Agrip Nassim – Hayet
VÖ: 28. Juli 2006 // Label: Geil Records
Eigentlich wollte die EMI das Debütalbum von Agrip Nassim veröffentlichen. Doch die Labelbosse entschieden sich kurzfristig gegen “Hayet” (zu deutsch “Leben”).
Weshalb der EMI das Material zu heiß ist, wird schnell klar. Agrip Nassim lässt sich auf “Hayet” über brisante Themen wie Terrorismus, Glaubenskriege und US-amerikanische Außenpolitik aus. Der 24-jährige Tunesier lässt seine Trauer und seinen Hass ohne Filter heraus. Auf dem Opener „Blutiger Staub“ fragt sich der Rapper, weshalb seine Schwestern und Brüder wegen geldgeilen Menschen wie George Bush leiden müssen. Auf Tracks wie „Palästina“ führt Agrip diese Inhalte konsequent fort.
Doch auch härtere Ansagen wie der Aggro-Berlin-Diss „Hessenstyle Kanaken“ oder „Bloodsport“ mit Kidbull am Gastreim berreichern „Hayet“. Denn hier präsentiert sich der aus einem Frankfurter Vorort stammende Rapper als aggressiver und alles andere als gesellschaftskonform. Aber das möchte er auch gar nicht sein. Weisheiten von Sokrates – „Wo es keine Gespräche mehr gibt, beginnt die Gewalt“ – werden nicht umsonst in der Presseinfo zitiert.
Das alles täuscht nicht über Agrip Nassims Defizite hinweg. Auf der einen Seite transportiert er überzeugend Gefühle, Ängste und Wut, auf der anderen Seite strengt das Album an. Nassims Flow ist ausbaufähig. Auch die Reimtechnik und Metaphern hätten raffinierter ausfallen können. Dennoch bewirbt sich Nassim mit „Hayet“ für mehr. Wenn der junge Kerl diesen Weg weitergeht, könnte aus ihm ein Ausnahmerapper mit den ganz heißen Themen werden.
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