Jump Street“ ebenso. Ab und an ist die vierte Wand gar am brechen und der Spaß auf eigene Kosten schüttet die Sympathie gegenüber den Machern eimerweise aus. Genau aus diesem Grund möchte man dem Film nicht böse sein, wenn der leicht zu unterhaltende Teil der Zuschauer beim fünften „wir-kommen-rüber-wie-ein-schwules-Pärchen“-Witz noch lacht. „22 Jump Street“ kann in Dialogen zwischen Hill, Tatum und Ice Cube durchaus brillant sein, kränkelt dann aber wieder an mittelmäßigen Slap-Stick-Einlagen. Trotzdem ist der Streifen keine dumme Hirn-raus-Komödie, sondern eine mit vielen Popkulturreferenzen gespickte Liebeserklärung an die Nerd- und Filmkultur, die durch Gastspiele von Seth Rogen, Queen Latifah und DJ Diplo ihre Krönung bekommt.
Ob das Klischee vom Spring-Break-feiernden Studenten im letzten Fünftel des Films noch einmal hätte aufgegriffen werden müssen, ist fraglich, doch bis dahin wirkt der 112-Minuten-Streifen kurzweilig und längenlos. Das hat auch das Publikum begriffen, das dem Film bei einem Budget von 65 Millionen Dollar bereits knapp 280 Millionen zurück in den Geldbeutel schaufelte. Sollte es noch nicht geschehen sein, kann es nicht schaden, vor dem Lösen der Kinokarte den ersten Teil nachzuholen. „22 Jump Street“ baut nahtlos auf dem Vorgänger auf, nimmt sich alte Figuren und erzählt deren Geschichte ein kleines Stück weiter. Wenn es möglich ist, sei auch der Gang in das Lichtspielhaus empfohlen, das den Film im Originalton zeigt. Ein erstklassiger Comedian wie Jonah Hill funktioniert in seiner eigenen Sprache sicherlich am besten.
Es ist keine Überraschung, aber um an „22 Jump Street“ Spaß zu haben, muss man nicht in Filmwissenschaften promoviert haben. Der Streifen möchte einfach sein, den Zuschauer dabei aber auch nicht für dumm verkaufen. So geht massentaugliches Kino, nach dessen Genuss man sich nicht schlecht fühlt. Die in den Credits angekündigten 23 bis 48 Jump Street können also kommen!
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