Review: Deadpool vs. X-Force

Wenn Deadpool auf Cable und seine X-Force-Truppe trifft, kommt es zur größten Keilerei seit Ali vs. Foreman. Wenn dann auch noch Zeitreisen im Spiel sind, können sich Historiker schon einmal auf das Umschreiben der Geschichtsbücher gefasst machen. Der Comic-Sonderband „Deadpool vs. X-Force“ ist nun auch in Deutschland erschienen.

 

Der Titel des neuen Comic-Sonderbands „Deadpool vs. X-Force“ ist Programm: Deadpool wird von Glenn Talbot angeheuert, um in die Vergangenheit aufzubrechen und die Geschichte zu Gunsten des Auftraggebers zu ändern. Cable reist mit der X-Men-Einsatztruppe X-Force – bestehend aus den Mutanten Warpath, Boom Boom, Domino und Cannonball – hinterher, um dies mit allen Mitteln zu verhindern. Schusswaffen und geballte Fäuste gehören fortan zum Standardrepertoire. Wade Wilson – wie Deadpool mit bürgerlichem Namen heißt – und seine Verfolger verschlägt es dabei in den amerikanischen Unabhängigkeits- und Bürgerkrieg, zu den Boxeraufständen nach China sowie nach Deutschland ins Hofbräuhaus, in dem sich Adolf Hitler gerade genüsslich Bier unter dem Schnurrbärtchen einverleibt. Dank zackiger Schauplatzwechsel gibt es auf den rund 100 Seiten viel zu sehen, die in Kombination mit der schnell erzählten Geschichte, die wenige Sprechblasen dafür aber viele Kampfszenen bietet, zu einem kurzweiligen Genuss werden. Der typische Deadpool-Humor, der sich aus coolen Sprüchen und dem Einreißen der vierten Wand zusammensetzt und ein beinahe schon bemitleidenswerter Cable, der seinem Gegenspieler hinterherrennt, um die Scherben aufzusammeln, sind die Kirsche auf der Torte.

 

Von 2004 bis 2008 teilten sich Cable – der zeitreisende Sohn der X-Men Cyclops und Madelyne Pryor – und der Söldner Deadpool eine Comicserie. Neu ist das Aufeinandertreffen der beiden Fanlieblinge also nicht. Nachdem beide Figuren Ende der 2000er jedoch Soloserien bekamen, mussten Fans auf gemeinsame Abenteuer des laut Marvel.com siebtbeliebtesten Tag Teams aller Zeiten sehnsüchtig warten. Zwischen September und November 2014 erschien in den USA die vierteilige Miniserie „Deadpool vs. X-Force“ von Duane Swierczynski und Pepe Larraz und belohnte die Geduld der Fans schlussendlich. Beinharte Anhänger der beiden Protagonisten können sich freuen, denn der Sonderband zeigt das erste wahre Aufeinandertreffen von Deadpool und Cable, was am Ende des Heftes sogar mit einer von Zeichner und Autor Rob Liefeld stammenden Seite „kommentiert“ wird. Apropos Rob Liefeld: Dieser hat alles Recht der Comicwelt, das Werk von Swierczynski und Larraz zu Ende zu bringen, denn er schuf 1991 zusammen mit Fabian Nicieza den Antihelden Deadpool und schon 1986 gemeinsam mit Louise Simonson dessen Buddy Cable.

 

Autor Duane Swierczynski bezahlte seine Miete bisher unter anderem durch das Schreiben von Krimis, aber auch Geschichten über Iron-Man, Moon Knight und den Punisher konnten in der Vergangenheit sein Bankkonto füllen. Der 34-jährige Pepe Larraz, der den sauberen klassisch amerikanischen Superheldenzeichenstil für „Deadpool vs. X-Force“ umsetzte, malte bereits Comics für Star Wars, Thor und die X-Men. Neben allen vier übersetzten Teilen von „Deadpool vs. X-Force“ gibt es am Ende des Sonderbandes zusätzlich eine Bonusstory mit dem Titel „Hast du je…?“, die ursprünglich im Juli 2010 im Rahmen der „Girl Comics“ erschien. In der von Faith Erin Hick geschriebenen und gezeichneten kinderfreundlichen Kurzgeschichte stehen Dämonenjägerin Elsa Bloodstone und ihre Freundin Tabitha Smith im Fokus. Schöner Zusatzinhalt, der leider deutlich macht, dass der Showdown zwischen Deadpool und Cable zwar ein riesiger Spaß für Zwischendurch ist, inhaltlich trotzdem nicht genug Fleisch für ein sowieso schon recht dünnes Heft bietet. Trotzdem: Fast Food schmeckt ab und an ja auch mal!

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